Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Verwendung mehr, du zu kurz geratene Beleidigung für jeden halbwegs schrecklichen Ork!«
»A-aber ich ...«
»Was willst du? Dich beschweren?« Borgas schüttelte den Kopf. »Lass es bleiben. Das Leben war ohnehin besser zu dir, als so ein mickriger Kerl wie du es verdient hätte. Normalerweise hätte man dich schon als Orkling im Wald aussetzen oder an die Trolle verfüttern müssen, aber du warst schlau, und daher bist du Schamane geworden - wenn auch nur, indem du deinen Vorgänger im Schlaf erdolcht hast, statt ihn im ehrlichen Kampf zu besiegen, wie du immer behauptet hast.«
Rambok sog scharf die muffige Luft ein. »Woher weißt du ... ?« »Ich habe das schon immer gewusst, aber ich hielt es für nützlich, dich bei mir zu haben, also habe ich dich gewähren lassen. Nun jedoch brauche ich dich nicht mehr. Also geh, ehe ich es mir anders überlege und dich doch nach an die Trolle verfüttere.«
»Aber großer Häuptling, ich ...«
»Geh!«, brüllte Borgas so laut, dass selbst die Orkin zu seinen Füßen zusammenzuckte und für einen Moment zu raspeln vergaß.
Rambok griff sich an die Schläfe und taumelte zurück, als hätte ihn ein Schlag am Kopf getroffen. Tatsächlich fühlte er sich wie benommen, als er sich umdrehte und hängenden Hauptes aus der Höhle trottete, die er noch vor ein paar Wochen so selbstverständlich betreten hatte, als wäre sie seine eigene. An denfaihok'hai, die vor der Häuptlingsbehausung Wache hielten, schlich er vorbei wie ein geprügelter Hund, hoffend, dass sich der Krieger, mit dem er zuvor aneinandergeraten war, sich nicht an seine Drohung erinnerte. Denn eins war klar: Wäre tatsächlich jemand auf den Gedanken gekommen, dem Schamanen bei lebendigem Leibe die Haut abzuziehen und ihm damit das Maul zu stopfen, Borgas hätte nicht einen Krallenfinger gerührt, um dies zu verhindern.
So unmissverständlich, dass auch Rambok es verstehen musste, hatte ihm das Stammesoberhaupt klargemacht, dass an seiner Seite kein Platz mehr für den Schamanen war - und im selben Maße, wie seine Hoffnungen gesunken waren, waren Ramboks Wut und sein Hass gewachsen.
Borgas traf keine Schuld. Er verhielt sich lediglich so, wie es auch jeder andere halbwegs anständige Ork an seiner Stelle getan hätte: Er trachtete allein nach seinem Vorteil. Der tatsächliche Urheber des Übels war kein anderer als Rurak, und Rambok konnte es im Nachhinein kaum fassen, dass er den Zauberer so lange hatte gewähren lassen.
Was, bei Torgas Eingeweiden, hatte er erwartet? Dass der Elf irgendwann genug haben und aus dem bolboug verschwinden würde? Oder dass Borgas sein wahres Wesen durchschaute, um ihn dann eigenhändig zu ermeucheln? Beides war gleich unwahrscheinlich. Wenn sich etwas ändern sollte, musste Rambok die Sache in die eigenen Klauen nehmen - auch wenn das bedeutete, sich dieselben mit Blut zu besudeln.
Die Überlegung war denkbar einfach: Bevor der Zauberer ins Dorf der Orks gekommen war und mit schönen Worten und bunten Bildern aus seiner Kristallkugel Borgas' bisschen Verstand durcheinandergebracht hatte, war zumindest aus Ramboks Sicht - alles in schönster Ordnung gewesen. Verschwand der Elf also auf Nimmerwiedersehen, würde sich schon bald wieder alles so fügen, wie es vor seinem Auftauchen im bolboug gewesen war, und Borgas würde seinen Schamanen auf Knien bitten, wieder zu ihm zurückzukehren.
Die Vorstellung zauberte ein Grinsen in Ramboks grünes Gesicht und steigerte noch seine Entschlossenheit. Sein Plan stand fest. Es gab nur einen einzigen Ort, wo Rurak keinen Schaden mehr anrichten konnte - in Kuruls dunkler Grube.
Wenn der Zauberer das nächste Mal ins Dorf kam, würde Rambok ihn erwarten. Er würde sich an seine Fersen heften, ihm folgen und auf eine passende Gelegenheit warten - und seinen sapa- rak in Ruraks verräterisches Elfenherz senken ...
8. FAD AI DYR
Das Gefühl war überwältigend gewesen und mit nichts zu vergleichen, was Granock je erlebt hatte.
Ein blendend greller Blitz war aufgeflammt, und im nächsten Moment hatten sowohl der Mensch als auch seine elfischen Begleiter den Eindruck gehabt, ganz von Licht umhüllt zu sein. Aber das war noch nicht alles: Granock war es gewesen, als wäre er untergetaucht und rings von Wasser umgeben, während er gleichzeitig das Gefühl grenzenloser Freiheit verspürt hatte, so als wäre sein Geist keinen körperlichen Zwängen mehr unterworfen und könnte sich frei an jeden beliebigen Ort bewegen, zu jeder beliebigen
Weitere Kostenlose Bücher