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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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machte sich auf den Heimweg. Nach einer Weile begegnete er einer großen starken Frau. Sie sah aus, als könnte sie die ehrfurchtgebietende Mutter eines Bergmanns sein; aber er konnte sich nicht erinnern, sie je gesehen zu haben.
    ‚Ich möchte wohl wissen, was du im Walde vorgehabt hast, denn ich habe dich den ganzen Tag darin umherstreifen sehen?‘ sagte die Frau.

    ‚Ich habe mich nach einem Bauplatz umgesehen, denn das Mädchen, das ich liebe, will nicht in Falun wohnen,‘ antwortete der Bergmann.
    ‚Hast du nicht im Sinn, Erz aus dem Kupferberg zu brechen, den du vorhin entdeckt hast?‘ fragte sie weiter.
    ‚Nein, ich muß die Grubenarbeit aufgeben, sonst bekomme ich das Mädchen, das ich liebe, nicht.‘
    ‚Nun, dann halte dein Wort, und es wird dir nichts Böses widerfahren,‘ sagte die Frau; und damit verließ sie ihn.
    Er aber beeilte sich, das zu verwirklichen, was er nur aus Not als Ausrede gesagt hatte. Er gab die Grubenarbeit auf und baute sich weit entfernt von Falun einen Hof. Da hatte sie, die er liebte, nichts mehr gegen seine Werbung; sie wurde seine Frau und zog mit ihm.“
    Damit endigte die Erzählung des Raben. Der Junge hatte sich wirklich die ganze Zeit wach erhalten, trotzdem aber hatte er sein Werkzeug nicht besonders fleißig gehandhabt.
    „Nun, wie ging es dann später?“ fragte er, als der Rabe zu sprechen aufgehört hatte.
    „Ach, seit jener Zeit ist es mit dem Kupfergewinn rückwärts gegangen. Die Stadt steht allerdings noch, aber die alten Schmelzöfen sind nicht mehr da. Die ganze Gegend ist mit alten Bergmannshöfen übersät, aber die darin wohnen, müssen Land- und Forstwirtschaft betreiben. Die faluner Grube ist nächstens erschöpft, und es wäre jetzt notwendiger als je, daß man den Bruderteil fände.“
    „Ob wohl dieser Bergmann, von dem du eben erzählt hast, der letzte gewesen ist, der ihn gesehen hat?“ fragte der Junge.
    „Sobald du ein Loch in die Wand gehauen und mich befreit hast, werde ich dir sagen, wer dieser letzte gewesen ist,“ antwortete der Rabe.
    Der Junge fuhr zusammen und begann sein Stemmeisen wieder rascher zu handhaben. Es war ihm gewesen, als ob Bataki dies letzte in einem merkwürdig bedeutungsvollen Ton gesagt hätte, beinahe wie wenn er dem Jungen zu verstehen geben wollte, er selbst, der Rabe, habe die große Erzader gesehen. Mochte er wohl eine Absicht gehabt haben, als er ihm diese Geschichte erzählt hatte?
    „Du bist gewiß viel in dieser Gegend umhergestreift?“ fragte der Junge, um etwas Näheres zu erfahren. „Und während du über die Berge und Wälder hingeschwebt bist, hast du gewiß allerlei gefunden?“
    „Allerdings, und ich könnte dir viel Merkwürdiges zeigen, wenn du nur erst mit dieser Arbeit fertig wärest,“ sagte der Rabe.
    Jetzt hackte der Junge mit einem Eifer darauf los, daß die Späne nur so flogen. Ganz gewiß hatte der Rabe den Bruderteil gefunden!
    „Da ist es nur schade, daß du als Rabe gar keinen Nutzen aus dem Reichtum ziehen kannst,“ sagte der Junge.
    „Ich spreche jetzt nicht weiter über die Sache, bis ich sehe, ob du wirklichein Loch zustande bringst, durch das ich hinausschlüpfen kann,“ entgegnete Bataki.
    Der Junge arbeitete und arbeitete; schließlich wurde das Eisen ganz heiß in seiner Hand. Er glaubte, die Absicht des Raben zu erraten. Dieser konnte doch nicht selbst Erz ausbrechen, und da hatte er gewiß im Sinn, seine Entdeckung ihm, Nils Holgersson, zu vermachen. Das war das glaubwürdigste und natürlichste. Aber wenn der Junge dann das Geheimnis kannte, dann wußte er, was er tat: sobald er seine menschliche Gestalt wieder erlangt hätte, würde er hierher zurückkehren, den großen Reichtum zu heben. Und wenn er dann genug Geld erworben hätte, kaufte er das ganze Kirchspiel Westvemmenhög und baute sich da ein Schloß, so groß wie Vittskövle. Und eines schönen Tages lüde er dann den Häusler Holger Nilsson und dessen Frau aufs Schloß ein. Wenn diese ankämen, stünde er auf der Freitreppe und sagte: „Bitte, treten Sie ein und tun Sie, als ob Sie zu Hause wären!“ Sie erkennten ihn natürlich nicht, sondern fragten sich nur immer wieder, wer denn der feine Herr sei, der sie eingeladen habe. Und dann fragte der feine Herr: „Würden Sie nicht gerne auf so einem Schlosse wie diesem hier wohnen?“ – „Doch, das versteht sich von selbst, aber das ist nichts für uns,“ antworteten sie. – „Doch, doch, Sie sollen das Schloß hier als Zahlungsstatt bekommen für

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