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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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denn Louison schien sehr erregt. Corcoran, der die Sprache der Tiger übrigens genausogut verstand wie Japanisch oder Altphilippinisch, spitzte seine Ohren. Folgendes bekam er zu hören:
    „Oh, liebe Schwester mit den bernsteingelben Augen, die in der dunklen Nacht funkeln wie die Sterne am Himmel, komm mit mir und verlaß diesen staubigen Ort. Verlaß die vergoldeten Zimmer und den prächtigen Palast. Erinnere dich an Jawa, dieses schöne und weite Land, wo wir zusammen unsere Kindheit verlebt haben. Von dort bin ich gekommen, bin von Insel zu Insel geschwommen, bis ich nach Singapur kam, wo ich alle Tiger Asiens nach meiner Geliebten fragte. Drei Jahre lang habe ich Jawa, Sumatra und Borneo durchstreift. Ich habe die ganzen Molukken abgesucht, alle Brüder und Schwestern im Königreich Siam befragt, deren Fell so seidig glänzt, auch jene von Ava und Rangun, deren Stimme wie ein Donnerschlag grollt, und auch die Tiger vom Gangestal, die im schönsten Land der Welt leben. Endlich habe ich dich wiedergefunden. Komm mit mir an das Flußufer inmitten grüner Wälder. Mein Palast ist das weite Tal, sind die Berge, die sich in den Wolken verlieren, ist der Gaurisankar, dessen ewigen Schnee noch nie der Fuß eines Menschen betreten hat. Die ganze Welt gehört uns, wie sie allen Geschöpfen gehört, die frei unter Gottes Blick leben wollen. Wir werden gemeinsam Hirsch und Gazelle jagen. Unser Lager wird das frische Gras des duftenden Tals sein, unser Dach die Baumwipfel. Komm mit mir.“
    Louison ließ sich nicht erweichen. Mit einem beredten Augenaufschlag wies sie auf Corcoran hin, was in der Sprache der Tiger nur heißen konnte: Mein lieber Gefährte mit dem gestreiften Fell, ich höre deine Worte wohl, aber wir sind nicht allein, es gibt Zeugen.
    Der Tiger drehte seinen Kopf zu dem Bretonen. Er funkelte ihn böse an, was nur bedeuten konnte: Dieser Wicht läßt dich nicht gehen? Sei ruhig, ich werde ihn auf der Stelle aus dem Weg räumen.
    Schon sammelte er sich zum Sprung auf die Mauer. Corcoran zog den Revolver, um ihn gebührend zu empfangen.
    Im selben Augenblick, da der große Tiger zum Sprung ansetzte, schnellte aus dem Dickicht ein anderer Tiger, den bisher weder jemand gesehen noch gehört hatte, auf ihn zu, packte ihn an der Kehle und wälzte sich mit ihm im Gras. Der erste machte sich aus dem Biß des zweiten frei, sprang auf die Füße und krallte sich in den Bauch seines Gegners, der ein unterdrücktes Fauchen von sich gab. Der Ausgang des Kampfes schien ungewiß. Louisons Verehrer, obwohl durch das Auftreten seines Gegners überrascht worden, verteidigte sich zäh. Ihre Kräfte waren beide gleich, und gegenseitiger Haß schien sie immer wieder neu zu beleben. Louison sah dem Kampf seelenruhig zu, obwohl sie innerlich nicht unbeteiligt war; doch sie hatte zuviel Stolz, ihre Sorge zu zeigen, daß ein Bengaltiger ihren Gefährten aus Jawa, der sie so lange gesucht hatte, besiegen könnte.
    Inzwischen schien sich die Waage jedoch gegen Louisons Verehrer zu neigen. Er rollte sich auf dem Gras und ließ ein heiseres Winseln hören. Bei diesem Winseln wurden Louisons Augen zu schmalen Schlitzen. Sie fauchte laut auf, was zu bedeuten schien: Elender, du machst deiner Herkunft Schande.
    Dieses Fauchen gab dem Tiger Kraft und Mut zurück. Er betrachtete Louison ein letztes Mal, schnappte verzweifelt mit den Zähnen nach seinem Gegner und trollte sich in Blitzesschnelle auf einen benachbarten Laubbaum, in dessen Blätterdach er Zuflucht zu suchen schien.
    Der andere glaubte den Kampf gewonnen zu haben und stimmte mit einem Getöse, das Donnergrollen glich, seinen Triumphgesang an.
    Aber dieser Gesang war genauso kurz wie die Freude über den Sieg. Der Besiegte hatte sich von Baum zu Baum bis in die Äste einer Sykomore geschlichen, unter der der Sieger sein Triumphgeheul vollführte. Von dort sprang er mit einem Satz auf ihn, warf ihn zu Boden und biß ihm die Kehle durch.
    Diesmal war der Kampf endgültig zu Ende, und der große Tiger schien die Glückwünsche Louisons zu erwarten. Diese war so von seinem Mut entzückt, daß sie sich endlich doch entschloß, von der Mauer herabzuspringen und mit ihm in der Dunkelheit zu verschwinden.
    Corcoran verspürte anfangs den Drang, ihr zu folgen, aber dann überlegte er, daß die Nacht dunkel sei und voller Gefahren steckte und daß es zweifellos besser sei, den Tag abzuwarten. Er kehrte also niedergeschlagen über den Verlust Louisons in den Palast zurück und legte sich

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