Die Yoga-Kriegerin

meiner. Mit dieser Erkenntnis verschwand meine Angst. Ich ertappte mich auch immer wieder beim Klam mern, Festhalten. Das führte mich zu einer weiteren falschen Vorstellung, die ich freilegen musste: dass ich nur auf die Art, mit meinem Mann verheiratet zu sein, existieren könne. Je mehr ich darin herumstocherte, umso klarer wurde mir, dass es einer Art Tod gleich kam, mich an eine Fantasie oder gesellschaftliche Vorstellung zu klammern, die nicht Realität wurde. Als ich all diese Emotionen abschälte, sie auflöste und mit meiner Scheidung ins Reine kam, begann ich, eine strahlende neue Energie zu spüren.
    Beginn den Prozess der Rekapitulation damit, dass du die Themen oder Probleme, die aufgrund einer Veränderung, die du gerade durchmachst – Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes usw. –, aufkommen, identifizierst. Stell dir jedes Thema – z. B. Vertrauen, Verlassenwerden, Selbstwertgefühl und dergleichen – als ein eigenes Netz vor. Jedes Netz enthält all die Gefühle, Gedanken und Vorstellungen, die du zu diesem Thema hast – all die Was-wäre- wenn-Fragen. Wenn du zum Beispiel eine Scheidung durchmachst, könnten einige deiner persönlichen Netze sein: Was, wenn ich allein alt werde? Was, wenn mich nie mehr jemand begehrenswert findet? Was, wenn ich mein Herz wieder öffne und jemand darauf herumtrampelt? Erinnere dich, selbst erfreuliche Aussichten wie Hochzeiten können klebrige Fäden im Netz darstellen: Was, wenn ich nicht gut genug bin? Was, wenn ich seine Familie hasse oder sie mich hassen? Was, wenn unsere religiösen Vorstellungen nicht zusammenpassen? Stell dir diese Was-wäre- wenn-Fragen als einzelne Fäden des Netzes vor; jeder einzelne Faden kann die Gesamtstruktur zum Erzittern bringen.
    Der nächste Schritt ist, einen einzelnen Faden des Netzes auszuwählen und nachzuprüfen, ob diese Vorstellung für dich richtig ist. Wenn nicht: Kannst du den Faden loslassen, damit du vorwärts kommen kannst? Angenommen, du durchlebst gerade eine entsetzliche Trennung von deinem Liebsten, weil er dich betrogen hat. Du hast vielleicht Netze für jedes Thema, wie z. B. Vertrauen, Schuldgefühle, die Angst, betrogen zu werden, und dergleichen. Jetzt ist es an der Zeit, jedem einzelnen Faden jedes Netzes, einem nach dem anderen, nachzugehen und zu prüfen, wie viel Wahrheit diese Überzeugungen für dich beinhalten. Wie sehen deine Grundeinstellungen bezüglich jedes Fadens aus, woher hast du sie, und gelten sie auch heute noch für dich?
    Wenn dich zum Beispiel dein Liebster betrogen hat und du nun ein Problem mit Vertrauen hast, könnte dein Was-wäre-wenn sein: Was, wenn ich mir selbst nicht mehr vertrauen kann, neue Beziehungen einzugehen? Was, wenn ich nicht länger Vertrauen in andere Beziehungen haben kann, weil ich diesen Menschen nicht mehr trauen kann? Wo hast du deine ersten Lektionen über das Betrogenwerden gelernt? Wer hat sie dir beigebracht – Eltern, Freunde, Geliebte? Ist dein Hund gestorben, als du klein warst, und deine Eltern haben es dir nicht gesagt? Hat die Scheidung deiner Eltern dein Vertrauen zerstört? Hat dich ein Freund angelogen? Verfolge die Fäden bis zum Ursprung dieser Überzeugung. Spüre nach, wie weit zurück dein aktueller Trigger in deinem Überzeugungs­ faden resoniert. Deine Sorgen bezüglich Vertrauen könnten legitim sein oder sie basieren auf jahrzehntealten Überzeugungen, die auf bestimmte Umstände zutrafen, die nicht länger relevant sind.
    Es kann zeitintensiv sein, das Netz deiner Einstellung zu überprüfen, weil wir oft sehr komplizierte Gefühle in Bezug auf Veränderungen haben. Als ich zum Beispiel Forrest Yoga Circle , mein Yogastudio, schließen musste, rang ich mit Traurigkeit, Verlust, Wut, Verrat und mit Ängsten, aus der Übung zu kommen, meine Yogagemeinde und meinen »heiligen Ort« zu verlieren. Mein Gefühl, verraten worden zu sein, führte zu Vertrauensthemen, also musste ich sorgfältig meine Vergangenheit durchkämmen und nachprüfen, was mir meine Eltern über Vertrauen beigebracht hatten, was ich darüber von Geliebten und Freunden gelernt hatte. Erst nachdem ich diesen Faden gründlich untersucht hatte, konnte ich mich den anderen widmen. Die Rekapitulationszeremonie war so wertvoll für mich, dass ich sie als mein letztes Geschenk für meine Forrest-Yoga-Circle - Gemeinde abhielt. Es war die abschließende und allerletzte Zere­ monie des Forrest Yoga Circle.
    Während du den Ursprung jedes Gefühls in jedem Faden des Netzes