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Die Zan-Spieler

Die Zan-Spieler

Titel: Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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andere Unterschiede?“
    „Die Leute machen viel Aufhebens um unser Erinnerungsvermögen. Es handelt sich dabei um das totale Gedächtnis. Ich gebe zu, daß es sich wie ein Vorteil anhört, aber es hat auch seine Nachteile. Zum Beispiel besitzen wir nicht so etwas wie Ihr Unterbewußtsein. Bei Ihnen dient dieses als ausgleichendes Organ für gegensätzliche Erfahrungen. Wir dagegen müssen uns mit den gleichen Dingen direkt auseinandersetzen. Dazu ist ein hoher Geschicklichkeitsgrad und damit volle geistige Gesundheit erforderlich. Natürlich erreichen nicht alle das höchste Geschicklichkeitsniveau. Die Leute beneiden uns heute um unsere niedrige Geburtenrate, aber man kann sie im Grunde nur als schwerwiegenden Nachteil betrachten. Und nicht nur das, denn obendrein ist unser Menstruationszyklus auch noch sehr kurz. Zweimal, selten dreimal, tritt er auf, und dann ist alles vorbei {11} . Dadurch ist das Verhältnis bei uns im Grunde eins zu eins, was von Anfang an Nullwachstum bedeutet.“
    „Darf ich fragen, welche Wachstumsrate Sie heute haben?“
    „Eins zu eins Komma null fünf oder eins zu eins Komma null sechs. Alle sechshundert Jahre tritt eine Verdoppelung ein. Die Rate wurde zuerst künstlich höher gehalten, aber in den letzten beiden Jahrhunderten ist sie um diese Zahl herum konstant geblieben. Unsere Heiratsbräuche zielen darauf ab, ungewöhnlich fruchtbare Typen breiter zu streuen, so daß sich der Zuwachs gut verteilt.“
    Fellirian hielt inne. Es gab keinen Kommentar dazu. Sie fuhr also fort. „Das bedeutet nun, daß durchschnittlich eine von sechs Weben ein zusätzliches Kind hat. Darauf haben wir die Rate herabgesetzt. Unsere Gesellschaft ist sehr kompliziert, und jede Webe hat im Verhältnis eins zu eins Komma zwei fünf einen zusätzlichen Nachkommen. Sie können sich nicht vorstellen, wieviel räumliche Veränderung eine solche Aufzucht von Kindern mit sich bringt. Ich gebe allerdings zu, daß ein großer Teil des Problems aus unserer Art, mit den Dingen fertig zu werden, resultiert. Denn wenn Sie vier Kinder in einem bestimmten Alter haben, Paare, die fünf Jahre auseinander sind, dann müssen sie als Partner in eine Webe. Wenn keine da ist, muß eine für sie geschaffen werden. Von den Weben werden traditionell festgelegte Berufe ausgeübt, und diese können, wenn sie einmal festgelegt sind, innerhalb des sich in der Webe abspielenden Lebens nicht geändert werden. Dies bürdet uns einen sozialen Wandel auf, der stärker ist, als unsere Gesellschaft dies eigentlich verkraften kann. Meiner Meinung nach könnten wir eine noch geringere Rate vertragen.“
    „Sie sagten vorhin, daß Sie in der Elternphase stünden. Sie haben geboren?“
    Fellirian zuckte – innerlich, wie sie hoffte – bei der Formulierung der Frage zusammen. Sie hatte jedoch Verständnis dafür. Nicht viele Menschen „gebaren“ – wie die Frau es ausgedrückt hatte – heutzutage. Und die Restriktionen der Fruchtbarkeitsbehörde waren bei weitem die schlimmsten Verordnungen von allen. Sie erwiderte: „Ja. Meine Webe ist eine von denen, die im Verhältnis eins zu sechs fünf Kinder haben. Bei mir trat eine dritte Fruchtbarkeitsperiode ein. Ich habe drei Kinder bekommen, die alle gesund und munter sind. Ihr Alter ist fünfzehn, zehn und fünf. Ein Mädchen und zwei Jungen, in dieser Reihenfolge. Sie heißen Pethmirvin, Kevlendos und Stheflannai, ebenfalls in dieser Reihenfolge. Aber seien Sie versichert: Meine Brutzeiten sind vorüber.“
    Sie machte eine Pause, um den Gedanken wirken zu lassen. Solche Ideen rein theoretisch zu diskutieren war eine Sache, aber so etwas persönlich oder als eine hier und jetzt stattfindende Wechselbeziehung zwischen zwei Personen zu akzeptieren, war etwas anderes. Sie wartete. Fellirian war geduldig. Sie kannte die Menschen durch ihren langen Umgang mit ihnen gut und sah keinen mit Geringschätzung an. Sie steckten immer voller Überraschungen, denn das innere Selbst stimmte nicht immer mit dem Äußeren überein. Dennoch, so fiel ihr ein, sind wir auch darin nicht einmal so verschieden … Außerdem wußte sie sehr gut, daß die Worte in einer eingleisig verlaufenden Sprache sehr leicht täuschten; da sie nicht den von ihnen symbolisierten Wirklichkeiten entsprachen und in den Bedeutungen beträchtlich variierten, konnten Wörter dem Langsamen leicht einreden, daß er dem Schnellen gleich sei, und gleichermaßen bremste der Schnelle leicht seine Geschwindigkeit bis auf ein Kriechen.
    Die

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