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Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Titel: Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanca Busquets
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dass er nur auf der Suche nach einem billigen Dienstmädchen war, das ihm pünktlich das Essen auf den Tisch stellte und seine Hemden bügelte, damit er in aller Ruhe über die Erschaffung des Universumsund Russells Weltanschauung sinnieren konnte. Das ist nicht wahr, Mama!, hatte Leonor damals heftig widersprochen, die Zeiten haben sich geändert, es ist nicht mehr so wie bei dir und Papa, heutzutage sind wir frei, Mann und Frau haben die gleichen Rechte, und jeder hilft dem anderen. Nie zuvor hatte Dolors einen solchen Blödsinn gehört. Ein Philosoph des Widerstands sei er, so oder so ähnlich hatte Leonor ihr Jofre vorgestellt. Solch eine Vergötterung hatte Dolors noch nie erlebt, Leonor hatte definitiv den Verstand verloren. Du liebe Zeit, Kind, mach die Augen auf, hatte sie geschimpft, ja sie sogar an den Schultern gepackt und geschüttelt, doch es hatte alles nichts genützt: Dieser Jofre, der jetzt der Herr der Wohnung ist, in der sie den ganzen Tag untätig in der Ecke sitzen muss, hatte Leonor so gründlich den Kopf verdreht, dass ein gutes Stück von ihr verloren ging, wenn nicht die ganze Leonor, denn das, was noch übrig ist, ist eine andere Frau. Es ist Dolors unbegreiflich, dass ein Mensch sich derart ändern kann, wenn er wegen eines solchen Dummkopfs den Verstand verliert, denn so etwas war ihr in ihrem Leben nie passiert.
    Obwohl   … vielleicht ja doch. Nur war er alles andere als ein Dummkopf.
    Sandra zieht nun mit ihrem Jaume ab, jetzt, da sie ihn vorgestellt hat. Schon komisch, dass sie das überhaupt getan hat, sie verschwendet sonst nie einen Gedanken daran, dass die Oma den lieben langen Tag in ihrer Ecke sitzt und vor Langeweile fast vergeht. Wie gut, dass ihr das mit dem Pullover eingefallen ist, sie hat furchtbar große Lust, ja kann es kaum erwarten, schöne flauschige Wolle zwischen ihren Fingern zu spüren. Traumhaft schön wäre ja Kaschmir oder Angora, aber das feine, weiche Garn können ihrealten Finger nicht mehr gut verarbeiten. Aber Merinowolle muss es dann schon sein, und mit der kann man ja richtig schöne Muster stricken   …
    Ach herrje, auf einmal fällt Dolors ein, dass sie versäumt hat, auf Sandras Maße zu achten. Nein wirklich, dass sie diese Gelegenheit verpasst hat! Und das bloß, weil sie sich Gedanken gemacht hat, ob dieser Jaume zu ihrer Enkelin passt oder nicht. Wissen kann man das zu diesem Zeitpunkt ohnehin noch nicht, die beiden entwickeln sich ja noch, und erwachsen sind sie noch lange nicht, auch wenn sie das natürlich meinen. Sie sind in einem Alter, in dem man glaubt, die ganze Welt stünde einem offen, man wüsste bereits über alles Bescheid und ließe sich von keinem mehr ein X für ein U vormachen. Und gerade weil sie so denken, passiert ihnen das häufiger als sonst jemandem. Die Ärmsten.
    Sie selbst war auch erst mit vierzig richtig erwachsen geworden. Erst als Teresa und Leonor schon größer waren, war sie auf die Idee gekommen, die Scheuklappen abzulegen und sich umzuschauen. Erst nach dreizehn langen Ehejahren, in denen sie, wie alle selbstlosen Gattinnen und Mütter, nichts anderes im Blick gehabt hatte als ihren Mann und ihre Kinder, hatte sie festgestellt, dass die Welt sich drehte und sogar so dreist war, dies auch ohne sie zu tun. Und das war schlimm: Wie sie dreizehn Jahre lang so wenig Frau hatte sein können, so wenig Mensch, das ist ihr bis heute unerklärlich. Dolors muss über sich selbst lachen. Damals war sie alt gewesen, nicht heute. Im Grunde war sie von dem Tag an alt gewesen, als Eduard sie fragte, ob sie ihn heiraten wolle, und aus seiner Hosentasche einen Ring mit einem dicken Brillanten zog, einem Solitär, der sie so sehr geblendet hatte, dass sie für lange Zeit wie behext vonseinem Anblick war; funkelnde Edelsteine kennen nun mal kein Erbarmen, sie blenden einen dermaßen, dass man nichts anderes mehr sehen kann.
    Verlegen hatte Eduard seinen Hut in der Hand gedreht und war bei der Frage: Willst du mich heiraten? – wobei er das letzte Wort vor lauter Nervosität nur noch krächzen konnte – über und über rot geworden, nachdem er zuvor ganz bleich gewesen war, kreidebleich. Belustigt hatte Dolors gedacht, auweia, der kippt mir gleich um, aber das war natürlich noch vor dem Brillanten gewesen. Als in seinen zitternden Händen dann der Ring zum Vorschein kam, war es um Dolors geschehen gewesen, und nach allem, was geschehen war, wollte es eine Menge heißen, dass er ihr einen so wertvollen Diamanten schenkte.
    Als

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