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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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über, die nachlässig über dem Ast eines Baumes hingen, und umwickelte ihm, um unnötigen Lärm zu vermeiden, die Hufe mit Lappen und Filz. Dann führte er es am Zügel langsam von der Lagerstelle weg.
    Während dieser Tätigkeit hatte ihn der indische Kuli nicht einen Augenblick aus den Augen gelassen. Jetzt näherte er sich ihm und fragte:
    „Welcher Tag?“
    „Bald“, antwortete Sugriva.
    „Wohin gehst du?“
    „Zu Holkar.“
    „Willst du, daß ich dir folge?“
    „Das ist nicht nötig. Bleib hier. Wenn ich dich brauche, werde ich es dich wissen lassen. Die große Neuigkeit wird noch in dieser Woche geschehen.“
    „Gelobt sei Schiwa“, erwiderte der Hindu.
    Daraufhin kehrte er auf seinen Posten zurück. Sugriva schwang sich in den Sattel, ließ das Pferd erst im Schritt gehen, dann in leichten Trab fallen, und als er glaubte, weit genug von den Engländern entfernt zu sein, galoppierte er geradewegs auf Bhagavapur zu. Es gab, dem Himmel sei Dank, keinerlei Zwischenfall auf dem Weg.
    Da man eine Schlacht zwischen Hindus und Engländern erwartete, hatten alle Bewohner der zwischen dem englischen Lager und Bhagavapur gelegenen Dörfer und Weiler ihre Häuser verlassen; aus Furcht vor Plünderungen, Totschlag, Feuersbrünsten und all den anderen Widerwärtigkeiten, die gewöhnlich Folge eines Krieges sind und den Weg der Helden schmücken.
    Als Sugriva die ersten Vorposten erreicht hatte, bat er, sofort zu Holkar geführt zu werden. Man brachte ihn in den Palast.
    Der unglückliche Fürst hatte sich auf einem Teppich niedergelassen, aber er schlief nicht. Seit der Entführung seiner Tochter hatte er nur einen einzigen Gedanken, und in seiner Hoffnungslosigkeit hatte er sogar daran gedacht, sich zu erdolchen, allein der Wunsch nach Rache hielt ihn noch aufrecht.
    „Wer bist du?“ fragte er und hob seinen gramgebeugten Kopf. „Welch neues Unglück wirst du mir verkünden?“
    „Fürst Holkar“, sagte der Bote, „erkennt Ihr mich nicht? Ich bin Sugriva, der Vertraute von Tantia Topee, sein Freund und Eurer.“
    „Ach, Tantia Topee! Er wird zu spät kommen, zu spät… Und woher kommst du, Sugriva?“
    „Aus dem englischen Lager.“
    „Du hast die Engländer gesehen!“ schrie Holkar. „Wo sind sie? Was haben sie vor? Ihnen verdanke ich den Verlust meiner Tochter, meiner armen Sita.“
    Dicke Tränen liefen dem Greis die Wangen herab.
    „Herr“, sagte Sugriva behutsam, „Eure Tochter ist wiedergefunden worden.“
    „Wo ist sie? In den Händen Barclays oder dieses unwürdigen Rao?“
    „Sie ist in Sicherheit, Herr, wenigstens im Augenblick. Der kühne Franzose, Euer Gast, hat sie aufgespürt und unter seinen Schutz genommen.“
    Und Sugriva erzählte in wenigen, knappen Sätzen die Geschichte von Corcorans und Sitas Flucht.
    „Wir dürfen keinen Augenblick der kostbaren Zeit verlieren“, beendete er seine Schilderung. „Morgen früh können die Engländer Verstärkung erhalten, und die Folge wäre eine Schlacht, deren Ausgang höchst ungewiß ist.“
    „Der Meinung bin ich auch“, sagte Holkar. Er rief Ali.
    Ali, der mit gezogenem Säbel hinter der Tür des Gemachs Wache hielt, trat sofort ein.
    „Ali“, sagte der Fürst, „laß der Kavallerie den Befehl zum Aufsitzen geben. In einer halben Stunde möchte ich jeden Reiter fertig zum Ausrücken vor mir stehen haben.“
    Der Befehl wurde sofort ausgeführt; Trompeten erschallten in den Straßen, die Berittenen sammelten sich, und man sattelte in aller Eile den Lieblingselefanten Holkars.
    „Auf ihm reitet sie am liebsten“, sagte der unglückliche Vater. „Du, Sugriva, nimmst ein Pferd und wirst uns als Führer dienen.“
    „Herr, gestattet Ihr mir im Tausch für den Dienst, den ich Euch erweise, eine Bitte?“ fragte der Hindu.
    „Eine? Zehn! Hundert! Tausend! Die Hälfte meines Reiches werde ich dir geben, wenn du mir hilfst, meine Tochter wiederzufinden.“
    „Nein, Herr, danach steht mir nicht der Sinn. Was ich will, ist das Leben von Leutnant John Robarts.“
    „Du willst diesen Feringhee retten?“
    „Ich“, rief Sugriva und schüttelte sich in einem wilden Lachen, „ihn retten! Möge niemals Wischnus Blick auf mir ruhen, wenn ich daran gedacht hätte, einen Engländer zu retten.“
    „Ach, so ist das. Nun, das ist leicht“, sagte Holkar. „Ich gebe ihn dir und noch zehn andere dazu.“
    Während man die letzten Vorbereitungen zum Aufbruch traf, stellte er einige Fragen an Sugriva, die sich auf die Kampfkraft und die

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