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Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman

Titel: Die Woll-Lust der Maria Dolors - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanca Busquets
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Ringchen in meinem Bauchnabel erregt hat, dabei musste ich mich erst bitten lassen, denn am Anfang gefiel mir die Vorstellung gar nicht, mir so was stechen zu lassen. Aber Jofre kriegt ihn jetzt kaum noch hoch, während Víctor ständig einen Ständer hatte, das muss am Alter liegen, von einem Mann über fünfzig kann man natürlich nicht erwarten, dass er noch das gleiche sexuelle Verlangen hat wie so ein fünfundzwanzigjähriger Adonis. Ich hätte ja nie geglaubt, dass ich noch   … Ich dachte, das wäre längst vorbei und ich würde nie wieder die gleiche Leidenschaft und das gleiche Feuer spüren wie mit zwanzig. Zwischen Jofre und mir läuft schon einige Zeit nichts mehr. BisVíctor kam, hat es mir schon schwer zu schaffen gemacht, dass ich ihn nicht mehr heißmache, aber jetzt bin ich ganz froh darüber, dass er mich in Ruhe lässt. Nach all dem, was passiert ist   … Weißt du, es kommt mir vor, als hätte ich in den letzten Monaten eine innere Wandlung durchgemacht, auf einmal sehe und beurteile ich vieles ganz anders als früher. Sogar Jofre. Sicher, er weiß eine Menge, aber so viel nun auch wieder nicht. Inzwischen ist mir wirklich schleierhaft, warum ich all die Jahre geglaubt habe, er hätte die Weisheit mit dem Löffel gegessen. Über dreißig Jahre, man stelle sich das mal vor.
    Verzeih mir, Mama, dass ich am Tag deiner Beerdigung so etwas denke, aber ich kann dem Pfarrer nicht zuhören, meine Gedanken schweifen einfach immer wieder ab. Und ich kann nicht aufhören zu weinen, in letzter Zeit habe ich einfach nahe am Wasser gebaut. Ja, ja, ich weiß, dass du jetzt sagen würdest, nicht nur in letzter Zeit, schon immer, Kind. Das hast du mir schon gesagt, als ich noch klein war. Teresa weinte nie, während ich wegen jeder Kleinigkeit gleich losheulte. Vielleicht habe ich einfach mehr Tränen als sie. Möglicherweise produzieren ja einige Menschen mehr Körperflüssigkeiten als andere, die sie dann auch irgendwie wieder loswerden müssen, und wenn das nicht mit Schwitzen geht, dann eben mit Weinen. Und da ich nicht viel schwitze, weine ich eben umso mehr. Na, was hältst du von meiner Theorie? Nein, nein, du kannst ganz beruhigt sein, du musst nicht antworten, das konntest du auch schon in den letzten Monaten nicht mehr, ach, Scheiße, Mama, vor einem Jahr hast du noch geredet wie ein Wasserfall und dich mit jedem gezankt, vor allem mit Fuensanta. Ja, ja, ich weiß   … aber wie du dich der armen Frau gegenüber aufgeführthast, sie war deinetwegen schon richtiggehend verbittert, und jetzt sieh sie dir an, wie sie weint, bestimmt hat sie auch zu viel Körperflüssigkeit. Sie hatte dich wirklich gern, Mama, du solltest dich schämen, wie du sie behandelt hast, zeitweilig wussten Teresa und ich nicht mehr, wie wir sie noch trösten sollten.
    Aber ich will jetzt nicht mit dir schimpfen, verzeih mir. In den letzten Monaten ging es dir wirklich schlecht, du warst stumm und taub und teilnahmslos gegenüber allem, was um dich herum passierte. Dass ausgerechnet dir das passieren musste, die du doch immer so energisch und voller Leben warst! Aber vielleicht war das ja eine Strafe des Himmels, ja, hör nur hin, vielleicht war’s die Strafe dafür, dass du dich mit diesem Antoni eingelassen hast. Ja, ja, wenn du noch reden könntest, würdest du jetzt sicher sagen: Und was ist mit dir? Aber das mit Víctor ist etwas anderes, Mama, etwas völlig anderes, verlobt zu sein ist nicht das Gleiche wie verheiratet, ganz und gar nicht. Und ich weiß schon, dass das nicht richtig von mir war, da ich verheiratet bin, aber wenn Jofre ihn nicht mehr hochbekommt, ist das doch nicht meine Schuld, oder? Bei dir war der Schlaganfall jedenfalls eine Strafe des Himmels, o ja, Mama, wirklich, weil du eine Familie zerstört hast, bis heute kann ich nicht fassen, dass dir das egal war.
    Aber Schwamm drüber, was passiert ist, ist passiert. Stumm und an allem desinteressiert, hast du in deinem Sessel im Wohnzimmer Sandra jedenfalls noch einen wunderbaren Pullover gestrickt   … Ausgerechnet heute hat sich deine Enkelin in den Kopf gesetzt, ihn anzuziehen, dabei habe ich ihr gesagt, Sandra, Schatz, die Sonne scheint, bei dem Wetter bekommst du darin einen Hitzschlag. Abersie ist natürlich stur. Als sie ihn zum ersten Mal gesehen hat, war sie unheimlich gerührt, deshalb trägt sie ihn wohl auch voller Stolz. Zum Glück geht es ihr wieder gut, in der Klinik hat man sie vollkommen geheilt, auch wenn diese Ärztin meinte, Sie

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