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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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gewesen, niemals hätte er auch nur um einen Teller Suppe gebeten, ohne dafür bezahlen zu wollen. Er hat immer gesagt: ‚Ein Mann darf nicht betteln, das schickt sich nicht für ihn.‘ Um etwas zu verdienen, ist Klein-Mats umhergegangen und hat Eier und Butter aufgekauft, und da hat er seine Sache so gut gemacht wie ein gewiegter Kaufmann. Er hat nie etwas verschleudert und niemals auch nur einen roten Heller für sich behalten, sondern alles miteinander mir gebracht. Wenn er die Gänse hütete, hat er immer eine Arbeit mitgenommen und ist dann so fleißig gewesen, wie nur ein Erwachsener es sein kann. Die Bauern in Schonen haben Klein-Mats, wenn er von Hof zu Hof wanderte, oft sehr große Summen mitgegeben, denn sie wußten, daß sie sich auf Klein-Mats ebensogut verlassen könnten wie auf sich selbst. Und deshalb ist es nicht richtig, wenn man sagt, Klein-Mats sei nur ein Kind gewesen, denn es gibt nicht viele große Leute, die – – –“
    Der Inspektor sah zu Boden; nicht eine Muskel bewegte sich in seinemGesicht, und Åsa schwieg, denn es war ihr, als ob ihre Worte gar keinen Eindruck auf ihn machten. Daheim in der Hütte, da war es ihr gewesen, als hätte sie so gar viel von Klein-Mats zu sagen, aber jetzt kam es ihr herzlich wenig vor. Ach, wie sollte sie doch den Inspektor zu der Einsicht bringen, daß Klein-Mats es verdiente, mit Ehrenbezeugungen begraben zu werden, die man einem Erwachsenen zuteil werden ließ?
    „Und wenn ich nun das Begräbnis selbst bezahlen will …“ begann Åsa wieder, verstummte aber aufs neue.
    Jetzt hob der Inspektor den Kopf und sah dem Gänsemädchen Åsa tief in die Augen. Er prüfte sie und schätzte sie ein, wie der zu tun gewohnt ist, dem viele Menschen unterstellt sind. Und während er so tat, dachte er: „Dieses Mädchen hier hat ihre Heimat, ihre Eltern und ihre Geschwister verloren, aber noch ist ihr Mut nicht gebrochen, es wird ein prächtiges Menschenkind aus ihr werden. Aber ich darf der Last, die sie zu tragen hat, nicht das geringste hinzufügen, denn das könnte der Strohhalm sein, unter dem sie zusammenbräche.“ Er verstand, was das für sie gewesen war, als sie sich entschloß, hierherzukommen, um mit ihm zu sprechen. Sie mußte diesen Bruder über alles geliebt haben! Nein, einer solchen Liebe durfte man keine abschlägige Antwort geben!
    „Ja, ja, ich muß dich wohl gewähren lassen,“ sagte der Inspektor.

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45
Bei den Lappen
    Das Begräbnis war vorüber. Die Gäste des Gänsemädchens Åsa waren gegangen, und sie saß allein in der kleinen Hütte, die ihrem Vater gehört hatte. Åsa hatte die Tür verriegelt, um in Ruhe und Frieden an ihren Bruder denken zu können. Sie dachte an alles, was Klein-Mats gesagt und getan hatte, an eins nach dem andern; es war so viel, daß sie ganz vergaß, zu Bett zu gehen, und nicht nur den ganzen Abend, sondern auch noch spät in der Nacht in ihre Gedanken versunken sitzen blieb. Je mehr sie an ihren Bruder dachte, desto deutlicher sah sie, wie schwer es ihr werden würde, ohne ihn weiter zu leben, und schließlich legte sie den Kopf auf den Tisch und weinte bitterlich. „Was soll aus mir werden, wenn ich Klein-Mats nicht mehr habe?“ schluchzte sie.
    Es war, wie gesagt, schon spät in der Nacht, und das Gänsemädchen Åsa hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, deshalb war es nicht verwunderlich, daß sie der Schlaf übermannte, sobald sie den Kopf auf den Tisch sinken ließ. Und ebensowenig verwunderlich war es, daß ihr von Klein-Mats träumte, an den sie immerfort gedacht hatte. Plötzlich war es ihr, als trete Klein-Mats leibhaftig zu ihr ins Zimmer herein und sage: „Åsa, nun mußt du dich aufmachen und unsern Vater suchen.“ Und sie schien zu antworten: „Wie könnte ich das, ich weiß ja nicht einmal, wo ich ihn suchen soll?“
    „Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen,“ antwortete Klein-Mats in seiner gewohnten frischen, fröhlichen Art. „Ich will dir jemand schicken, der dir helfen kann.“
    In demselben Augenblick, wo das Gänsemädchen Åsa also träumte, klopfte es an ihre Kammertür. Und das war ein wirkliches Klopfen, nicht eines, das sie nur im Traume hörte. Aber sie war noch ganz in ihrem Traume befangen und konnte nicht unterscheiden, was Wirklichkeit und was Einbildung war. Als sie nun hinging und die Tür öffnete, dachte sie: „Nun kommt ganz bestimmt der Helfer, den mir Klein-Mats zu schicken versprochen hat.“
    Hätte nun Schwester Hilma oder irgend ein anderer

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