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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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müde zur Burg zurück. Von Weitem schon sah er die stolze Anlage, die, seit dem Dietbert das Kommando hatte, in voller Pracht erstrahlte: Überall waren Fahnen gehisst, auf den höchsten Spitzen flatterten Wimpel und alles und jeder auf der Burg war sauber und adrett.
       Ein wirklich grandioser Anblick, dachte Randolf, aber heute wirkt die alte Burg irgendwie noch schöner als sonst!
       Und richtig! Dietbert hatte zur Feier des Tages die Familienbanner derer von Waldeck aufziehen lassen, denn heute war hoher Besuch eingetroffen!
       Kaum das Randolf über die  wiederhergestellte Zugbrücke geritten war, kam sie ihm auch schon entgegen geflogen: Amelie!
       Ihr Anblick ließ ihn augenblicklich alles um ihn herum vergessen, er hatte keinen anderen Gedanken mehr als nur: Amelie! Sein Herz raste, seine Gedanken explodierten, er war nicht mehr Herr seiner Sinne! Er sprang noch während des Rittes ab, stürzte auf sie zu und fiel in ihre Arme.
       Es musste wohl über eine Minute vergangen sein, als sie sich, mit tränennassen Wangen, wieder von einander lösten. Sie hielten sich mit gestreckten Armen, wie kleine Kinder beim Ringelreihen, an den Händen und waren beide so glücklich, wie man es nur sein konnte. Gerne hätte Randolf Amelie innig auf den Mund geküsst und tief brannte der Schmerz in ihm, dass dies wohl so nicht mehr möglich war; aber ein Küsschen auf die Wange wollte er seiner neuen Halbschwester dann doch geben. Er setzte zum geplanten Kuss an, doch Amelie wich zurück! Nicht mal das lässt sie zu, dachte er schockiert und ein mächtiger Ruck durchzog seinen Magen.
       „Schade!“ sagte Randolf. „Ein kleiner Kuss in Ehren hättest du mir doch erlauben können!“
       „Ein kleiner Kuss in Ehren?“ fragte Amelie gespielt entsetzt nach. „Kommt überhaupt nicht in Frage! Ich will von meinem Zukünftigen einen richtigen, einen gewaltigen Kuss, der mir die Sinne raubt!“
       Randolf war völlig perplex: Wie das? Was sollte das nun wieder bedeuten? Nein! Das konnte er nicht! Sie war seine Halbschwester und eine Verbindung kam nicht mehr in Frage, selbst wenn Amelie das so wollen würde, also setzte er zu einer Erklärung an, die sie sicherlich schwer treffen würde: „Amelie, du bist lieb! Aber du weißt doch...“
       „Ja“, unterbrach sie ihn. „Ich weiß!“
       „Na also! Was muss ich dir dann noch groß sagen?“
       „Ich sagte: Ich weiß! Aber ich vermute, dass du nicht ganz so klar siehst!“
       Randolf war hilflos – er wusste nichts mit dem anzufangen, was Amelie da so von sich gab!
       Amelie fuhr grinsend fort: „Mutter sagte dir doch, das Vater ihr die Liaison mit dem schwedischen Offizier leicht nachsehen konnte, weil er selbst jede Menge Liebschaften hatte und heute nun hat Mama das getan, wovor sie seit Jahr und Tag schon Angst hatte: Sie hat mir gestanden, dass ich nicht ihre Tochter bin! Mein Vater ist der Graf – das stimmt! Meine Mutter aber war eine seiner Mätressen, die bei meiner Geburt gestorben ist. Mein Vater hat dann darauf bestanden, dass ich sein Kind sei und mich offiziell anerkannt. Was sagst du?“
       Randolf war verwirrt und stutzte erst einmal. Er setzte sich auf einen dicken Stein, stütze sein Kinn in beide Hände und dachte laut nach: „Du bist die Tochter des Grafen und einer Frau, die wir nie kennen gelernt haben. Und ich bin der Sohn der Gräfin und eines schwedischen Offiziers?“
       „Ja, verstehst du denn nicht?“ jubelte Amelie. „Wir haben kein gemeinsames Elternteil! Wir sind nicht im geringsten Blutsverwandt!“
       Randolf begriff, seine traurigen Augen begannen vor Glück zu glänzen, er stand auf, nahm seine Amelie in den Arm und weinte hemmungslos.
       Amelie lehnte sich etwas zurück, strich ihm über die Haare und sagte: "Unser Hochzeitstermin steht schon fest – Mama freut sich sehr!“

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