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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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Wasser, denn trotz des Abscheus der Hindus gegen die Marine hat der Kapitän seine Brigg kriegsmäßig ausrüsten lassen, sei es, daß er das Schicksal, das ihm Eure Lordschaft zugedacht hat, durchschaut und das Schiff für seine Flucht bereithält, sei es, daß er Möglichkeiten sieht, seinen Mitkämpfern dadurch Hilfe zu leisten. Eure Lordschaft werden durch Eure Klugheit eher in der Lage sein, die wahren Gründe für das Verhalten dieses Abenteurers einzuschätzen.
    Ich erlaube mir, Eure Lordschaft darauf hinzuweisen, daß Corcorans Armee, deren Zahl auf beiliegender Tabelle vermerkt ist, nicht – wie es den allgemeinen Gepflogenheiten im Orient entspricht – eine Armee nur auf dem Papier ist. Es gibt außerdem in dieser Armee keine Müßiggänger. Ich hatte mehr als einmal Gelegenheit, mich persönlich davon zu überzeugen, mit welcher Exaktheit der Kapitän die Effektivität und taktische Schlagkraft seiner Truppen überprüft, und ich darf hinzufügen, daß es wünschenswert wäre, wenn die Sepoys und Sikhs, die im Dienste der Königin Victoria stehen, die Disziplin und Solidität dieser Marathen hätten.
    Eine Sache hat den Maharadscha sehr populär gemacht: Das ist seine unbedingte Integrität vor dem Gesetz. Er achtet streng darauf, jedem Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. In dieser Hinsicht ist er genauso unnachgiebig, wenn das Gesetz übertreten wird. So hat er einige hundert Räuber aufknüpfen lassen, die unter der Herrschaft seines Vorgängers ungestraft das Land ausplündern und verwüsten durften. Mehrere von ihnen haben versucht, ihn mit gewaltigen Summen zu bestechen, um ihr Leben zu retten; aber er hat niemanden begnadigt, sondern ihr zum Teil recht erhebliches Vermögen an die Armen verteilt. Eure Lordschaft wird sicher mit mir einer Meinung sein, daß diese Großzügigkeit, die so wenig kostete, ihm beim Volk eine ungeheure Popularität verschafft hat.
    Das bringt mich geradewegs zum Hauptpunkt meines Berichts. Ich wage zu hoffen, daß Eure Lordschaft mir Verständnis entgegenbringen wird, daß ich meine Befugnisse geringfügig überschritten habe.
    Die Vernichtung der wichtigsten Räuber hat dem Banditentum ein Ende gemacht, und die meisten dieser armen Teufel, die dieses abscheuliche Gewerbe ausübten, gehen inzwischen einem ehrenwerten Beruf nach. Andere haben das Land verlassen und erproben ihr Talent in Bengalen, wo ich das Vergnügen hatte, sie zu fangen und einige hängen zu lassen. Unter diesen (ich meine die, die ich in Bengalen aufgegriffen habe, nicht die, die ich hängen ließ) befand sich einer von der schlimmsten Sorte, ein gewisser Punth-Rombhoo-Baber, kurz Baber genannt, was in Hindi ‘der Tiger’ heißt. Baber also hat sich seit seiner Jugend durch die brillantesten Heldentaten hervorgetan. Ich würde nicht behaupten wollen, daß er Vater und Mutter umgebracht habe, aber abgesehen davon hat er wohl alle Arten von Verbrechen begangen. Mit fünfzehn hatte er bereits einen berüchtigten Ruf. Seine Geschicklichkeit, sich den Händen der Polizei und der Justiz zu entziehen, grenzt fast ans Wunderbare. Um nur ein Beispiel zu nennen. Er sollte gepfählt werden, doch als man ihn aufspießen wollte, brach der Pfahl, und Baber machte sich die allgemeine Verwirrung zunutze, den Ganges zu durchschwimmen und in Gwalior unterzutauchen. Ein andermal wurde er gehängt, allerdings so schlecht, daß er – ohne daß der Strick gerissen wäre – weiteratmen konnte. Zwei Stunden danach schnitt man ihn ab, um ihn zu sezieren, und Doktor Francis Arnolt, Chirurg im 48. Sepoylinienregiment, wollte ihm mit dem Skalpell die Brust öffnen, als Baber die Frechheit besaß, vom Seziertisch aufzustehen, dem verwunderten Doktor das Skalpell aus den Händen zu reißen, zur Tür des Krankenhauses zu springen und sich durch mindestens vier- oder fünfhundert Menschen hindurchzuschlängeln, ohne daß es jemandem in den Sinn gekommen wäre, Hand an ihn zu legen. Er floh nach Benares, wo ich ihn traf, als mir Eure Lordschaft befahl, mich nach Bhagavapur zu begeben.
    Dieses Zusammentreffen war eine göttliche Fügung. Obwohl ich ohne Übertreibung sagen darf, daß ich alle Schliche meines Berufes bestens kenne, so ist eine solche Hilfskraft wie Baber von unschätzbarem Wert. Es ist ein außergewöhnliches Glück, daß sich dieser Verbrecher über Kapitän Corcoran beschweren zu müssen glaubt, der ihn aus dem Land der Marathen gejagt hat. ‘Ohne ihn’, so sagte er mir, ‘würde ich ruhig in diesem Land

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