Die Zan-Spieler
auf mich zu warten; geh nur schon rein, und sage den andern, daß wir endlich da sind.“
Das Mädchen zögerte und räusperte sich. „Kann ich jetzt nicht, Madheliya. Ich muß die feierliche Waschung ebenfalls vornehmen, so sehr ich mir auch wünschte, daß ich es nicht müßte.“ Schon schien in Pethmirvins Stimme das Klappern ihrer Zähne mitzuschwingen.
Für einen langen Augenblick standen sie schweigend im Dunkeln und sahen sich an. Sie kannten beide die Rituale und überlieferten Bräuche und befolgten sie, ohne groß zu zögern. Fellirian legte manchmal besonderen Nachdruck auf die Konvention, da sie glaubte, Vorbild sein zu müssen. Morlenden machte sooft wie möglich einen Bogen um den Trog, obwohl er sehr eigen war und sich manchmal stundenlang hinter dem yos in einer riesigen Waschwanne rekelte, während Pentandrun und Kevlendos rannten, um immer wieder heißes Wasser von der Feuerstelle zu holen. Aber die Waschsitte existierte nun einmal, selbst im Winter, wenn es eine wagemutige Tat war, sich dem Wasser zu überantworten. Fellirian wußte, daß sie sich mit dem kalten Flußwasser würde begießen müssen, bevor sie anständigerweise ihr eigenes Haus betreten konnte; sie war ja draußen gewesen. Der Grund lag hier nicht in der Reinlichkeit, denn für ein Bad reichte jede Entschuldigung aus; nein, hier handelte es sich um das Ritual, um Magie. Fellirian war dem Fremdartigen ausgesetzt gewesen, fremdartigen Werten, und die Waschung beschwor die reinigenden Kräfte des nassen Elements, die Schlacke von draußen zu entfernen. Die Pollen des Fremden.
Was nun Pethmirvin betraf, hätte sie die obligatorische Waschung aus allen möglichen Gründen auf sich laden können; aber Fellirian erinnerte sich an ihre eigene Reifezeit und an die Male, an denen sie selbst vor genau diesem Trog und zitternd vor Angst wegen des kalten Wassers gestanden hatte. Sie glaubte den Grund zu kennen, obwohl sie wegen der Jahreszeit und dem Zeitpunkt des Vorkommnisses leicht überrascht war. In der Nacht und im Winter?
Fellirian wandte sich mit gespieltem Ernst an Pethmirvin. „Ner-h’Emivi, hast du etwa zufällig einen dhainman {16} auf dem Weg zur Mono getroffen?“
Das Mädchen antwortete scheu und blickte dabei zu Boden. „In der Hütte an der Monostrecke, Madheliya. Farlendur Tlanh Da-len. Er begleitete mich, als ich hinunterging, um dich abzuholen.“ Einen Augenblick lang sah Pethmirvin auf und Fellirian fest in die Augen. Dann sah sie wieder scheu zu Boden.
Fellirian schlug die Kapuze ihres Umhanges zurück, und nachdem sie das Oberteil ihres Obergewands geöffnet hatte, holte sie den langen einzelnen Haarzopf nach vorn und fing an, ihn sorgsam aufzuflechten. Sie lächelte Peth an.
„Ganz gut für die didhosi. Trotzdem, ich sehe, daß du wenigstens den Brauch kennst; eine Waschung vor dem yos für jeden Blumenkampf außerhalb. Paß nur auf, Peth-Emivi {17} , daß du vom vielen Waschen keine Kiemen bekommst!“
Pethmirvin kicherte und verbarg das Gesicht, in dem sie nun heftig errötete. „Wirklich ganz gut. Aber du mußt zuerst gehen. Du bist die Klandorh und die Madh. Du hast das Recht der Älteren, und außerdem bist du draußen gewesen.“
„Und für dich das Wasser anwärmen? Ganz gewiß nicht! Ich verzichte auf meine Vorrechte: Rein in den Trog mit dir! Und da fällt mir gerade ein, hast du dich bei deiner Balgerei wenigstens amüsiert? Dies war nie meine Jahreszeit, wenn ich mich auch an wärmeren Tagen nie zurückgehalten habe …“
Peth wechselte von einem Bein aufs andere, wobei sie atemlos sagte: „O ja, es war nur zu kalt, und wir mußten …“
Fellirian unterbrach, was der Anfang einer langen Geschichte zu werden versprach, deren Zweck darin bestand, das Hineinsteigen in den Trog zu verzögern. „Lassen wir ruhig die Einzelheiten beiseite. Wenn du schon die ganzen Umstände erzählen mußt, dann erzähle sie deiner toorhsrith Pentandrun. Sie scheint mir eine Spätentwicklerin zu sein. Und jetzt – ab in den Trog!“
„Ach, Madh.“
„Nichts da ‚ach Madh’. Du kannst ins Bett gehen und schlafen. Ich werde aufbleiben müssen und mit der Perwathwiy schwatzen. Los, beeile dich! Das Warten macht das Wasser auch nicht wärmer.“
Pethmirvin zog ihren äußeren Umhang zögernd aus, stieg aus ihren Stiefeln und zuckte zusammen, als ihr bloßer Fuß den naßkalten hölzernen Treppenabsatz berührte. Sie holte tief Luft und entledigte sich rasch des Überhemdes, des Unterhemdes und alles
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