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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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herunterneigte, sah er eine große schwarze Schlange, die darunter lag und schlief. Der Elch hatte Karr von den giftigen Ottern erzählen hören, die es im Walde gäbe, und als das Gewürm den Kopf hob, seine gespaltene Zunge herausstreckte und ihn anzischte, da glaubte Graufell, er habe ein furchtbar gefährliches Tier vor sich. Er erschrak sehr, hob den Fuß auf, schlug mit dem Huf nach der Schlange und zertrat sie. Hierauf eilte er in wilder Flucht davon.
    Sobald Graufell verschwunden war, tauchte eine andre, ebenso lange und ebenso schwarze Schlange aus dem Tümpel auf. Sie kroch zuder Getöteten hin und fuhr ihr mit der Zunge über den zerschmetterten Kopf.
    „Ist es möglich, daß du tot bist, meine gute alte Harmlos?“ zischte die Schlange. „Und wir beide haben so viele Jahre lang glücklich zusammen gelebt! Wir haben es gut beieinander gehabt, und es war so schön hier in dem Tümpel, daß wir älter wurden, als alle andern Nattern im Walde. Dies ist das bitterste Leid, das mich hätte treffen können.“
    Die Natter war tiefbetrübt, ihr langer Körper ringelte sich, als ob er auch verwundet wäre. Selbst die Frösche, die in beständiger Angst vor ihr lebten, hatten Mitleid mit ihr.
    „Welch ein böses Geschöpf muß doch das sein, das eine arme Natter totschlägt, die sich nicht wehren kann?“ zischte die Schlange. „Diese Untat verdiente wahrhaftig eine ausgesucht harte Strafe.“ Die Natter wand und krümmte sich eine Weile in ihrem Schmerz, aber plötzlich hob sie den Kopf. „So wahr ich Hilflos heiße und die älteste Natter im Walde bin, ich werde für diese Missetat hier Rache nehmen! Ich will nicht ruhen, bis der grausame Elch ebenso tot auf der Erde liegt, wie hier meine getreue Lebensgefährtin!“
    Nachdem die Schlange dieses Gelübde abgelegt hatte, ringelte sie sich zu einem Knäuel zusammen und überlegte. Aber etwas Schwierigeres läßt sich wohl kaum ausdenken, als wie eine arme Natter sich an einem großen starken Elch rächen könnte, und der alte Hilflos überlegte zwei volle Tage und zwei Nächte hindurch, ohne einen Ausweg zu finden.
    In einer Nacht jedoch, wo die Schlange noch schlaflos über ihren Rachegedanken brütete, hörte sie ein leichtes Rascheln über ihrem Kopfe, und als sie aufschaute, gewahrte sie einige schimmernde Nonnenschmetterlinge, die zwischen den Bäumen gaukelten. Sie sah ihnen lange zu, dann zischte sie laut vor sich hin, aber schließlich schlief sie, offenbar ganz zufrieden mit dem, was sie sich ausgedacht hatte, ein.
    Am nächsten Vormittag begab sich die Natter zu Kryle, der Kreuzotter, die in einem steinigen, hochgelegenen Teil des Friedenswaldes wohnte. Dort angekommen, berichtete sie von dem Tod der alten Natter und stellte dann der Kreuzotter das Ansinnen, die Rache für sie auszuführen, weil sie so gefährliche Bisse versetzen könne. Aber Kryle war nicht sehr geneigt, sich mit den Elchen in Streit einzulassen.
    „Wenn ich einen Elch anfallen würde,“ sagte sie, „würde er mich auf der Stelle töten. Die alte Harmlos ist tot, und wir können sie mit aller Mühe nicht wieder ins Leben zurückrufen. Warum sollte ich mich da ihretwegen ins Unglück stürzen?“
    Als die Natter diese Antwort vernahm, hob sie den Kopf einen vollen Fuß hoch vom Boden auf und zischte ganz entsetzlich. „Wisch, wasch! Wisch, wasch!“ sagte sie. „Wie schade, daß jemand, der solche Waffen erhalten hat, zu feige ist, sie zu gebrauchen.“

    Als die Kreuzotter dieses hörte, wurde sie auch zornig. „Krieche deines Weges weiter, alter Hilflos!“ zischte sie. „Das Gift läuft mir schon in die Zähne; aber ich möchte dich lieber verschonen, da du ja doch als ein Stammesgenosse von mir betrachtet wirst.“
    Aber die Natter rührte sich nicht; und eine gute Weile lagen die Schlangen, einander anzischend und sich gegenseitig Grobheiten ins Gesicht schleudernd, auf demselben Fleck. Als aber Kryle so zornig war, daß sie nicht mehr zischen, sondern nur noch züngeln konnte, schlug die Natter plötzlich einen andern Ton an.
    „Ich hatte eigentlich noch einen zweiten Auftrag für dich,“ sagte sie und ließ ihre Stimme zu einem sanften Flüstern sinken. „Aber jetzt hab ich dich wohl so erzürnt, daß du keine Lust mehr hast, mir zu helfen.“
    „Wenn du nur nichts Unsinniges von mir verlangst, dann stehe ich dir gern zu Diensten.“
    „In den Fichten bei meinem Wassertümpel,“ sagte die Natter, „wohnt ein Schmetterlingsvolk, das in den Nächten des

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