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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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    Manche Geschichten sind wie Melodien.
    Wie ging dieser Satz weiter? Und wo hatte sie ihn schon mal gehört? War das möglich? Konnte es sein, dass sie diesen kleinen Satz schon einmal gehört hatte? Und, wenn ja, wann? Und wo? Und wer hatte ihn gesagt? Meine Güte, sie war ganz durcheinander und wusste nicht einmal, warum. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    Manche Geschichten sind wie Melodien.
    Irgendwie hatte er sich traurig angehört, als er das sagte. Aber das bildete sie sich womöglich ein.
    Faye ging vorsichtig zum Vorhang, zog ihn ein wenig beiseite und lugte hindurch. Der junge Mann hatte sich gerade verabschiedet. Sie sah ihn nur von hinten. Er trug einen Anzug und eine Umhängetasche aus grauem Stoff. Mit dem Bimmeln der Türglocke verließ er den Laden.
    Mist!
    Faye sah ihm nach und sammelte Schnappschüsse: braunes Haar, verwuschelt, ein Dreitagebart, den konnte sie erkennen. Wer immer er war, er schaukelte beim Gehen, als sei er auf See. Oder zumindest dachte sie sich, dass es so sein könnte.
    Erst als er fort war, traute sie sich in den Laden.
    »Wer war das?«
    Mica musterte sie, als habe er sie noch nie zuvor gesehen. »Ein Kunde?«
    Okay! »Was hat er gekauft?«
    »Ist das wichtig?« Manchmal hatte Mica Sagong diese Angewohnheit, Dinge zu sagen, die einen tierisch auf die Palme bringen konnten. Er sagte sie mit einer Seelenruhe, die schon fast meditativ war.
    »Ich bin einfach neugierig.«
    »Du bist sonst nie neugierig.«
    »Jetzt schon.« Sie schaute zur Tür.
    »Das sehe ich.«
    Sie wurde ungeduldig. »Sag schon!«
    »Er hat sich Frühstück bei Tiffany gekauft. Eine alte Ausgabe aus den späten Siebzigern.«
    Faye nickte nur. Sie kannte den Film, nicht aber das Buch. Den Film mochte sie. Vor allem die Musik.
    »Du bist wirklich neugierig«, stellte Mica Sagong fest.
    Faye erwiderte nur: »Oh, Mann!«
    Ohne Mica weiter zu beachten, lief sie nach draußen auf die Straße und suchte sie mit den Augen ab. Der junge Mann war inzwischen auf der anderen Straßenseite, wo ein Motorroller stand. Bevor Faye mehr von ihm sehen konnte, hatte er sich einen Helm samt Sonnenbrille aufgesetzt. Er startete den Roller, dann fuhr er fort. Und das war auch schon alles.
    Faye seufzte.
    Manche Geschichten sind wie Melodien.
    Sie holte tief Luft. »Was war das denn?«, wunderte sie sich. Sie ärgerte sich, weil er fort war. Sie hätte ihn ansprechen sollen. Meine Güte, darüber würde sie ein Lied schreiben können.
    Und dann?
    Manche Geschichten sind wie Melodien!
    Das Gefühl, dass dieser Fremde etwas gesagt hatte, was eigentlich ihr gehörte, war … so verwirrend.
    Sie ging in den Laden zurück. Die Knie zitterten ihr.
    »Du siehst aus, als würdest du dein Gleichgewicht suchen.«
    »Warum musst du immer so reden, als wäre das hier ein Esoterikladen? Du führst dich auf wie ein Lehrer.«
    »Wir sind alle Lehrer. Und alle sind wir Schüler.«
    Sie verdrehte die Augen. »Du bist nicht mein Lehrer«, sagte sie.
    »Wenn du das Gefühl hast, ich bin wie ein Lehrer«, sagte er mit seiner ruhigen, leisen Stimme, »dann bin ich vielleicht der Lehrer, den du gerade jetzt brauchst.«
    Sie seufzte. Er konnte sie mit so was zur Weißglut treiben, das wusste er ganz genau, und er hatte höllischen Spaß daran, das wusste sie ebenfalls. Man konnte es in seinen Augen erkennen.
    Dann sah sie das Notizbuch. Es lag neben der Kasse. Vorhin hatte dort kein Notizbuch gelegen. »Was ist das?«
    Bevor Mica etwas erwidern konnte, war sie schon bei dem Notizbuch und schlug es auf.
    »Das ist seins«, sagte Mica. »Er hat es wohl vergessen.«
    Faye schaute ihn an.
    »Vielleicht kommt er zurück«, meinte Mica, »du musst nur warten.«
    Faye zog eine Grimasse und blätterte flink und neugierig darin herum. Die Seiten waren dick, gutes Papier.
    »Es ist unhöflich, das zu tun.«
    »Und? Dann ist es eben unhöflich«, sagte sie schnell. Sie fühlte sich nicht unhöflich.
    Sie fühlte sich …
    Kitschig, kam es ihr in den Sinn. Sie fühlte sich irgendwie kindisch und sentimental. Ja, genau so.
    Das Notizbuch jedenfalls war randvoll mit Zeichnungen, Skizzen. Gesichter, Momente, Szenen, alle schattenhaft mit Bleistift zu Papier gebracht. Die meisten unfertig. Fast sahen sie aus wie die Comics, die Mica so mochte, nur realer. Sie sahen aus wie Entwürfe zu einem Comic.
    »Er kann zeichnen«, stellte Mica fest.
    »Ach, ja?«
    Faye fielen spontan mindestens zwei neue Lieder dazu ein. Die Texte zu den Melodien würde sie erst noch

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