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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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spät ins Frühjahr hinein setzten die Menschen diese Arbeit fort. Sie waren voll guter Hoffnung und warteten fast mit Ungeduld auf das Ausschlüpfen der Raupen, denn sie waren fest überzeugt, sie so fest eingesperrt zu haben, daß die meisten Hungers sterben müßten.
    Mit dem Beginn des Sommers schlüpften dann die Raupen aus, und sie waren jetzt noch viel, viel zahlreicher als im letzten Jahre. Aber die Menschen meinten, das tue nichts, wenn sie nur eingesperrt seien und nicht genug Futter fänden.
    Aber in dieser Beziehung ging es nicht ganz so, wie man gehofft hatte. Es blieben freilich unzählige Raupen an den Leimstangen hängen, auch mußten große Mengen vor den Leimringen Halt machen und konnten nicht von den Bäumen heruntergelangen; aber trotzdem hätte man nicht behaupten können, daß die Raupen eingesperrt gewesen wären. Sie waren außerhalb und innerhalb der Einfriedigung; sie waren überall: auf den Landstraßen krochen sie hin, auf den Feldmäuerchen, an den Häusermauern hinauf. Sie wanderten aus dem Friedenswald hinaus und in andre Teile des Kolmården hinein.
    „Sie hören nicht auf, bis der ganze Wald zerstört ist,“ sagten die Menschen, die sich vor Angst fast nicht zu helfen wußten, und denen die Tränen in die Augen traten, so oft sie in den Wald kamen.
    Karr war das ganze Ungeziefer, das da draußen herumkroch und nagte, so zum Ekel, daß er sich kaum noch entschließen konnte, vors Haus hinauszugehen. Aber eines Tages dachte er, er müsse sich doch wieder einmal nach Graufell umsehen. So schlug er denn den Weg nach dessen Aufenthaltsgebiet ein, und mit der Nase an der Erde lief der Hund rasch vorwärts. Als er an die Baumwurzel kam, wo er im vergangenen Jahre mit dem alten Hilflos zusammengetroffen war, lag dieser wieder in dem Loch und rief ihn an.
    „Hast du über das, was ich dir bei unserer letzten Begegnung sagte, mit Graufell gesprochen?“ fragte die Natter. Aber Karr bellte nur und versuchte, an sie heranzukommen. „Tu es auf alle Fälle,“ sagte die Schlange. „Du siehst ja, daß die Menschen nichts gegen die Verheerung ausrichten können.“
    „Ja, und du auch nicht,“ antwortete Karr im Weitereilen.
    Karr fand Graufell; aber der Elch war in sehr gedrückter Stimmung. Er begrüßte Karr nur ganz flüchtig und begann sogleich von dem Walde zu reden.
    „Ich wüßte nicht, was ich dafür geben würde, wenn dieses Elend ein Ende nähme!“ sagte er.
    „Dann müßte ich dir ja wohl mitteilen, daß es den Anschein hat, alskönntest du den Wald retten,“ sagte Karr. Und nun richtete er dem Elch den Auftrag der Natter aus.
    „Wenn dies ein andrer als der alte Hilflos versprochen hätte, würde ich sofort in die Verbannung gehen,“ sagte Graufell. „Aber woher sollte eine arme Natter solche Macht nehmen?“
    „Es ist natürlich nur eine Großtuerei,“ sagte Karr. „Die Schlangen tun immer, als wüßten sie mehr als andre Tiere.“
    Als Karr nach Hause gehen mußte, begleitete ihn Graufell eine Strecke. Da hörte Karr eine Drossel, die hoch oben in einem Tannenwipfel saß, rufen: „Da ist Graufell, der an der Verheerung des Waldes schuld ist! Da ist Graufell, der an der Verheerung des Waldes schuld ist!“
    Karr wollte seinen Ohren nicht trauen; aber im nächsten Augenblick lief ein Hase über den Weg, und als dieser die beiden Daherkommenden sah, blieb er stehen, wedelte mit den Ohren und rief: „Da kommt Graufell, der an der Verheerung des Waldes schuld ist!“ Dann sprang er davon, so schnell er konnte.
    „Was wollen sie denn damit sagen?“ fragte Karr.
    „Ich weiß es nicht recht,“ antwortete Graufell. „Aber ich glaube, die kleinen Tiere im Wald sind unzufrieden mit mir, weil ich geraten hatte, daß wir Hilfe bei den Menschen suchen sollten; denn als das Unterholz geschlagen wurde, sind ihnen alle ihre Schlupfwinkel und Behausungen zerstört worden.“
    Die beiden Freunde gingen eine Strecke weiter, und Karr hörte, wie es von allen Seiten ertönte: „Da ist Graufell, der an der Verheerung des Waldes schuld ist!“ Graufell tat, als höre er es nicht, aber Karr glaubte jetzt zu verstehen, warum der Elch so niedergedrückt war.
    „Du, Graufell,“ fragte Karr hastig, „was meint denn die Natter damit, wenn sie sagt, du habest ihr ihre liebste Gefährtin umgebracht?“
    „Wie soll ich das wissen?“ sagte Graufell. „Du weißt doch, daß ich keinem Tiere etwas zuleide tue.“
    Kurz darauf begegneten sie den vier alten Elchen, Krummrück, Hornkrone,

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