Die Zauberer 01 - Die Zauberer
verlassen, ohne mit einem hämischen Grinsen bedacht zu werden, selbst die Orklinge zeigten mit dem nackten Finger auf ihn und kicherten. Da es Kurul gefallen hatte, ihn mager und mit geringer Körpergröße in die Welt zu spucken, konnte Rambok nicht einfach in saobh verfallen und ein mittelschweres Blutbad anrichten wie andere Orks, die sich Respekt verschaffen wollten. Schon früh war ihm klar geworden, dass er seinen Verstand benutzen musste, wenn er es im bolboug zu etwas bringen wollte, deshalb hatte er sich von dem Schamanen Hussa in dessen Künste einweihen lassen und von ihm gelernt, bis er ihn eines Tages der Tradition folgend hinterrücks umgebracht und ihn in seinem Amt beerbt hatte.
Seither hatte sich alles zu Ramboks Gunsten entwickelt: Als neuer Schamane des Dorfes war er zu Ansehen und auch zu einigem Wohlstand gelangt, und nicht einmal die faihok'hai, die besten und gefürchtetsten Krieger des Stammes, hatten es mehr gewagt, ihn auch nur schief anzusehen. Aber das lag, so schien es, eine Ewigkeit zurück. Die Gegenwart sah anders aus, und daran musste Rambok unbedingt etwas ändern.
Seit Tagen schon hatte er die Rede vorbereitet, die er vor Borgas halten wollte, und nur auf eine Gelegenheit gewartet, sie ihm vorzutragen. Da Rurak immer häufiger im bolboug weilte - oder zumindest einer seiner von Kopf bis Fuß in schwarze Kapuzenmäntel gehüllten Handlanger -, war es immer schwieriger geworden, den Häuptling allein in seiner Höhle anzutreffen. Eines Abends jedoch ergab sich die Gelegenheit.
Rambok, der den ganzen Tag über auf dem Dorfplatz herumgelungert und dabei ständig nach dem Eingang der Häuptlingshöhle gespäht hatte, sah Rurak gehen - und war im nächsten Moment auch schon auf dem Weg. »Was willst du?«, fuhr der faihok, der vor dem Eingang Wache hielt, den Schamanen an.
»Faulhirn!«, blaffte dieser zurück und warf sich so eindrucksvoll in Positur, wie es seine magere Gestalt nur irgend zuließ. »Weißt du nicht, wer ich bin?« »Auf jeden Fall jemand, der keine so großen Töne spucken sollte«, konterte der Krieger gereizt, »weil ich dir nämlich sonst den saparak durch die Gedärme treibe. Und ich glaube nicht, dass Borgas sich darüber beklagen würde.«
Zu gern hätte Rambok widersprochen, aber so, wie die Dinge derzeit lagen, hatte der faihok leider nur zu recht. Vermutlich würde Borgas es nicht einmal merken, wenn sein Schamane plötzlich fehlte.
»Ich will zum Häuptling«, erklärte er deshalb ein wenig leiser.
»Nur zu.« Der Krieger entblößte seine gelben Hauer und gab den Weg frei. »Für diesmal ist's gut. Aber komm mir noch einmal unverschämt, Quacksalber, dann werde ich dich bei lebendigem Leib häuten und dir deine räudige Pelle in den Schlund stopfen, hast du verstanden?«
Rambok blieb eine Antwort schuldig - nicht nur, weil er nichts zu erwidern wusste, sondern auch, weil er nicht daran zweifelte, dass der faihok seine Drohung wahr machen würde. Es war höchste Zeit, dass sich die Dinge änderten ...
Durch den dunklen Vorraum und vorbei an dem Gewölbe, in dem die zu Kuruls Ehren geschrumpften Köpfe ruhmreicher Krieger aufbewahrt wurden, gelangte Rambok vor Borgas' Thron. Der Häuptling war gerade dabei, sich von einem seiner fünf Weiber, von denen eines hässlicher war als das andere, die Krallen spitzen zu lassen. Das krächzende Geräusch der Raspel hallte von der Höhlendecke wider und ging Rambok durch Mark und Bein.
»Du?«, fragte Borgas, als er den Schamanen erblickte. Der Tonfall war so, als hätte er einen Furunkel an seinem asar entdeckt.
»Verzeih mein ungebetenes Eindringen, großer Häuptling«, bat Rambok und verneigte sich tief. »Es gibt etwas, das ich dir zu sagen habe.«
»Tatsächlich?« Borgas verzog das Gesicht, während die Orkin weiter an seinen Krallen feilte. »Was willst du?«
»Rurak«, sagte Rambok nur, als würde das alles erklären.
»Was ist mit ihm?«
»Er treibt ein falsches Spiel«, stellte der Schamane klar.
»Was du nicht sagst. Und um mir das mitzuteilen, bist du zu mir gekommen?« »Korr, großer Häuptling, denn als dein Schamane und Berater ist es meine Pflicht...«
»Was soll das geschwollene Geschwafel?«, herrschte ihn Borgas genervt an. »Als Berater habe ich dich entlassen, und als Schamane habe ich dich noch nie gebraucht. Also was willst du?«
»Dich vor einem großen Fehler bewahren«, fuhr Rambok in der Rede, die er vorbereitet hatte, fort, obgleich Borgas' nicht ganz so reagierte, wie er
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