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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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gehörten dem Lappenvolk an, der Vater war nicht da!
    Je länger Söderberg mit den Lappen sprach, desto ernster wurden alle; Åsa sah es wohl. Die Lappen schüttelten die Köpfe und klopften sich an die Stirne, als wenn sie von jemand sprächen, der nicht ganz bei Verstand sei. Dies beunruhigte Åsa sehr, sie konnte nicht mehr ruhig zuhören und zuwarten und fragte deshalb Söderberg, was die Lappen von ihrem Vater wüßten.
    „Sie sagen, er sei auf dem Fischfang,“ antwortete der Arbeiter, „und sie wüßten nicht, ob er heute abend zurückkomme. Aber sobald das Wetter wieder etwas besser ist, will einer von ihnen sich aufmachen und ihn suchen.“
    Hierauf wendete sich Söderberg wieder an die Lappen und sprach aufs neue eifrig mit ihnen. Er wollte offenbar nicht, daß Åsa noch mehr Fragen über ihren Vater an ihn richte.
    Am nächsten Tage war sehr schönes Wetter. Ola Serka, der Vornehmste unter den Lappen, hatte gesagt, er wolle sich selbst auf die Suche nach Åsas Vater machen. Aber er beeilte sich durchaus nicht; ruhig hockte er noch vor dem Zelte, dachte an Jon Assarsson und überlegte, wie er ihm die Nachricht von der Ankunft seiner Tochter beibringen sollte. Es handelte sich nämlich darum, ihm die Nachricht so mitzuteilen, daß er nicht erschrak und entfloh, denner war ein sehr eigentümlicher Mann, der sich ängstlich hütete, mit Kindern zusammenzutreffen. Er pflegte zu sagen, er bekomme gar so trübe Gedanken, wenn er Kinder sehe, und das könne er nicht ertragen.
    Während Ola Serka über seine Aufgabe nachdachte, saßen Åsa und Aslak, der Lappenjunge, der am vorhergehenden Abend das Mädchen so unverwandt angeschaut hatte, auf dem freien Platze vor dem Zelte und plauderten miteinander. Aslak war in die Schule gegangen und konnte schwedisch sprechen. Er erzählte Åsa von dem Leben seines Volkes und versicherte ihr, ihnen ginge es besser als allen anderen Menschen. Åsa dagegen fand, daß es ihnen schrecklich schlecht gehe, und sie sagte ihm das auch.
    „Du weißt nicht, was du sprichst,“ erwiderte Aslak. „Bleibe nur eine Woche lang bei uns, dann wirst du selbst sehen, daß wir das glücklichste Volk auf der ganzen Welt sind.“
    „Wenn ich eine Woche hier bliebe, würde ich wahrscheinlich in euerm Zelt vor lauter Rauch ersticken,“ sagte Åsa.
    „Das darfst du nicht sagen,“ erwiderte der Lappenjunge. „Du weißt ja gar nichts von uns. Ich will dir eine Geschichte erzählen, daraus kannst du ersehen, daß es dir immer besser bei uns gefallen würde, je länger du hier bliebest.“
    Und dann fing Aslak an, Åsa von der Zeit zu erzählen, wo die große Krankheit, die der schwarze Tod genannt wurde, durchs Land gezogen war. Er wußte nicht, ob sie hier oben im richtigen Lappland, wo sie sich jetzt befanden, gewütet hatte, aber in Jämtland hatte sie ganz fürchterlich gehaust. Von den Lappen, die da in den Wäldern und Gebirgen wohnten, waren bis auf einen einzigen Jungen von fünfzehn Jahren alle gestorben, und von den Schweden, die in den Tälern wohnten, war niemand verschont geblieben als ein Mädchen, das auch ungefähr fünfzehn Jahre alt war.
    „Der Junge und das Mädchen waren einen ganzen Winter hindurch in dem verlassenen Lande umhergezogen, um andere Menschen zu finden,“ erzählte Aslak weiter. „Und gegen das Frühjahr stießen sie endlich aufeinander. Da bat das schwedische Mädchen den Lappenjungen, mit ihr südwärts zu ziehen, damit sie wieder zu Leuten aus ihrem Stamme komme. Sie wolle nicht in Jämtland bleiben, wo nur verlassene, ausgestorbene Höfe seien.
    ‚Ich will dich führen, wohin du willst,‘ sagte der Junge, ‚aber nicht vor dem Winter. Jetzt ist es Frühling, meine Renntiere ziehen westwärts ins Gebirge hinauf, und du weißt, wir vom Lappenvolke müssen dahin gehen, wohin uns unsere Renntiere führen!‘
    Das schwedische Mädchen war das Kind reicher Eltern. Sie war gewohnt, in einem Hause zu wohnen, in einem Bett zu schlafen und an einem Tische zu essen. Bis jetzt hatte sie das arme Gebirgsvolk immer verachtet, und sie meinte, die Menschen, die unter freiem Himmel schliefen, müßten sehr unglücklich sein. Aber sie fürchtete sich vor der Rückkehr in ihre Heimat, wo alles ausgestorben war.

    ‚So laß mich wenigstens mit dir in die Berge hinaufziehen,‘ sagte sie zu dem Jungen, ‚dann muß ich doch nicht hier allein sein, wo ich nie eine menschliche Stimme vernehme.‘
    Der Junge ging gern darauf ein, und so zog das Mädchen mit den Renntieren

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