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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nichtswürdiger Mensch wird niemals in der Lage sein, dies hier zu tun!«
    Damit wirbelte er wieder nach Granock herum, und auf seiner ausgestreckten Rechten, deren Handfläche er nach oben gedreht hatte, flackerte loderndes Feuer - kein kaltes Elfenlicht und keine Illusion, sondern echtes, verzehrendes Feuer, dessen zuckender Schein Aldurs Züge beleuchtete und sie auf unheimliche Weise verzerrte.
    »Nicht, Aldur!«, rief Alannah mahnend - aber der junge Elf war nicht aufzuhalten. Er fühlte sich in seinem Stolz gekränkt und wollte Genugtuung, indem er seinen Rivalen vor den Augen aller demütigte.
    »Siehst du das?«, rief er triumphierend und starrte Granock aus funkelnden Augen an. »Das ist wahre Macht, Mensch! Den Elementen zu gebieten und beliebig über sie zu verfügen - dazu werden Menschen niemals in der Lage sein. Wie also kannst du auch nur annehmen, dass an diesem Ort Platz für eine Kreatur wie dich sein könnte?«
    Granocks Antwort fiel anders aus, als Aldur erwartet hatte. Kurzerhand trat der junge Mensch einen Schritt zurück, was der Elf als Zeichen von Furcht wertete und mit verächtlichem Gelächter quittierte. Dann jedoch hob Granock die Arme, richtete die Hände auf die Flamme und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren.
    Und im nächsten Moment geschah etwas, womit keiner der Elfen, am wenigsten Aldur, gerechnet hatte.
    Die Flamme in seiner Hand, die eben noch fauchend gelodert hatte, stand plötzlich still. Weder verlor sie an Leuchtkraft noch an Hitze, noch verlosch sie
    - aber sie bewegte sich nicht mehr, war vor den Augen der verblüfften Novizen auf einmal so starr wie ein Bildnis aus Stein.
    »Ich denke«, sagte Alannah, die als Erste die Fassung zurückgewann, »das ist Antwort genug ...«

14. DAII/Y'DAN
    Die Woche war vorüber, das Ultimatum, das Fürst Erwein König Elidor gestellt hatte, verstrichen. Nun würde sich zeigen, ob die schönen Worte wie Wahrheit, Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, die die Elfen so gern in den Mund nahmen, für alle Wesen Erdwelts galten oder ob sie ihre Bedeutung verloren in dem Augenblick, da ihre Einhaltung den Interessen der Elfen zuwiderliefen. Erwein wartete nicht erst ab, bis der Kastellan ihn und seine Leute beim König angekündigt hatte; sobald sich die Pforten des Thronsaals öffneten, schritt er voran, gefolgt von zehn seiner besten Kämpfer, die mit Kettenhemd und Lederzeug gerüstet waren und Schwerter an den Seiten trugen. Nur ihre Helme hatten sie abgenommen und trugen sie unter dem Arm - eine letzte Geste des Respekts gegenüber ihrem Lehnsherrn.
    Eine Woche lang hatte Erwein um seinen Sohn getrauert, hatte mit dem Schicksal gehadert, das ihm nach seinem Zweitgeborenen Nurtwin auch noch seinen jüngsten Spross genommen hatte, sodass ihm nur noch Ortwin blieb, sein ungeliebter ältester Sohn, der es weder an Klugheit noch an Geschick mit den beiden anderen aufnehmen konnte.
    Auf den jungen Iwein hatte der Fürst all seine Hoffnung gesetzt: Ihm hatte er einst Titel und Besitz übertragen wollen, er hätte die Adelsmacht behaupten sollen gegenüber Bürgern und Magistraten, die nach immer mehr Einfluss lechzten. Nun jedoch war die Zukunft ungewiss, und die Schuld daran lag bei einem Elfenweib, das seinen jüngsten Sohn ruchlos dahingemordet hatte. Erwein war klar, dass er das Geschehene nicht rückgängig machen konnte, aber er wollte Gerechtigkeit. Er wollte, dass die Mörderin bezahlen musste für das, was seinem Sohn widerfahren war. Die Elfin würde sterben, von des Henkers Hand, öffentlich hingerichtet auf dem Marktplatz von Andaril. Mit grimmiger Miene näherte sich Erwein dem Thron. Elidor und seine Berater blickten ihm entgegen, und wie immer war es beinahe unmöglich zu sagen, was hinter den blassen Gesichtern mit den schmalen Augen vor sich ging. In mancher Hinsicht waren die Elfen den anderen Völkern Erdwelts noch immer ein Rätsel; vieles von dem, was sie sagten und taten, war für Menschen unverständlich, dennoch hatte Erwein sich bislang ihrer Herrschaft gebeugt. Doch vielleicht, sagte er sich, während er vor den Königsthron trat, waren diese Tage nunmehr gezählt.
    »Seid mir gegrüßt, Fürst Erwein«, sagte Elidor, auf dessen Haupt die Elfenkrone blitzte. Über seine Schultern erhob sich die mit rotem Samt gepolsterte und mit reichlich Schnitzereien verzierte Rückenlehne des Elfenthrons, über ihm wölbte sich die weite Kuppel des Thronsaals. Es hatte Zeiten gegeben, da war Erwein von derlei Blendwerk beeindruckt

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