Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Schließt die Pyramiii...«
Sein Schrei verlor sich, als die dragnadha ihren Flügelschlag verstärkten. Granock hatte das Gefühl, von unwiderstehlicher Kraft gepackt und senkrecht emporgerissen zu werden, dabei war es das Tier unter ihm, das sich auf magische Weise in die Lüfte schwang. Mit rasender Geschwindigkeit ging es hinauf, an allen vier Seiten die steinernen Mauern, die rauschend vorbeiwischten. Mit jedem Klafter, den sie höher stiegen, wurde es wärmer, und Granock wurde erst jetzt bewusst, wie eisig kalt es in der Grabkammer gewesen war.
Über sich gewahrte er den Nachthimmel. Die Wolkendecke war aufgerissen, und ein voller Mond, von blitzenden Sternen umgeben, beschien den Dschungel Aruns. Davor schwebte der dragnadh
Farawyns, der seine knochigen Flügel ausgebreitet hatte und sich kraftvoll nach oben schwang ...
Doch was war das? Von beiden Seiten des Schachtendes schoben sich plötzlich dunkle Schatten vor den Nachthimmel - riesige Steinblöcke, die sich, von einem verborgenen Mechanismus angetrieben, aufeinander zu bewegten. Der Schacht war dabei, sich zu schließen!
Granock biss die Zähne zusammen und ließ die Zügel schnalzen, die er um eine Hand gewickelt hatte, während die andere den zappelnden Rurak festhielt
- ob er bei dem untoten Drachen jedoch etwas damit ausrichtete, wagte er zu bezweifeln.
»Schneller!«, rief Alannah von unten. »Wir müssen noch schneller werden!« Die Elfin hatte recht; durch die Tränen, die ihm der Wind in die Augen trieb, sah Granock die beiden Hälften der Pyramidenspitze, die zugleich das Tor zum Schacht bildete, immer mehr zusammenrücken. Wenn sich die beiden Hälften schlossen, würden sie alles zermalmen, was sich zwischen ihnen befand ... Im nächsten Moment hatte zumindest Farawyn das Ende des sich verengenden Schachts erreicht und schoss hinaus ins Freie. Auch Granock strömte bereits die würzig-feuchte Luft des Urwalds entgegen, während die beiden Hälften der Pyramidenspitze immer weiter vor die fahle Scheibe des Mondes rückten. Im nächsten Moment war das Schachtende heran - und Granock schloss für einen Moment die Augen. Ein Knirschen war zu hören und ein hässliches Kratzen, und als der Novize die Augen wieder öffnete, hatte sein dragnadh das Tor passiert und war in die Nacht hinausgejagt. Granock gab seiner menschlichen Natur nach und stieß einen grellen Freudenschrei aus. Sein nächster Gedanke jedoch galt seinen Freunden, und er drehte sich im Sattel, um nach ihnen zu sehen. Entsetzt erkannte er, dass die beiden Hälften der Pyramidenspitze schon beängstigend nah zusammengerückt waren - und im nächsten Augenblick stießen die dragnadha Aldurs und Alannahs aus der Kluft, die Flügel dicht am Körper gelegt, um auf diese Weise durch die Engstelle zu schlüpfen, die sich wenige Augenblicke später mit dumpfem Donner unter ihnen schloss.
In der Grabkammer war das Chaos ausgebrochen.
Ratlos, die Hände in hilfloser Wut zu Fäusten geballt, stand Fürst Erwein inmitten seiner Männer, die nicht weniger erzürnt waren als er selbst. Alles war so schnell gegangen, die Gefangenen getürmt, und der Zauberer Rurak befand sich in ihrer Gewalt!
Ganz abgesehen davon, dass er seine Möglichkeiten, die Mörderin Iweins ihrer gerechten Bestrafung zuzuführen, schwinden sah, war auch all das gefährdet, was der Zauberer dem Fürsten von Andaril versprochen hatte. Denn seine Vereinbarungen hatte Erwein mit Rurak getroffen und mit niemandem sonst, und so war es mehr als fraglich, dass sich seine beiden Stellvertreter im Zweifelsfall daran halten würden.
Was Labhras betraf, hatte es eine Weile gedauert, bis dem feisten Elfen aufgegangen war, was die Stunde geschlagen hatte, doch nun setzte er alles daran, die so unerwartet frei gewordene Stelle des Anführers einzunehmen. »Ihnen nach!«, brüllte er aus Leibeskräften, während er selbst zum Durchgang eilte, Sgruthgan im Schlepp.
Während Erwein und ein Gutteil seiner Männer in der Grabkammer zurückblieben, noch immer verwirrt von dem Geschehen, erreichten Labhras und Sgruthgan das Ende des Durchgangs - nur um festzustellen, dass Farawyn und seine Getreuen auf den Drachenvögeln geflüchtet waren und man den Pyramidenschacht geschlossen hatte.
»Öffnet den Schacht! Öffnet den Schacht, ihr Idioten!«, hörte man Labhras heiser brüllen, der mit Sgruthgan die verbliebenen dragnadha besteigen wollte, um den Flüchtigen nachzujagen.
In der Grabkammer war die Verwirrung noch immer so groß,
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