Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zan-Spieler

Die Zan-Spieler

Titel: Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
Vom Netzwerk:
Kultur Ihre Bedürfnisse widerspiegelt und nicht die Bedürfnisse aller Geschöpfe, also auch nicht die unsrigen. Und daß Sie in vielen Fällen den weitverbreiteten Gebrauch von Artefakten eingeführt hatten, ohne die sich daraus ergebenden Folgen zu bedenken. Die klassische Untersuchung auf diesem Gebiet, das Automobil betreffend, konzentriert sich nicht darauf, wie dieses Ihr vorheriges Wertesystem beeinflußt hat, sondern auf die meßbare Vergrößerung Ihrer Städte, eine Vergrößerung und gleichzeitig Senkung der Dichte, die in Ihrer Gesellschaft auf Jahre hinaus tiefgreifende, unsichtbare Veränderungen bewirkt hat. Diese Dinge resultierten übrigens höchstwahrscheinlich nicht aus der Bevölkerungszunahme. Sogar in diesem Jahrhundert spüren wir noch die Nachwirkungen aus dieser Zeit. Es war damals offensichtlich, daß Artefakte enormen Einfluß auf eine Kultur haben, vieles in ihr verändern können. Die Vorhersage solcher Auswirkungen ist eine geheimnisvolle Wissenschaft und in manchen Fällen nicht wesentlich zuverlässiger als das Lesen in Teeblättern. Daher wurden wir vorsichtig. Wir werden gemeinhin des Konservatismus beschuldigt. Dem ist nicht so. Wir sind lediglich auf der Hut. Wir wünschen Wandel und Fortschritt, aber wir wünschen auch, daß wir als die Objekte eines solchen Wandels eine gewisse Kontrolle über das Ausmaß des Wandels haben. Ist das etwa nicht vernünftig? Daher zogen wir in die Wälder und hielten uns fern von der Zentralheizung. Und von den Autos. Sie schaffen ein immer stärkeres Bedürfnis nach mehr Platz. Wir haben heute Platz zum Leben und zum Atmen. Warum sollten wir ihn gegen flüchtige und egoistische Annehmlichkeiten eintauschen?“
    „Das hört sich kritisch an.“
    „Durchaus nicht. Sie waren sich der Konsequenzen nicht bewußt. Auch wir wären uns ihrer nicht bewußt gewesen, hätten wir nicht Ihr warnendes Beispiel vor Augen gehabt. Aber es handelt sich natürlich noch um mehr. Wir möchten unsere eigene Entwicklung durchmachen und nicht die Ihre kopieren. Um so etwas zu finden, mußten wir weit zurückgehen, bis hin zur Primitivität, wenn Sie so wollen.“
    „Haben Sie gefunden, was Sie suchten?“
    „Damit kann man erst nach vielen Spannen rechnen.“
    „Wann wird das sein?“
    „Weder zu meinen Lebzeiten noch zu denen meiner Kindeskinder.“
    Der Mann nickte, als habe er verstanden, und setzte sich wieder hin. Ein anderer trat an seine Stelle. Der letzte war etwas jünger als die ersten beiden und geschliffener, nahezu lässig. Fellirian hatte das Gefühl, auf einmal aus dem Brennpunkt des Interesses getreten zu sein. Nicht daß dieses Interesse nun zurückgenommen worden wäre, aber sie wurde nicht länger abgeschätzt. Ja, das war das Wort. Abgeschätzt. Was war die Quelle? Sie warf flüchtig einen unauffälligen Blick in den Raum. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß irgend etwas nicht stimmte.
    Vance holte tief Luft; auch er war erleichtert. Obwohl die beiden Besucher die Grenzen des allgemeinen Anstandes nicht überschritten hatten, fand er doch, daß sie zu weit gegangen waren. Jetzt dieser nächste Bursche – er war wahrscheinlich ein ganz normaler Bursche. Mit Sicherheit wirkte er so, obgleich es nicht außerhalb des Möglichen lag, daß auch er das Spiel der vorherigen beiden spielte. Zwei zum Provozieren und einer, um die gesteuerte und genau bemessene Entspannungsphase zu gewährleisten. Dies gehörte immerhin zu den Methoden der Historiker. Der hier schien ein ganz kleiner Streber auf Reisen zu sein. Vance wußte insgeheim, daß solche Unternehmungen überflüssig waren; soviel hatte er selbst bei seinen eigenen wenigen Reisen mitbekommen. Die Erde – oder jedenfalls etwa fünfundneunzig Prozent von ihr – war so gleichförmig, wie es die klimatischen Unterschiede erlaubten. Das frühere Bulgarien unterschied sich heute nicht wesentlich von dem, was einst New Jersey gewesen war; Vance ertappte sich bei der Frage, ob sie sich je voneinander unterschieden hatten. Orte mußten sich doch wohl voneinander unterscheiden? Das Licht war doch anders, die Gerüche, die Beschaffenheit des Bodens? Vance dachte noch weiter: Wenige bekamen heutzutage den freien Himmel zu Gesicht, und wenn, dann ignorierten sie ihn so weit wie irgend möglich. Die übrigen objektiven Erfahrungen hatten sich in ähnlicher Weise vom Natürlichen wegbewegt. Vance dachte an Fellirian und an das, was er von ihr wußte; ihre Wahrnehmungen waren so feingeschliffen, daß sie

Weitere Kostenlose Bücher