Die Wundärztin
war. Auch die hellen Kniehosen wiesen deutliche Spuren seiner Arbeit auf. Lediglich die hohen, schwarzen Stiefel wirkten ordentlich gebürstet. Dass er bei den zierlichen Füßen überhaupt passendes Männerschuhwerk fand? Wahrscheinlich stopfte er die Spitzen mit Stroh aus.
»Komm, lass uns keine Zeit vertrödeln.« Sie hakte sich bei ihm ein und schob ihn wieder zur Straße. Ohne ein weiteres Wort folgte er ihr gehorsam wie ein kleiner Junge zu dem geheimen Ort und ihren verbotenen Spielen.
Als der Hahn den neuen Tag begrüßte, schreckten Elsbeth und Rupprecht aus tiefem Schlaf. Verstört sah er sie an. Offenbar verstand er nur sehr zögerlich, warum er mit ihr nackt in einer dämmrigen Scheune lag. Verärgert scheuchte er eine Schwalbe fort, die über seinem Kopf ihr Nest an der rückwärtigen Wand ansteuerte. Elsbeth schmunzelte. »Dir scheint es hier nicht sonderlich gut zu gefallen. Bereust du die Nacht etwa?«
»Du nicht?« Er raffte seine Hose und sein Hemd zusammen und zog sich an.
»Warum sollte ich? Wir hatten doch viel Spaß miteinander.«
»Ach, Elsbeth!« Die Hose halb über den Knien, hielt er inne und sah sie mit seinen dunklen Augen an. Sein trauriger Blick rührte sie. »Du weißt genau, dass wir beide das nicht aus Liebe füreinander tun. Weder du noch ich wollen einander wirklich. Wenn wir uns streicheln, sind wir beide in Gedanken bei anderen.«
»So?« Sie lachte, als zöge sie die Wahrheit seiner Worte in Zweifel. Den kurzen Anflug von Unsicherheit in seinen Augen genoss sie. Gern ließ sie ihn ein wenig zappeln, bevor sie sich zu einer Erwiderung entschloss. »Das ist aber nicht eben schmeichelhaft für mich. Wenn ich daran denke, was du mir letzte Nacht alles ins Ohr geflüstert hast, müsste ich dich allein deswegen zum Beichten schicken. Ganz zu schweigen davon, was du noch mit meinem Körper angestellt hast. Ich hatte nicht den Eindruck, dass du währenddessen in Gedanken anderswo warst. Aber letztlich ist es mir gleich. Zumindest dein Körper war mit seinem ganzen Verlangen bei mir.«
Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu und sprang splitternackt auf. Breitbeinig stellte sie sich über ihn. Ihre prallen Brüste baumelten aufreizend hin und her. Sie schob das Becken vor, um ihn noch ein wenig mehr zu reizen. Ob er wollte oder nicht: Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr mitten in die unbedeckte Scham zu sehen. Triumphierend bemerkte sie, wie er abermals unsicher wurde und schluckte, bevor er sich abrupt zur Seite rollte, um sich aus der misslichen Lage zu befreien. Eine Weile kehrte er ihr den Rücken. Gnädig ließ sie ihm Zeit, sich zu beruhigen. Schließlich war er nicht der Erste, mit dem sie ihre Spielchen trieb. So viel Vergnügen wie mit ihm aber hatte sie schon lange nicht mehr gehabt.
»Was spricht dagegen, sich ein wenig Spaß zu gönnen?« Langsam ging sie um ihn herum, baute sich abermals dicht vor ihm auf. »Keiner von uns weiß, was morgen ist, wie viel Zeit uns allen bleibt. Was sollen wir da unerfüllbaren Träumen nachhängen? Alles, was zählt, ist das Jetzt. Morgen kann es schon zu spät sein. Längst werden die Schanzen vor der Stadt verstärkt. Nicht weit im Westen gießen die Franzmänner neue Kugeln und wetzen die Messer für das nächste Gefecht. Auch die Unsrigen scheinen sich auf das Treffen zu freuen. Solange wir noch können, sollten wir das Leben in vollen Zügen genießen. Wenn nicht mit jenen, die wir uns erhoffen, dann wenigstens mit denen, die uns wohlgesonnen sind. Das Einzige, was zählt, ist das gute Gefühl. Sei froh, dass du Gelegenheit hast, es auszukosten.«
Ehe er es sich versah, sank sie neben ihm auf die Knie, zog ihm die Hosen wieder aus und begann, über die dunkelbehaarten Beine zu streicheln. Und auch wenn sie immer noch nicht seinen geheimen Sehnsüchten entsprechen mochte, gefiel es seinem Körper unübersehbar. Ihr war es gleich, ob er von Magdalena träumte, wenn er ihre Brüste knetete. Bald schien auch er nichts mehr darauf zu geben und ließ sich gern wieder in den Augenblick mit ihr fallen.
Die Sonne war längst aufgegangen, als Elsbeth sich zum Quartier der Tante schlich. Der Turm der Martinskirche warf seinen morgendlichen Schatten auf das Haus, das von außen still und verlassen aussah. Leise öffnete sie die Tür und schlich hinein. Das Knarren der Balken über ihr verriet, dass Babette in ihrem Gemach im ersten Stock hin und her ging. Vermutlich trug sie den Kleinen umher, damit er wieder einschlief.
Ansonsten
Weitere Kostenlose Bücher