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Die Zan-Spieler

Die Zan-Spieler

Titel: Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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oberflächliche Sanftheit ihrer Ausfrager zu durchschauen, gerade wie sich unter einer klaren Wasseroberfläche ein tiefes Flußbett verbirgt; da war etwas, was sie wissen wollten, sie hatten sie in ihrer Gewalt, und sie wußte von diesem Etwas. Und wie sie es wußte. Und sie wußte auch, daß, ganz gleich, was es sie kosten würde, nicht ein Wort davon ausgesprochen werden durfte. Der Preis war einfach zu hoch: Es war sicher perzhan {1} wert, einhundertsechsundneunzigmal ihr Leben. Tatsächlich war es nicht einmal wert, darüber zu streiten, nicht einmal mit sich selbst, nicht einmal hier im Kasten. Wie auch immer. Sie dachte mit einer gewissen Ironie, daß die Leute, die am meisten von Opfern redeten, immer jene waren, die wußten, daß sie die Entscheidung nie zu treffen haben würden. Sie machte sich keine sonderlichen Gedanken über Schmerzen, denn sie wußte von dem Kasten her, daß sie über raffiniertere Methoden verfügten, wenn sie erst einmal eine Ahnung davon hatten, wer sie war. Das war wichtiger als diese Angelegenheit bei dem Museum. Und wenn sie erst einmal angewendet würden, davon war sie überzeugt, dann würden diese Methoden im übertragenen Sinne mehr bleibende Narben auf ihr zurücklassen, als das Fleisch fassen könnte: Sie würden im Inneren sein. Darum bewahrte sie ihr Schweigen.
    In solchen Momenten, wenn sie sich selbst gewisser grundlegender Größen versichern mußte, erlaubte sie sich den Luxus, sich das Geheimnis, wie sie es mittlerweile nannte, ins Gedächtnis zurückzurufen. Es war die einzige ihr noch verbliebene Quelle des Trostes, aber sie erlaubte sich nur dann, es sich ins Gedächtnis zu rufen, wenn sie ganz klar im Kopf war, denn sie hatte keine Möglichkeit herauszufinden, ob sie sprach oder nicht. Sie schöpfte großen Trost aus der Vorstellung, wie erfolgreich es einst sein würde, jetzt, da es fast fertig war, wieviel es für all die Leute bedeutete. Nur noch ein paar Jahre. Sie erkannte die Rolle, die sie darin gespielt hatte, eine kleinere, als sie hätte sein sollen, aber wer hätte schließlich die genauen Umstände, lächerlich wie sie waren, voraussehen können, und wer konnte auf intelligente Weise gegen die Große Regel Einwände erheben, auch wenn er durch sie ein wenig benachteiligt war? Aber was soll’s. Sie hatte selbst schon die Traditionen auf das Problem anzuwenden versucht und war, unterstützt durch einen seltenen Glücksfall, nahe daran gewesen, ihre Stellung wiederzugewinnen, die von Rechts wegen ganz unbestritten ihre hätte sein sollen. Sie hatte es fast bis dahin geschafft … Und jetzt, in dem Kasten und in einer fremden Stadt, schmerzte es sie zu wissen, wie sie die ganze Zeit gewußt hatte, daß sie den Beitrag, von dem sie wußte, daß sie dazu fähig war, nicht leisten würde. Sie hatten alles aufs genaueste geplant, die Ältesten, die alles von Anfang an gelenkt hatten, aber die Wirklichkeit hatte ihnen einen grausamen Streich gespielt. Aber diese Situation mit ihren an den falschen Stellen sitzenden Ironien hätten sie nicht vorhersehen können. Sie dachte tapfer: Aber ich habe mein Wort gehalten, obwohl niemand je so versucht wurde. Natürlich war das kein Trost. Sie erinnerte sich abermals an das Drama Damvidhlan, Baethshevban und Hurthayyan. {2} Ja, sie war davon überzeugt; das traurige Schicksal Hurthayyans war ihr in der Tat ebenso auferlegt worden, und gleichzeitig war sie der Persönlichkeit des Hofklandor Damvidhlan ebenbürtig. Aber wem oder was ähnelte Baethshevban? Sie konnte sich da nicht völlig sicher sein, denn es entsprach nicht einer Person, sondern eher einem diffusen Etwas, einem von vielen auf einen einzigen gerichteten Gefühl. Einer, der begehrt und nun gefangengenommen worden war. Zakhvathelosi.
    Sie konnte sich leicht das Bild des menschlichen Vernehmungsbeamten ins Gedächtnis zurückrufen, und das seines Vorgesetzten auch. Der Vernehmungsbeamte hatte genauso uninteressant und nichtssagend ausgesehen wie seine Umgebung, eindeutig nicht von Bedeutung, aber bei dem Vorgesetzten war es etwas anderes; er war groß und ziemlich knochig gewesen, und sein Gesicht war eckig genug, um ohne weitere Erklärungen die Bezeichnung „scharfgeschnitten“ zu verdienen. Die Ohren standen ab wie Topfhenkel, und die Mundpartie war lang und erinnerte an ein Pferd. Das Haar war rötlichblond und bürstenartig kurz geschnitten und sprang in sonderbaren kleinen Büscheln an unvermuteten Stellen vor. In ihren Augen, die mehr an die

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