Die Zauberer 01 - Die Zauberer
ausgerechnet Riwanon, Cethegar und mich hierher locken? Bei deiner Skrupellosigkeit traue ich dir zu, dass du ohne mit der Wimper zu zucken einen deiner Verbündeten opfern würdest, um Margok wiederzuerwecken.«
»Nur sind die nicht stark genug, um dem Dunkelelfen die Kraft zu verleihen, die er braucht, um sich Erdwelt zu unterwerfen«, antwortete Rurak. »Nicht nur das lu, die Lebensenergie eines Elfen, werden bei dem Ritual auf Margok übertragen, sondern auch die Zauberkraft. Also brauche ich einen mächtigen Zauberer, der während des Rituals geopfert wird, denn umso mächtiger wird Margok sein, wenn er erwacht. Und du, Farawyn, bist - so ungern ich es eingestehe - einer der mächtigsten Zauberer des Ordens.«
»Aber Cethegar...«
»Cethegar war alt und schwach, sein lu näherte sich dem Ende und er sich der Zeit, da es ihn zu den Fernen Gestaden gezogen hätte. Du allerdings, Farawyn, bist geradezu ausersehen, dein lu und deine Zauberkraft Margok zu schenken.« Er grinste seinen alten Rivalen an und fügte hämisch hinzu: »Ich habe übrigens noch einen Trost für dich, Bruder: Der Orden der Zauberer wird grundlegend erneuert werden, so wie du es immer wolltest. Nur«, setzte er einschränkend hinzu, »vielleicht ein wenig anders als von dir gedacht...« Farawyn stieg die Zornesröte ins Gesicht, und er knirschte: »Was auch immer du tust, glaubst du denn, der Rat wird all das widerspruchslos hinnehmen?« »Der Rat, mein Freund, ist eine Versammlung verschwatzter Wichtigtuer und altersschwacher Greise. Keiner von ihnen hatte den Mut, mir entschieden entgegenzutreten, als ich einen Unhold zu meinem Novizen ernannte und damit die grundlegendsten Werte des Ordens offen in den Dreck trat. Und Semias, der Vorsitzende des Ordens, ist ein seniler Dummkopf, der alles tut, um ein Auseinanderbrechen des Rates und eine Spaltung des Ordens zu verhindern. Ich sehe also niemanden mehr, der mir noch gefährlich werden könnte, da der gute Cethegar tot ist und auch du nicht mehr lange unter den Lebenden weilen wirst.«
»Das hast du dir ja alles fein ausgedacht!«, knurrte Farawyn.
»Nicht wahr?« Rurak nickte. »Es hat mich auch eine lange Zeit meines Lebens gekostet, diesen Plan in allen Einzelheiten vorzubereiten und dabei immer noch den Schein zu wahren, ein loyales Mitglied des Ordens zu sein. So etwas ist nicht einfach, das kannst du mir glauben.«
»Was denn? Willst du meine Bewunderung?«
»Keineswegs - deine Lebensenergie genügt vollauf.«
»Ich werde mich nicht fügen«, stellte Farawyn klar.
»Ob du willens bist, doch zu opfern, oder nicht, spielt keine Rolle«, versetzte Rurak hart. »Der Dunkelelf wird dich verzehren, so oder so, und er wird sich deiner Kraft bemächtigen, um ins Diesseits zurückzukehren. Du bist dabei nur ein Mittel zum Zweck, mehr nicht.«
Damit war für Rurak alles gesagt. Er nahm am Fußende des Sarkophages Aufstellung, um mit dem Ritual zu beginnen, und hob die Hände mit gespreizten Fingern empor. Die Ärmel seines Gewandes rutschten dabei nach unten und entblößten seine knochigen Arme, dann sprach der Verräter eine Formel in jener alten verbotenen Sprache, deren Klang allein schon dazu angetan war, Furcht und Panik auszulösen.
Darauf folgte ein dumpfes Knirschen und Schaben, wie es entsteht, wenn Stein über Stein bewegt wird - und zur Verblüffung der Novizen und der beiden Zauberer bewegte sich der Sarkophag des Dunkelelfen mitsamt dem Sockel, auf dem er ruhte!
Ob Ruraks Worte einen geheimen Mechanismus in Gang gesetzt hatten, der den Steinsockel bewegte, war nicht festzustellen. Jedenfalls ruckte das massige Gebilde knirschend und kreischend Stück für Stück über den Boden. Darunter wurde ein senkrecht abfallender Schacht sichtbar, aus dem ein unheilvoll grünes Leuchten drang.
»Dort unten«, erklärte Rurak, nachdem der Sarkophag wieder zum Stillstand gekommen war, »ist das, was von Margoks Lebenskraft nach all den Jahrtausenden noch übrig ist. Der Dunkelelf ist schwach, aber er existiert noch immer - und wir werden ihm neue Nahrung geben.«
Damit sprach er eine weitere Formel, und der Sarkophag begann sich aufzurichten, mitsamt dem Sockel, auf dem er ruhte. Knirschend hob sich das Kopfende des grausigen Gebildes und stieg mit träger Langsamkeit immer weiter empor, bis es sich senkrecht aufgestellt hatte. Durch das Gewebe der Knochen glaubte Granock eine dunkle Gestalt zu erblicken, die sich unter dem Deckel aus Gebeinen verbarg. Ein Schauder durchlief ihn vom
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