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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sein und ihre Gesetze achten werdet.«
    Erwein war zu einer Erwiderung nicht fähig. Er stand vor dem Thron, den Helm unter dem Arm und seine Krieger im Rücken, und kam sich dennoch hilflos und überrumpelt vor. Sein Vertrauen auf das Ultimatum, das er Elidor gestellt hatte, war so felsenfest gewesen, dass er gar nicht auf den Gedanken gekommen war, die Elfen könnten noch einen Ausweg aus dem Dilemma finden. Genau das jedoch war geschehen.
    Sie hatten die Mörderin entkommen lassen - und damit entfiel für den König jede Verpflichtung. Natürlich würde er unermüdlich behaupten, dass die besten Kämpen des Reiches losgeschickt worden wären, sie im Namen des Gesetzes einzufangen und wie- der zurückzubringen, aber ebenso war klar, dass sie niemals auch nur eine Spur von ihr finden würden. Für Elidor hatte sich das Problem damit erledigt.
    Und natürlich hatte Ardghal recht - die anderen Führer der Menschen, die Erwein im Falle eines Krieges auf seine Seite zu ziehen gehofft hatte, würden jede Hilfe verweigern, solange er keine stichhaltigen Beweise dafür liefern konnte, dass man die Elfen absichtlich hatte entkommen lassen. Mit einem geschickten Manöver hatte man Erweins vermeintlich machtvolle Position zunichtegemacht, und sein Zorn auf die Mörderin seines Sohnes wandelte sich in hilflose Wut, die in ihm brodelte wie Lava in einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand.
    »Wollt Ihr das öffentlich erklären?«, bohrte Ardghal unbarmherzig nach. »Wollt Ihr feierlich schwören, der Krone von Tirgas Lan und ihrem Träger Elidor fortan wieder treu und ohne jedwede Bedingung zu dienen?« Erwein antwortete nicht. Zu groß war seine Wut, zu heftig sein Widerwille, auch wenn ihm klar war, dass er keine andere Wahl hatte, wenn er nicht seine eigene Vernichtung heraufbeschwören wollte.
    »Fürst Erwein?«, fragte der königliche Berater noch einmal - und Erwein nickte zögernd.
    »Schwört Ihr es?«, fragte Ardghal.
    »Ich ... schwöre es«, erklärte Erwein stockend.
    »Dann seid Ihr hiermit entlassen«, sagte Ardghal. »Geht und zieht Eures Weges!«
    Gesenkten Hauptes wandte sich der Fürst von Andaril ab. Er wollte nicht, dass sie seine Augen sahen, in denen Trotz und Wut loderten. Raschen Schrittes verließ er den Thronsaal. Als Sieger hatte er den Elfenpalast verlassen wollen, aber er kam sich vor wie ein geprügelter Hund.
    Erwein schritt, umringt von seiner Leibgarde, durch die langen und hohen, von Elfenwachen gesäumten Korridore zurück in die Eingangshalle. Er verspürte den heißen Drang, seine Klinge zu ziehen und sie dem nächstbesten Elfen in den Leib zu rammen. Dass er es nicht tat, war seinem Machtinstinkt zuzuschreiben, der seine Wut und Rachsucht noch überwog.
    Der Fürst fühlte sich getäuscht und hintergangen, aber so sehr er sich grämte, so genau wusste er auch, dass er im Grunde machtlos war. Natürlich hätte er Tirgas Lan den Krieg erklären und in eine zwar gerechte, aber von Beginn an aussichtslose Schlacht ziehen können, an deren Ende er alles verloren hätte. Er zog es vor, an der Macht zu bleiben. Er hatte eine Niederlage erlitten, gewiss, aber vielleicht bot sich ja irgendwann eine Möglichkeit, doch noch Rache zu nehmen, und dann umso blutiger. Er würde sich nach Andaril zurückziehen und abwarten, bis sich eine Gelegenheit ergab, es dem selbstgefälligen König und seinen spitzohrigen Beratern heimzuzahlen. Nicht einmal in seiner Verzweiflung hätte er jedoch zu hoffen gewagt, dass sich diese Gelegenheit schon so bald ergeben würde ...
    »Herr von Andaril«, zischelte eine Stimme. »Fürst Erwein ...«
    Erwein blieb stehen. In der Eingangshalle des Palasts, deren hohe Decke von zahllosen Säulen getragen wurde, herrschte reges Treiben, das der in Gedanken versunkene Fürst allerdings jetzt erst bemerkte. Elfen in wallenden Gewändern gingen geschäftig umher, passierten das große Tor oder standen beisammen und waren in lebhafte Diskussionen vertieft. Die große Halle war erfüllt von einem Tuscheln und Wispern, das sich wie das Rascheln von Laub anhörte. Die Stimme, die er gehört hatte, musste also von ganz nah gekommen sein ...
    »Fürst Erwein«, sagte sie noch einmal, so dicht neben ihm, dass Erwein zusammenzuckte und einen Satz zur Seite machte.
    Seine Leibwächter griffen alarmiert nach ihren Schwertern, was ihnen die Aufmerksamkeit nicht nur der Palastbesucher, sondern vor allem der Elfenwachen eintrug.
    »Sagt Euren Leuten, sie sollen sich gefälligst ruhig

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