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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Scheitel bis zur Sohle, und blankes Grauen erfasste ihn.
    »Neeein!«, brüllte Farawyn auf einmal, aber es war bereits zu spät. Indem Rurak eine weitere Beschwörungsformel sprach, deren Wirkung sich nicht auf die Elfenkristalle stützte, sondern auf die
    Kraft: der Dunkelheit, bekam das Knochengebilde Risse und zersprang im nächsten Moment wie Glas. Die Bruchstücke zersplitterter Gebeine prasselten durch die Grabkammer und in den klaffenden Schacht, Staub stieg auf, der Jahrtausende alt war, und beißender Gestank breitete sich aus.
    Granock, der instinktiv die Hände hochgerissen hatte, um sein Gesicht vor den Knochensplittern zu schützen, würgte und hustete, ehe er einen ersten, vorsichtigen Blick riskierte.
    Was er sah, entsetzte ihn.
    Es war der Dunkelelf.
    Reglos stand er in dem Sarkophag, dessen beinerner Deckel zersprungen war. Und obwohl seit jener Zeit, in der das Heer der Finsternis geschlagen und sein dunkler Anführer vertrieben worden war, so viele Jahrtausende vergangen waren, sah Margok noch immer so aus, als bräuchte er nur die Augen zu öffnen, um ins Leben zurückzukehren und sein Vernichtungswerk fortzusetzen.
    Gewiss, das Fleisch war verrottet, und die Haut spannte sich über bloße Knochen. Aber anders als bei den Zwergenmumien, die auf dem Jahrmarkt von Sundaril zur Schau gestellt wurden, wirkte die Haut dieses Leichnams weder pergamentartig noch hatte sie sich dunkel verfärbt, sondern war bleich und hell. Und da der Zauberer namens Qoray der Überlieferung nach groß und hager gewesen und leuchtend weiße Haut gehabt hatte, vermittelte der Leichnam den Eindruck, als wäre er direkt aus den Geschichtsbüchern an diesen düsteren Ort gelangt. Lediglich Margoks Augen straften diesen Eindruck Lügen, denn es waren nur zwei leere Höhlen, die den Anwesenden entgegen starrten. Das weiße Haar, das beiderseits von dem kahlen Schädel hing, schien hingegen noch lange weitergewachsen zu sein, denn es reichte bis zum Boden herab und überwucherte - wie die Schlinggewächse des Dschungels die Tempelfundamente - die schwarze Rüstung, die der Dunkelelf trug und die ebenfalls noch völlig intakt war.
    Obwohl sich Granock am liebsten vor Grausen abgewendet hätte, konnte er nicht anders, als auf den Leichnam zu starren, gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen von dem Gedanken, dass Margoks Bosheit offenbar ausgereicht hatte, seinen Körper über die Jahrtausende vor dem Verfall zu bewahren. Aldur schien es ebenso zu ergehen, nur Alannah schaffte es, das Gesicht zur Seite zu drehen, um so dem Blick aus den leeren Augenhöhlen des Toten auszuweichen.
    »Keine Sorge«, versicherte Rurak, »diese bemitleidenswerte Erscheinungsform wird nicht von langer Dauer sein. Sobald Farawyns Zauberkraft und Lebensenergie auf den Dunkelelfen übergegangen ist, wird er sich rasch erholen. Fleisch wird wieder auf seinen Knochen wachsen, und neue Macht wird ihn erfüllen, auf dass er uns zum endgültigen Sieg führe!« »Er wird dich vernichten«, prophezeite Farawyn, von Grauen geschüttelt, »so wie er alle vernichtet hat, die auf seiner Seite standen.«
    »Ich bin kein Narr, Farawyn«, stellte Rurak klar. »Margok hat Fehler gemacht, aber mit mir als seinem obersten Berater wird er sie nicht wiederholen. Wie einst wird er ein großes Heer um sich scharen, und er wird ein Reich errichten, wie es selbst zu Sigwyns Zeiten nicht existierte - ein Reich der absoluten Macht, in dem kein Platz ist für Zauderer und Schwächlinge und in dem nur die Starken herrschen.«
    »Nur die Starken«, echote Farawyn, an Fürst Erwein gewandt. »Verstehst du, was er damit meint, Mensch? Er spricht von Elfen, und er spricht von Zauberern - aber ganz gewiss nicht von deinesgleichen.«
    »Mir hat er etwas anderes gesagt«, konterte Erwein, »und ich glaube ihm.« »Dann bist du ein Narr, denn er täuscht dich, so wie er uns alle getäuscht hat, und am Ende wirst du feststellen, dass du deinen eigenen Untergang herbeigeführt hast.«
    »Meinen Untergang?«, wiederholte Erwein. »Und wenn schon, Elf. Soweit es mich betrifft, spielt es keine Rolle mehr. Mein Leben hat in dem Moment geendet, als mein geliebter Iwein das seine verlor.«
    »Dann denke zumindest an jene, die du zu beschützen geschworen hast, an deine Untertanen und deine Soldaten ...«
    »Meine Kämpfer sind mir treu ergeben. Sie folgen mir überallhin, selbst in den Tod.«
    »Törichter Mensch!«, rief Farawyn erregt. »Du weißt nicht, was du sagst! Ein Sturm wird über euch

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