Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
Wort an ihn richtete.
„Was gibt es für Neuigkeiten?“ fragte Corcoran.
„Maharadscha“, erwiderte Sugriva, „im Reich ist es ruhig. Hier sind die englischen Zeitungen aus Bombay, sie schreiben nur das Allerschlechteste über Sie.“
„Arme Engländer, sie wollen mir eine Reputation verschaffen. Zuerst die Bombay Times .“
Er faltete die Zeitung auseinander und las laut vor:
„Jetzt, da der Sepoyaufstand niedergeschlagen wurde, scheint es an der Zeit, auch im Land der Marathen wieder für Ordnung zu sorgen und diesem französischen Abenteurer die Strafe zukommen zu lassen, die er verdient.
Wie wir erfahren haben, beginnt sich dieser Piratenkapitän, der von einer Bande internationaler Mörder unterstützt wird, dem Abschaum der zivilisierten Welt, in Bhagavapur und in seiner Umgebung häuslich einzurichten. Nicht zufrieden damit, daß er dem alten Fürsten Holkar Leben und Reich genommen hat, schreckt er auch nicht davor zurück, wie man hört, dessen Tochter Sita, den letzten Abkömmling der ältesten Herrscherdynastie Indiens, zu seiner Frau zu machen. Was muß es Schrecklicheres für diese Frau geben, die immer in der Angst lebt, eines Tages das gleiche Schicksal wie ihr Vater zu erleiden, als neben Holkars Mörder auf dem Thron sitzen zu müssen.“
„Bravo! Sehr gut!“ rief Corcoran aus. „Dieser Engländer beginnt bewundernswert. Es scheint, daß sie sich für stark halten, weil sie beginnen, mich zu verleumden. Schauen wir, wie es weitergeht.“
„Das ist noch nicht alles. Dieser Schurke, der, so sagt man, aus der Strafanstalt von Cayenne ausgebrochen ist, wo er mit Tausenden ähnlicher Galgenvögel eingekerkert war, hat das ganze Reich der Marathen in einem regelrechten Handstreich an sich gerissen. Mit einer zahlreichen Armee durchstreift er plündernd und brandschatzend das Land, unterwirft sich eine Provinz nach der anderen und überzieht alles, was sich ihm widersetzt, mit Feuer und Schwert…“ Corcoran warf die Zeitung zu Boden.
„So also wird Geschichte geschrieben“, sagte er. „Glaubt sich Lord Braddock mit diesen Lügen auf einen Kampf gegen mich vorbereiten zu müssen?“
„Herr“, sagte Sugriva. „Was wollen Sie unternehmen?“
„Ich? Nichts. Wenn Lord Braddock ein Mann wäre, der sich mit mir auf freiem Feld mit dem Degen in der Hand messen würde, dann würde ich ihm die Brust durchbohren, wie er es verdient hätte. Aber dieser große Mylord wird doch seine kostbare Herrenhaut niemals riskieren… Wir werden ihm mit gleicher Münze heimzahlen. Ich werde den Bhagavapurer Anzeiger beauftragen, eine Gegendarstellung zu drucken.“
„Lieber“, unterbrach ihn Sita, „willst du dich erniedrigen, indem du dich rechtfertigst?“
„Da sei Wischnu vor! Rechtfertigt man sich etwa, wenn man angeklagt ist, Vater und Mutter getötet zu haben? Mein Anzeiger wird schreiben, daß Barclay ein Esel sei, den ich arg verprügelt habe, daß der Gouverneur von Bombay ein Hanswurst und Habenichts und Lord Braddock ein Dieb wären, die man pfählen sollte, und daß alle drei vor mir zitterten wie das Kaninchen vor der Schlange. Und diese Dinge soll der Redakteur mit seinem schönsten indischen Stil ausschmücken und hinzufügen, was ihm sein Einfallsreichtum noch beschert. Da es ja in meinem Lande Pressefreiheit gibt, habe wohl auch ich das Recht, alles zu drucken, was gegen meine Feinde nützlich sein kann.“
„Was übrigens die Pressefreiheit betrifft, Herr“, sagte Sugriva, „die Zeitungen von Bhagavapur nutzen diese Freiheit weidlich aus und schreiben den ganzen Tag gegen Sie.“
„Aha. Oho. Und was schreiben Sie?“
„Daß Sie ein Abenteurer sind, der zu den schlimmsten Verbrechen fähig sei, daß Sie das Volk der Marathen unterdrücken und daß man Sie so bald wie möglich von der Erde vertilgen sollte.“
„Laß sie schreiben. Da ich ihr Herr bin, ist es nur natürlich, daß sie mir Übles nachsagen.“
„Aber Herr, wenn man gegen Sie revoltiert?“
„Weshalb sollten sie revoltieren? Wo finden sie denn einen besseren Fürsten?“
„Und wenn sie nun zu den Waffen greifen?“
„Wenn sie zu den Waffen greifen, verletzen sie das Gesetz. Wenn sie das Gesetz verletzen, werde ich sie erschießen lassen müssen.“
„Was? Du würdest keine Gnade vor Recht ergehen lassen?“ fragte Sita.
„Für ihre Anführer nicht. Wenn ein freier Mann das Gesetz verletzt, das ihm seine Freiheit und die der anderen garantiert, gibt es keine Entschuldigung dafür, und er
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