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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Gaststätte für die Bereitstellung der Bestechungsgelder eingeplant werden musste.
    Trotz der komplizierten Bürokratie nahm das finnischindische Restaurant seinen Betrieb auf und bot seinen Gästen gelben Kohlsalat an, der einfach herzustellen war und den die Gäste gern aßen. Der Salat entstand aus Frühkohl, kleinen grünen Chilis sowie aus Öl und Kurkuma. Der Kohl wurde in die Gewürzmischung hineingeschnipselt und heiß serviert.
    Lauri spezialisierte sich darauf, scharfe Tigerkrabben zuzubereiten. Er marinierte sie einige Stunden in einem Sud, für den er Chili, Kurkuma, Garam Masala und Limettensaft verwendete. Wenn er die Krabben etwa drei Stunden im Kühlschrank kaltstellte, bekamen sie einen besonders feinen Geschmack.
    Als Vorspeisen boten die finnischen Besitzer frittierte herzhafte Fisch- und Fleischhappen in einer Gewürzsoße an, die Chili- und Koriandermehl sowie Öl enthielt. Dazu gab es flache Brote und kleine Brötchen. Kalle lernte rasch, Fladenbrote zu backen, und die Gäste lobten sie und fanden, dass sie so knusperig und lecker schmeckten, als kämen sie aus einer indischen Bäckerei.
    Den meisten Beifall fand der feierlich als Nachspeise servierte Möhrenauflauf. Außer Möhren waren dafür Vollmilch, Kardamom, Zucker, Butter, geröstete Mandeln und helle Rosinen erforderlich. Die geraspelten Möhren wurden im Ofen weichgegart, und dann wurden die Gewürze untergemischt. Die Delikatesse wurde mit geraspelten Mandeln, Rosinen und indischem Blattsilber garniert.
    Das finnisch-indische Restaurant ermöglichte gute Gesprächskontakte mit den Einheimischen. Die Gäste erzählten Lauri und Kalle gern von den Verhältnissen in ihrem Land, von der Geschichte, der Gesellschaft und den Religionen, von der Lebensweise der Menschen und von ihren Traditionen.
    Bald integrierten die beiden Konstrukteure der Gebetsmühle eine weitere Besonderheit der indischen Gesellschaft: die Institution des Gurus. Da die gewöhnlichen Menschen den Gurus, religiösen und gesellschaftlichen Autoritäten, nahezu blind vertrauten, beschlossen Lauri und Kalle, auf der Gebetsmühle auch Lehren der Gurus aufzunehmen. Die Zeit würde zeigen, ob das Gerät denselben Einfluss wie ein weiser indischer Guru erlangen könnte. Würde etwa die finnische Regierung künftig bei der Regelung nationaler Angelegenheiten die Gebetsmühle um Rat fragen? Dann würden sicher die Steuern sinken und die Arbeitslosigkeit zurückgehen, vermuteten Lauri und Kalle.
    Die beiden lernten den Liberalismus der Hindus schätzen. Viele verschiedene Götter waren erlaubt, obwohl auch der Monotheismus seine Anhänger hatte. Und der Begründer des Hinduismus war nicht bekannt. Die Hindus glaubten ja an keinen Jesus, keinen Buddha, geschweige denn einen Mohammed.
    Lauri und Kalle ergänzten das Repertoire der Gebetsmühle auch um die Hymnen und Mantras des Veda. Vielleicht würde das Gerät eines Tages in Finnland eine religiöse Revolution in Gang setzen. Mit welchen Folgen? Zumindest würde es wohl hoch hergehen. Im besten Falle würde sogar der finnische Erzbischof die Mühle um religiösen Rat fragen.
    Da sie einmal damit angefangen hatten, speicherten sie gleich die Botschaften sämtlicher in Indien praktizierter Religionen, als da waren Islam, Jainaismus, Sikhismus, Zarathustraismus und Buddhismus. Der Apparat war wie ein Minitempel, jeder Interessent konnte die sonderbarsten Botschaften abrufen. Die Zeiten des Unglaubens waren damit endgültig vorbei, sagten sich die Besitzer des finnisch-indischen Restaurants zufrieden.
    Da sie es nun so weit geschafft hatten, setzte sich Kalle in den Kopf, die Gebetsmühle unbedingt dem Dalai Lama vorzustellen, der aus seinem Heimatland Tibet hatte fliehen müssen, als die Chinesen es in den 1950 er-Jahren besetzten und mithilfe der Armee die dortige Bevölkerung unterwarfen. Der Dalai Lama war keineswegs der einzige politische Flüchtling, unzählige Tibeter, größtenteils Mönche, waren nach Indien geflohen.
    Ein Treffen mit dem Dalai Lama zu organisieren war kompliziert. Sein Sekretär teilte mit, dass der Terminkalender des geistlichen Oberhauptes Tibets bereits für Jahre im Voraus voll sei. Nur in Ausnahmefällen könne man Änderungen vornehmen.
    Lauri, der das Telefonat führte, gab sich nicht so leicht geschlagen. Er erklärte, dass es darum gehe, das geistliche Oberhaupt der Tibeter eingehend über die neueste Entwicklung des Hinduismus zu informieren. Bei dem Treffen wollten sie, er und sein Mitstreiter,

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