Die Zauberer 01 - Die Zauberer
durch die Luft heran - und Farawyn setzte den anderen mächtigen Verteidigungszauber ein, den sein Zauberstab hervorzurufen vermochte: den dailänwath ...
Anstatt sich zu ducken, richtete sich Farawyn im Sattel auf, während er sein Reittier auf der Stelle hielt. »Nicht mich«, rief er dem Angreifer entgegen, die Augen weit aufgerissen, während der Elfenkristall am Ende des Stabes aufleuchtete, » ihn ...!«
Der Stab deutete auf Labhras, der sich in sicherer Entfernung wähnte. Der Elfenkrieger zügelte sein unheimliches Reittier, riss es herum, nur wenige Klafter, bevor die Lanzenspitze Farawyn erreicht hatte, und von einer neuen Absicht beseelt, jagte der Elf auf seinen Herrn zu, den Kopf gesenkt und die Lanze unter der Schulterbeuge.
Labhras begriff nie, wie ihm geschah. Sein Verstand war zu träge, um zu erfassen, dass sich sein Diener gegen ihn wandte, und so verbrachte er die letzten Augenblicke seines verräterischen Lebens damit, mit
schreckgeweiteten Augen im Sattel eines untoten Drachen zu sitzen, während er den Elfenstahl der Lanzenspitze auf sich zurasen sah.
Im nächsten Augenblick durchstieß die Lanze seine Brust...
Von Weitem sah Alannah Labhras' furchtbares Ende. Von der Lanze seines eigenen Lakaien durchbohrt, kippte der feiste Zauberer rücklings aus dem Sattel. Seinen Mörder, der den Schaft der Waffe verbissen umklammerte und nicht in der Lage war, sich von dem Befehl zu lösen, den Farawyn ihm erteilt hatte, riss er gleich mit in die Tiefe. Als verschlungenes, schreiendes Knäuel stürzten die beiden dem Erdboden entgegen und verschwanden zwischen den Wipfeln der Bäume.
Die Elfin empfand weder Genugtuung noch Bestürzung. Aldur und sie mussten sich auf ihre Aufgabe konzentrieren.
»Dort ist der Tempel!«, rief Aldur, während sie mit atemberaubender Geschwindigkeit auf das Bauwerk zuhielten, dessen bedrohliche, im Mondlicht blau schimmernde Formen aus dem dampfenden Dschungel wuchsen. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Farawyn sagte, wir sollen die Kraft der Elemente zum Einsatz bringen!«, schrie Alannah gegen den Wind und den rauschenden Flügelschlag der dragnadha an. »Ich denke, ich weiß, was er damit gemeint hat.« »Ach ja? Und was?«
»Feuer!«, rief sie. »Überzieh die Pyramide mit Feuer!«
»Wenns weiter nichts ist...«
Aldur zögerte noch einen Moment, denn er dachte an seine tödlich verwundete Meisterin, die irgendwo in den Tiefen dieses uralten Bauwerks lag. Dann konzentrierte er sich, und im nächsten Moment brach ein wahrer Feuersturm über die fünf Pyramidenspitzen herein, während die dragnadha das Bauwerk umkreisten. Die Hitze, die von den Flammen aufstieg, war nahezu unerträglich. Feuchtigkeit, die sich in dem uralten, porösen Gestein gesammelt hatte, verdampfte zischend, und dichter Dunst stieg auf, der sich wie eine Glocke über den Tempel legte.
Nach einer Weile ließ Aldur den Feuersturm abklingen. Zurück blieb schwarz verfärbtes Gestein, aus dem rot glühende Pyramidenspitzen ragten. »Gut so!«, lobte Alannah, während sie ihr Reittier auf den Tempel zu dirigierte. »Nun bin ich an der Reihe!«
Sie ließ den dragnadh in der Luft verharren und richtete sich im Sattel auf. Dann ließ sie die Zügel los und richtete ihre Hände auf die Pyramide, bereit, diese mit Eis zu überziehen - aber es kam nicht dazu!
Denn der Stoß, der sie plötzlich traf, war so heftig, dass er sie aus dem Sattel stieß. Sie wäre in die Tiefe gestürzt, hätte nicht eine grüne Klauenhand sie gepackt und festgehalten.
Rambok...
Bislang hatte der Ork nur hinter ihr auf dem Rücken des drag- nadh gesessen und leise Beschwörungen gemurmelt, wohl vor allem, um sich selbst zu beruhigen. Nun jedoch hatte er gehandelt, genau im richtigen Moment. »Z-zieh mich hoch!«, verlangte Alannah matt, die kopfüber zwischen den Rippen des dragnadh hing. Obwohl der führerlose drag- nadh wild und unkontrolliert mit den Flügeln schlug und um ein Haar auch noch Rambok von seinem Rücken beförderte, gelang es dem Ork irgendwie, sich mit der einen Klaue festzuhalten und mit der anderen Alannah heraufzuziehen. Die Elfin half mit, so gut es ging, und schließlich saß sie wieder im Sattel. »Danke, Freund«, raunte sie über die Schulter, während sie mit zitternden Händen nach den Zügeln griff und das Reittier wieder unter ihre Kontrolle brachte.
Zum Aufatmen blieb jedoch keine Zeit. Sie sah, dass es Sgruthgan gewesen war, der sie angegriffen hatte. Offenbar war der Zauberer Farawyns
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