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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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nicht denken konnte, daß sich der Fuchs in guter Absicht zwischen die Gänse hineingeschlichen hätte, rief sie schnell: „Wildgänse, nehmt euch in acht! Nehmt euch in acht!“ Der Fuchs packte sie am Halse, vielleicht hauptsächlich um sie zum Schweigen zu bringen, aber die Wildgänse hatten den Ruf schon vernommen und hoben sich in die Luft empor. Und als sie aufgeflogen waren, sahen alle Tiere den Fuchs Smirre mit einer toten Gans im Maule auf dem Hügel der wilden Gänse stehen.
    Aber weil er also den Frieden des Spieltages gebrochen hatte, wurde schwere Strafe über Smirre verhängt, so daß er sein ganzes Leben lang bereuen mußte, daß er seine Rachgier nicht hatte unterdrücken können, sondern es versucht hatte, auf diese Weise Akka und ihrer Schar zu nahe zu kommen. Schnell wurde er von einer Schar Füchse umringt und alter Sitte gemäß verurteilt. Der Urteilsspruch aber lautet: „Wer immer den Frieden des großen Spieltagesbricht, wird des Landes verwiesen.“ Kein Fuchs wollte das Urteil mildern, denn sie wußten alle, sobald sie etwas derartiges versuchten, würden sie in demselben Augenblick vom Spielplatz verjagt und ihnen nicht erlaubt werden, ihn je wieder zu betreten. Also wurde das Verbannungsurteil ohne Widerspruch Smirre kundgetan. Es wurde ihm untersagt, in Schonen zu verbleiben. Er wurde von seiner Frau und von seinen Verwandten geschieden, von Jagdrevier, Wohnung und von den Schlupfwinkeln, die er bisher zu eigen gehabt hatte, und mußte sein Glück in der Fremde versuchen. Und damit alle Füchse in Schonen wissen sollten, daß Smirre in dieser Landschaft vogelfrei war, biß ihm der älteste von den Füchsen die Spitze seines rechten Ohrs ab. Sobald dies getan war, begannen die jungen Füchse blutdürstig zu heulen und sich auf Smirre zu werfen. Es blieb ihm nichts andres übrig, als die Flucht zu ergreifen, und mit allen jungen Füchsen an den Fersen rannte er vom Kullaberg fort.
    Alles das geschah, während die Birkhühner und die Auerhähne miteinander wetteiferten. Aber diese Vögel vertiefen sich in solchem Grade in ihren Gesang, daß sie weder hören noch sehen, und sie hätten sich auch gar nicht stören lassen.
    Kaum war der Wettstreit der Waldvögel beendet, als die Edelhirsche von Häckeberga vortraten, ihr Kampfspiel zu zeigen. Mehrere Paare Edelhirsche kämpften zu gleicher Zeit. Sie stürzten mit großer Kraft aufeinander los, schlugen donnernd mit den Geweihen zusammen, so daß sich deren Stangen ineinander flochten, und einer versuchte den andern zurückzudrängen. Heidekrautbüschel flogen unter ihren Hufen auf, der Atem stand ihnen wie Rauch vor dem Maule, aus ihrer Kehle drang unheimliches Gebrüll, und der Schaum floß ihnen am Bug hinunter.
    Ringsum auf den Hügeln herrschte atemlose Stille, während die streitkundigen Hirsche im Treffen waren, und bei allen Tieren regten sich neue Gefühle. Alle und jedes einzelne fühlten sich mutig und stark, voll wiederkehrender Kraft, vom Frühling neu geboren, hurtig zu jeder Art Abenteuer bereit. Sie fühlten keinen Zorn gegeneinander, doch hoben sich überall Flügel, Nackenfedern sträubten sich und Krallen wurden gewetzt. Wenn die Hirsche von Häckeberga noch einen Augenblick weitergekämpft hätten, würde auf allen Hügeln ein wilder Kampf entbrannt sein, weil bei allen Tieren ein brennender Eifer um sich gegriffen hatte, zu zeigen, daß auch sie voller Leben seien, daß die Ohnmacht des Winters vorüber sei, daß Kraft ihre Adern schwelle.
    Aber die Edelhirsche beendigten ihren Kampf gerade im rechten Augenblick, und schnell ging ein Flüstern von Hügel zu Hügel: „Jetzt kommen die Kraniche!“
    Und da kamen die grauen wie in Dämmerung gekleideten Vögel, mit langen Federbüschen in den Flügeln und rotem Federschmuck im Nacken. Die Vögel mit ihren langen Beinen, ihren schlanken Hälsen und ihren kleinen Köpfen glitten in geheimnisvoller Verwirrung von ihrem Hügel herab. Während sie vorwärts glitten, drehten sie sich halb fliegend, halb tanzend im Kreise herum. Die Flügel anmutig erhoben, bewegten sie sich mit unfaßlicher Schnelligkeit. Es war, als spielten graue Schatten ein Spiel, dem das Auge kaum zu folgenvermochte. Es war, als hätten sie es von den Nebeln gelernt, die über die einsamen Moore hinschweben. Ein Zauber lag darin; alle, die noch nie auf dem Kullaberg gewesen waren, begriffen nun, warum die ganze Versammlung ihren Namen von dem Kranichtanz hat. Es lag eine gewisse Wildheit darin, aber das

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