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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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Lieferanten hatte, wurde John höflich, aber entschieden vor die Tür dieses entzückenden Landhauses gesetzt, in dem die unglückliche Julia mit der Mutter zusammen ihre Tage verbrachte.
    Vor lauter Hoffnungslosigkeit entschloß sich John, nach Indien zu gehen, wobei er hoffte, dort sein Glück (sprich Vermögen) zu machen wie Clive Hastings und all die anderen Nabobs.
    Aber obwohl John Robarts kühn und gehorsam war, hatte er bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt, seine Kühnheit zu beweisen, und er wünschte in seinem naiven Herzen nichts sehnlicher, als daß ganz Hindustan in Flammen aufgehen möge, damit er, Robarts, die Feuersbrunst löschen und sich mit gleichem Ruhm bedecken könne wie Arthur Wellesley, Duke of Wellington. Deswegen streifte er Tag und Nacht durch das Land, wobei er hoffte, daß er einmal diesen Schatz erhaschen könnte, der notwendig war, um das entzückende Häuschen in der Nähe von Canterbury – Robarts House – zu erwerben und mit dem Häuschen natürlich die junge Eigentümerin.
    So gesehen, erklärt das auch, weshalb er mit solcher Hartnäckigkeit Sita und Corcoran auf den Fersen blieb.
    Auch er war zur selben Zeit auf den Beinen wie Corcoran. „Vorwärts, auf, ihr Faulenzer! Gleich geht die Sonne auf! Barclay erwartet uns, und wir können schließlich nicht mit leeren Händen ins Lager zurückkehren.“
    Sein Eifer brachte schließlich alle auf die Beine.
    Jeder vollzog seine Morgentoilette gemäß der herrschenden Mode. Aus den Wagen kamen Kleidersäcke in allen Farben zum Vorschein, Bürsten, Seife, Parfümeriegegenstände, und man begann unter Corcorans Blicken, sich für den bevorstehenden Sturm schönzumachen.
    Dieses Schauspiel, das unter gewöhnlichen Umständen dem Bretonen vor Lachen die Tränen in die Augen getrieben hätte, ließ ihn noch wütender werden.
    Was sind sie doch glücklich, diese Galane des Empire, dachte er; sie können sich waschen und herrichten, als ob nichts geschehen wäre und sie sich anschließend den Damen präsentieren würden. Ich aber muß rumlaufen wie ein Straßenköter. Meine Kleidung ist voller Staub, meine Haare sind ineinander verfilzt wie ein Satz aus dem Roman von Balzac, und mein Gesicht sieht fahl und bleich aus, als ob ich stets gelb vor Ärger durchs Leben liefe! Sita wird jeden Augenblick durch das stumpfsinnige Geschieße, das gleich anheben wird, wach werden, und wenn ich zufällig getroffen werde und mein Leben verliere, dann ist der letzte Eindruck, den sie von mir behalten wird, der eines Schmutzfinken… Was kann ich denn dafür…
    Er betrachtete die schlafende Sita mit einem verzweifelten Blick.
    Wie schön sie ist, sagte er sich. Sie träumt zweifellos davon, daß sie im Palast ihres Vaters ist und sich hundert Sklaven um sie kümmern… Arme Sita! Wenn mir vorgestern jemand gesagt hätte, daß ich so viel Glück empfinde, um mein Leben für eine Frau zu geben…? Liebe ich sie? Pah! Wozu soll mir das jetzt nützen? Ach, ich glaube, ich hätte besser daran getan, brav nach dem Schriftstück des heiligen Manu zu suchen.
    Und als er so durch das Fenster schaute und diesem Gedanken nachhing, kam ihm plötzlich eine Idee.
    Die Engländer hatten ihre Toilette beendet und waren gerade dabei, ihre Kämme und Bürsten wieder in die Mantelsäcke zu verstauen, als Corcoran sein Taschentuch hervorholte und damit dem Wachtposten vor der Pagodentür winkte, näher zu treten.
    Der Wachtposten trat unter das Fenster. „Rufen Sie bitte Mister Robarts“, sagte Corcoran, „ich möchte ihn um etwas Wichtiges bitten.“
    John Robarts lief freudig herbei, denn er dachte, jetzt habe er seine zehntausend Pfund.
    „Fein, Kapitän!“ rief er triumphierend, „Sie wollen kapitulieren? Ich wußte, daß Sie sich früher oder später ergeben würden. Dafür werde ich Ihnen auch keine zu harten Bedingungen stellen. Sie brauchen nur das Tor aufzumachen, uns Holkars Tochter zu übergeben und dann ins Lager zu folgen… Ich bin überzeugt, daß Barclay Ihnen die Freiheit schenken und Sie nur bitten wird, auf schnellstem Weg nach Europa zurückzukehren… Im Grunde genommen ist Barclay eine ehrliche Haut…“
    Corcoran lächelte.
    „Bei meiner Ehre“, sagte er, „ich werde entzückt sein, Barclay wiederzusehen und ihm zur Verfügung zu stehen; aber darum handelt es sich im Augenblick noch nicht. Sie haben da unten alle Annehmlichkeiten, Wasser, Domestiken, die Ihnen die Stiefel putzen und die Kleider ausbürsten. Seien Sie so gut, und leihen Sie

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