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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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gehabt, diesen Mann zu verdächtigen?“ fragte Corcoran. „Er war zu Pferd, und er galoppierte. Das ist doch kein Verbrechen.“
    „Großer Maharadscha, Antlitz Brahmas“, sagte da der gefangene Hindu mit untertäniger Stimme, „Labsal der Erde, Inkarnation Wischnus, erbarmt Euch meiner. Ihr gehört nicht zu denen, die die Unglücklichen unterdrücken und die Schwachen quälen. Beim göttlichen Schiwa, Herr, ich bin unschuldig.“
    „Wer bist du?“ fragte Corcoran.
    „Herr, ich heiße Vibisbana und bin ein armer Parse aus Bombay, der mit Baumwolle handelt. Ein unglückliches Schicksal hat mich nach Bhagavapur gehen lassen, wo ich Baumwolle für meine englischen Kunden kaufen wollte. Verflucht sei der Tag, da ich in Euren Staat gekommen bin. Nun bin ich das Opfer häßlicher Verdächtigungen geworden!“
    Das vor Gram zerfließende und resignierte Gesicht des armen Mannes ließ einen schier vor Mitleid vergehen.
    „Hat man irgend etwas Verdächtiges bei ihm gefunden?“ fragte Corcoran.
    „Nein, Herr. Nichts außer seiner Kleidung und etwas Geld.“
    „Nun gut, man soll ihn freilassen und ihm sein Pferd zurückgeben.“
    Sugriva und die Soldaten führten den Befehl des Maharadschas sofort aus.
     
     
10.
Von dem nicht genug zu schätzenden Glück, gute Domestiken zu haben
     
    Ein freudiger Schein verklärte das Antlitz des gefangenen Hindus. Selbst Rückert, obwohl er behauptet hatte, ihn nicht zu kennen, schien über seine Freilassung erleichtert.
    Doch da änderte ein neuer Zwischenfall die Entscheidung des Maharadschas.
    Der kleine Moustache trottete mit einemmal herbei und hatte in seinem Maul einen Brief, der nach europäischer Art versiegelt war. Solche Briefe waren in Bhagavapur selten, so daß sich der Maharadscha wunderte. Er nahm den Brief, streichelte Moustache, besah sich die Adresse, erkannte die englische Anschrift und las verwundert die Worte:
    „… an Lord Henry Braddock, Generalgouverneur von Hindustan“.
    „Na, Fürst, was habe ich gesagt?“ rief Sugriva. „Dieser Mensch muß das Papier hinter einen Busch auf die Straße geworfen haben, als ihn Louison aufhielt, und Moustache, der seiner Mutter folgte, hat es beim Spielen gefunden.“
    „Das ist ja seltsam!“ rief Corcoran aus.
    Er betrachtete die Unterschrift: „Doubleface“ (alias Scipio Rückert). Dann begann er mit der Lektüre. Es war der Brief, den wir soeben zum besten gegeben hatten. Währenddessen überlegte der Doktor, wie er sich diesmal aus der Schlinge winden könnte. Als Corcoran den Brief zu Ende gelesen hatte, befahl er:
    „Legt ihm Eisen an Hände und Füße. Werft ihn in den Kerker. Wir werden beratschlagen, was mit ihm geschehen soll.“
    „Was sollen wir mit dem Boten machen?“ fragte Sugriva.
    „Du bist also Baber?“ fragte ihn Corcoran.
    „Ja, Herr, das bin ich“, antwortete der Gefangene gleichmütig. „Aber erinnert Euch, daß der großzügige Löwe nicht die Ameise vernichtet, weil sie ihn in die Fußsohle gebissen hat… Wenn Ihr mich begnadigt, kann ich Euch von Nutzen sein.“
    „Du hast ganz recht“, antwortete Corcoran. „Du kannst noch zwei oder drei Herren verraten, nicht wahr? Ich werde mich daran erinnern.“
    Man führte die beiden Gefangenen weg, und Corcoran betrat nachdenklich den Palast.
    „Nun, was gab es denn für ein großes Ereignis, daß dich zur Pistole greifen ließ?“ fragte Quaterquem.
    „Es war nichts“, erwiderte Corcoran, der die beiden Frauen nicht beunruhigen wollte. „Ein Wächter stand unter Opiumrausch und gab falschen Alarm. Doch du“, fuhr er fort, „woher hast du denn diesen Acajou, von dem du uns noch nichts erzählt hast und den ich soeben erst getroffen habe?“
    „Das ist das Ende meiner Geschichte“, antwortete Quaterquem, „und ich wollte es euch gerade erzählen, als uns der Schuß unterbrochen hat.
    Ihr erinnert euch an den Schiffbruch, dessen Zeuge Alice, und ich geworden sind. Dieser Schiffbruch schien uns wie ein Wink des Himmels, den wir nicht mißachten sollten. Wir warfen auf der Insel Anker und stellten meine Flugmaschine unter einem riesigen Laubbaum ab. Dann machten wir uns auf den Weg zum Ufer, auf das das Schiff geworfen worden war. Dort lag es wie ein gestrandeter Wal.
    Die Mannschaft war eine Beute des Meeres geworden, aber wir fanden eine ganze Menge Nahrungsmittel, die so sorgfältig in Eichenkisten verpackt waren, daß ihnen das Salzwasser nichts hatte anhaben können, dazu fünfhundert Fässer Bordeaux. Bei diesem Anblick

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