Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe
Storå solle seinen Namen ablegen und sich Ost-Dalälf nennen, und der Fuluälf solle seinen auch ablegen und den Namen West-Dalälf annehmen. Und nachdem sie sich dann vereinigt hätten, sollten beide zusammen recht und schlecht Dalälf heißen.
Und jetzt, nachdem die beiden Flüsse sich vereinigt hatten, ging es mit gewaltiger Kraft weiter: nun konnte ihnen nichts mehr widerstehen. Sie machten den Boden von Groß-Tuna so eben wie einen Hofplatz; sie stürzten sich ohne Zögern über die Felsen bei Kvarnsveden und Domnarvet hinunter. Als sie in die Nähe des Runnsees kamen, sogen sie dessen Wasser auf und zwangen alleFlüsse der Umgegend, sich mit ihnen zu vereinigen. Dann zogen sie ohne große Hindernisse ostwärts, immer weiter dem Meere zu und wurden an manchen Stellen so breit wie ganze Seen. Bei Söderfors errangen sie sich großen Ruhm, desgleichen auch bei Älfkarleby, und endlich erreichten sie das Meer.
Als sie eben im Begriff waren, sich ins Meer zu stürzen, gedachten sie ihres langen Wettstreits, und wie viele Mühe und Beschwer sie dadurch gehabt hätten.
Jetzt fühlten sie sich alt und müde und verwunderten sich, daß sie sich in ihrer Jugend so gerne gestritten und gegenseitig herausgefordert hatten, ja, sie fragten sich, was für einen Nutzen sie eigentlich davon gehabt hätten.
Aber auf diese Frage erhielten sie keine Antwort, denn der Wald war weit droben im Lande stehen geblieben; sie selbst aber konnten sich in ihrem Bette nicht umdrehen und also auch nicht sehen, wie die Menschen überall vorgedrungen waren, wie viele Straßen sie gebaut hatten, wie an den Seen des Ost-Dalälfs und in den Tälern des West-Dalälfs eine Ortschaft um die andre herangewachsen war, und wie im ganzen Lande noch immer überall nur öde Wälder und kahle Gebirge waren, ausgenommen da, wo die beiden Flüsse während ihres heftigen Wettstreits hingezogen waren.
----
30
Der Bruderteil
Die alte Grubenstadt
Freitag, 29. April
Bataki, der Rabe, wußte in ganz Schweden keinen Ort, wo es ihm so gut gefiel wie in Falun. Sobald im Frühjahr die Erde wieder ein wenig hervorschimmerte, begab er sich dahin und hielt sich dann mehrere Wochen lang in der Nähe der alten Bergwerkstadt auf.
Falun liegt in einer Talsenkung, durch die ein Flüßchen von kurzem Lauf hinzieht. An dem nördlichen Ende des Tals liegt ein schöner, heller kleiner See mit grünen, reich gegliederten Ufern, namens Varpan. Am südlichen Ende ist eine weite, große vom Runnsee gebildete Bucht, die auch fast wie ein See ist; sie heißt Tisken und hat niedriges, trübes Wasser und sumpfige, unschöne mit allem möglichen Abfall übersäte Ufer. Östlich von dem Tale zieht sich eine reizende Hügelkette hin, auf deren Gipfel stattliche Tannenwälder und saftige Birkengehölze prangen und deren Hänge überall mit schattigen Obstgärten bedeckt sind. Westlich von der Stadt liegt auch ein Bergrücken. Dieser ist ganz oben mit ärmlichen Kiefern bestanden, die Hänge aber sind vollständig kahl, ohne Bäume und Kräuter, wie eine richtige Wüste. Nichts gibt es dort oben, nichts als große runde Steinblöcke, die überall verstreut liegen.
Die Stadt Falun, die in der Talsenkung rechts und links von dem Flusse liegt, sieht aus, als sei sie ganz nach der Bodenbeschaffenheit, auf der sie steht, gebaut worden. Auf der grünen Seite des Tales sind alle die Gebäude, die ein stattliches oder hübsches Aussehen haben. Da stehen die beiden Kirchen, das Rathaus, die Wohnung des Bezirkspräsidenten, die Bergwerkskanzleien, dieBank, die Gasthäuser, die vielen Schulen, das Spital, sowie alle hübschen Villen und schönen Landhäuser. Auf der schwarzen Seite dagegen gibt es Straßen auf, Straßen ab nichts als rotangestrichene einstöckige Häuser, lange traurige Holzschuppen und große plumpe Fabrikgebäude. Und auf der andern Seite dieser Gassen, mitten in der großen Steinwüste, liegen die Faluner Gruben mit ihren Fahrkünsten, Winden und Pumpwerken, mit altmodischen Gebäuden, die schief auf dem untergrabenen Erdreich stehen, mit hohen schwarzen Schlackenbergen und langen Reihen Schmelzöfen ringsumher.
Was nun Bataki betrifft, so pflegte er niemals auch nur einen Blick auf den östlichen Stadtteil zu werfen und ebensowenig auf den schönen Varpansee. Um so besser aber gefiel ihm die westliche Seite und der kleine Tiskensee.
Der Rabe Bataki liebte alles, was geheimnisvoll war, alles, was ihm Gelegenheit zum Grübeln gab und ihn zum Nachdenken anregte, und dazu
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt