Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe
herrlich dunkelblau über den aus den Schmelzöfen herausschlagenden Flammen, der Wasserfall rauschte weißschäumend herunter, die Gebäude selbst standen riesengroß da und stießen Licht und Rauch und Feuer und Funken heraus. Es war das großartigste Bild, das der Junge jemals gesehen hatte.
„Du willst doch wohl nicht behaupten, daß du so ein großes Gebäude in Brand stecken könntest?“ fragte der Bärenvater.
Da war nun der Junge zwischen den Bärentatzen eingeklemmt, und er war überzeugt, wenn er überhaupt mit dem Leben davonkommen sollte, mußte er dem Bären Respekt vor seiner Geschicklichkeit beibringen. „Ein großes oder kleines Gebäude, das ist mir ganz einerlei,“ sagte er deshalb. „Ich kann es gut in Brand stecken.“
„Dann will ich dir etwas sagen,“ fuhr der Bär fort. „Meine Vorfahren haben von der Zeit an, wo der Wald hier heranwuchs, in dieser Gegend gewohnt. Ich habe das Jagdgebiet und die Weideplätze, die Höhlen und Schlupfwinkel von ihnen geerbt und mein ganzes Leben lang in Ruhe und Frieden hier gewohnt. Im Anfang störten mich die Menschen nur wenig. Sie kamen daher, hackten an den Bergen herum, holten etwas Erz heraus und bauten am Wasserfalleinen Eisenhammer und einen Schmelzofen. Der Hammer dröhnte nur ein paarmal am Tage, der Schmelzofen wurde nie länger als ein paar Mondwechsel lang geheizt, und darein konnte ich mich schon finden. Aber seit die Menschen vor einigen Jahren dieses Klopfwerk da errichtet haben, das Tag und Nacht hindurch gleichmäßig weitergeht, kann ich es nicht mehr aushalten. Früher waren nur ein Fabrikdirektor und einige Schmiede da, aber jetzt sind eine Unmenge Leute hier, und ich bin nie mehr sicher vor ihnen. Ich glaubte schon, ich müßte fortziehen, aber jetzt hab ich etwas Besseres herausgefunden.“
Der Junge überlegte, was der Bärenvater wohl ausgeheckt habe; aber er hatte keine Zeit mehr, zu fragen, denn jetzt nahm ihn der Bär wieder zwischen die Zähne und trottete mit ihm dem Hügel zu. Der Junge konnte nichts sehen; aber an dem zunehmenden Getöse erriet er, daß sie sich dem Eisenhammer näherten.
Der Bärenvater kannte den Eisenhammer genau. In dunkeln Nächten war er oft herumgestreift und hatte beobachtet, was da drinnen vorging, und sich gefragt, ob man denn niemals mit der Arbeit aussetze. Er hatte mit den Tatzen an den Mauern zu rütteln versucht und nur gewünscht, so stark zu sein, daß er das ganze Gebäude mit einem Schlage zerschmettern könnte.
Der Bär war von dem schwarzen Boden nicht leicht zu unterscheiden, und wenn er sich überdies im Schatten der Mauern hielt, schwebte er nicht gerade in Gefahr, entdeckt zu werden. Jetzt ging er ohne Furcht zwischen die Werkstätten hinein und kletterte auf einen Schlackenhaufen; hier stellte er sich auf die Hinterbeine, nahm den Jungen zwischen die Vorderbeine und hob ihn in die Höhe. „Probiere, ob du in das Haus hineinsehen kannst!“ sagte er.
In dem Eisenhammer waren sie gerade beim Bessemerblasen. Oben an der Decke hing eine große schwarze, runde, mit geschmolzenem Eisen gefüllte Kugel; in diese wurde ein starker Luftstrom hineingepreßt. Und als diese Luft mit furchtbarem Getöse in die Eisenmasse hineindrang, stob ein ganzer Funkenschwall heraus. In Strahlen, in Garben, in langen Dolden fuhren die Funken empor. Sie hatten die verschiedensten Farben, waren groß und klein, brachen sich an der Wand und flogen in dem ganzen Saale herum. Der Bärenvater ließ den Jungen das prächtige Schauspiel genießen, bis die Leute mit dem Blasen fertig waren und der rote flüssige, schönglänzende Stahl aus der runden Kugel heraus in ein paar Gefäße floß. Dem Jungen kam alles, was er da sah, wundervoll vor; er war ganz hingerissen davon und hatte fast vergessen, daß er zwischen zwei Bärentatzen gefangen saß.
Jetzt ließ der Bärenvater den Jungen auch in das Walzwerk hineinsehen. Ein Arbeiter nahm eben ein kurzes, dickes Stück Eisen aus dem Ofen heraus und legte es dann unter eine Walze. Als die Eisenstange unter der Walze wieder hervorkam, war sie zusammengepreßt und in die Länge gezogen. Rasch ergriff sie ein andrer Arbeiter und steckte sie unter eine härtere Walze, die sie noch länger und dünner preßte. So ging es von Walze zu Walze; die Eisenstange wurde gestreckt und gezogen und schlängelte sich schließlich als ein mehrere Meter langer rotglühender Draht am Boden hin. Aber während das erste StückEisen also gepreßt wurde, hatten die Arbeiter ein
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