Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
allmächtigen Indra spielt. Auf jeden Fall ist das ein Ereignis, das das Ansehen des sogenannten Maharadschas noch vergrößern wird.“
7.
Wie Yves Quaterquem aus Saint-Malo Scindiah vorgestellt wurde
Scipio Rückert hatte sich nicht geirrt. Es war wirklich ein Luftschiff, das sich wie ein Raubvogel auf Bhagavapur herabließ und einen öffentlichen Aufruhr verursachte. In Sekundenschnelle wälzte sich das ganze Volk – von Respekt, Bewunderung und Neugier getrieben – nach dem Park des Maharadschas, um aus nächster Nähe dieses einzigartige und erstaunliche Wesen zu betrachten.
Aber in dem Augenblick, da die ersten in den Park strömen wollten, erschien Louison, die sich über den großen Auflauf gewundert hatte, und stellte sich den Hindus entgegen, als wolle sie sie nach dem Grund ihrer Hektik fragen. So schnell, wie sie gekommen waren, so schnell nahmen sie bei ihrem Anblick Reißaus, strömten in die Nebenstraßen, kletterten auf Bäume, weil für sie die Tigerin schrecklicher war als ihre Neugier. Das gab der Palastwache Gelegenheit Corcoran zu benachrichtigen.
Dieser hielt gerade in aller Ruhe seinen Mittagsschlaf. Schlaftrunken erschien er auf der Palastterrasse und rieb sich die Augen. Er sah etwas herabschweben, das einem kleinen, leichten, aber sehr stabilen Haus ähnelte, andererseits aber auch wieder einem Adler mit mächtigen Schwingen. Im Inneren des Luftschiffes sah er eine außergewöhnlich schöne Frau, die nach der letzten Pariser Mode gekleidet war. Ein junger Mann mit fröhlichem Gesicht hielt sie an der Hand, und in diesem jungen Mann erkannte Corcoran zu seiner größten Überraschung seinen Cousin und Freund Yves Quaterquem aus Saint-Malo, den berühmten Wissenschaftler und korrespondierendes Mitglied des Institut de France.
Die erste Handlung des Maharadschas war, sich in die Arme seines Freundes zu stürzen.
„Was für ein glücklicher Zufall!“ rief er.
„Zufall“, erwiderte der Neuangekommene und stieg aus der inzwischen gelandeten und verankerten Gondel. „Ganz und gar nicht, mein Lieber, wir machen unseren Hochzeitsbesuch in der Familie. Darf ich vorstellen, meine Frau.“ Und dabei wies er mit der Hand auf die junge Dame, die ihn begleitete.
„Bei der Göttin Lakshmi, der Sie wie aus dem Gesicht geschnitten sind“, sagte Corcoran und verbeugte sich artig, „wenn es kein Sakrileg ist, zu behaupten, Sie seien so schön wie Sita, aber das sind Sie wirklich, liebe Cousine…“
„Na, na“, meinte Quaterquem, „genug der Komplimente… Wo kann ich mein Gefährt lassen? Denn mir scheint, verehrter Maharadscha, daß du keine Remise besitzt, die groß genug wäre, um es unterzustellen.“
„Dein Luftschiff?“ sagte Corcoran. „Oh, ich denke, wir werden es im Waffenarsenal unterbringen. Scindiah kann den Eingang bewachen.“
„Vor allem mußt du wissen, mein lieber Freund und Cousin“, sagte Quaterquem, „daß ich gewichtige Gründe habe, um den inneren Mechanismus des Luftschiffes vor allen geheimzuhalten. Also, gib mir bitte nur blinde, stumme und taube Wächter.“
„Beim Barte meines Großvaters!“ rief Corcoran. „Scindiah ist der Wächter, der genau richtig dafür ist. Komm her, Scindiah.“ Der Elefant, der friedlich durch den Park getrottet war, näherte sich neugierig, betrachtete aufmerksam den Flugapparat, schien in dieser enormen Masse irgendeinen Sinn zu suchen, reckte nach kurzem Überlegen seinen Rüssel steil zum Himmel und starrte Corcoran durchdringend an.
„Scindiah, bester Freund“, sagte dieser, „du hörst und verstehst mich, nicht wahr? Dieser Gentleman, der hier vor dir steht, ist Monsieur Yves Quaterquem, mein Cousin und bester Freund. Du schuldest ihm Respekt, Gehorsam und Aufmerksamkeit. Das hast du begriffen, schön… Ja, also gut, er wird dir die Hand geben, und du reichst ihm zum Zeichen der Freundschaft den Rüssel.“
Scindiah tat es, ohne sich lange zu zieren.
„Und diese Dame“, fuhr Corcoran fort, „ist meine Cousine und zusammen mit Sita die schönste Frau des Universums.“
Scindiah kniete vor der Dame nieder, faßte behutsam mit seinem Rüssel ihre Hand und setzte sie sich als Zeichen der größten Ergebenheit auf seine Schulter.
„Und nun, da die Vorstellung beendet ist, erhebe dich, lieber Freund, nimm die Leine des Luftschiffs mit deinem Rüssel und zieh es in das Arsenal.“
Was in wenigen Minuten getan war, denn die Kraft des Elefanten entsprach seiner Intelligenz. Dann wurde er als Schildwache
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