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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gewesen. Das war vorbei.
    Anstatt den Gruß zu erwidern, nickte er nur knapp, was einen empörten Ausdruck in den Gesichtern der königlichen Berater zur Folge hatte. Der Fürst von Andaril registrierte es mit Genugtuung. »Nun, Hoheit?«, fragte er. »Wie steht es? Die Woche Bedenkzeit, die ich Euch zugestanden habe, ist um.« »Dessen bin ich mir bewusst«, versicherte der König, der auf Erweins offene Provokation mit demonstrativer Gelassenheit reagierte.
    »Und? Wie habt Ihr Euch entschieden? Werdet Ihr mir die Mörderin ausliefern? Oder gewährt Ihr in Euren Mauern einer überführten Verbrecherin Zuflucht?«
    Man konnte sehen, wie Ardghal, der Oberste Berater am königlichen Hof, zusammenzuckte. Er schien etwas erwidern zu wollen, Elidor jedoch hielt ihn mit einer beiläufigen Bewegung seiner Hand zurück. »Davon soll keine Rede sein«, erwiderte der König ruhig. »Jedoch kann ich Eurer Bitte dennoch nicht entsprechen.«
    »Nein?«, hörte sich Erwein selbst keuchen, atemlos vor Erstaunen, denn er hatte fest mit einer anderen Antwort gerechnet. Seiner Überzeugung nach hatte Elidor gar keine andere Wahl, als sich seiner Forderung zu beugen, wollte er nicht eine verlustreiche Auseinandersetzung riskieren. Zudem hätte Erwein dem blutleeren Monarchen niemals den Mut zugetraut, eine direkte Konfrontation mit den Menschen zu wagen. Offenbar hatte er sich in diesem Punkt gründlich geirrt.
    »Nein«, bestätigte Elidor knapp.
    »Das bedeutet also, dass Ihr Euch meinem Ersuchen verweigert!« Der Herr von Andaril schnaubte. »Dass Ihr es vorzieht, eine Mörderin zu schützen, als sie der menschlichen Gerichtsbarkeit zu übergeben, die in Anbetracht der Tat und vor allem des Opfers zuständig wäre. Ist das Eure Auffassung von Gerechtigkeit, Hoheit?« Das letzte Wort betonte er derart, dass es in keiner Weise Respekt zum Ausdruck brachte, sondern das genaue Gegenteil. Erneut zuckten die königlichen Berater, während Elidor selbst Ruhe bewahrte. »Nein, Fürst Erwein«, erwiderte er, »das bedeutet es keineswegs. Ich habe Euer Ersuchen, gleichwohl es im Zorn und unter Missachtung aller Umgangsformen ausgesprochen wurde, wohl erwogen. Aber noch ehe ich zu einem Entschluss gelangte, wurden meine Überlegungen gewissermaßen ... nun, gegenstandslos.«
    »Gegenstandslos? Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass es nicht mehr von Belang ist, ob ich Eurer Bitte entspreche oder nicht, Fürst Erwein - denn die Täterin befindet sich nicht mehr in meinem Gewahrsam.«
    »Sie ... sie befindet sich nicht mehr ...?« Erwein blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Augenblicke lang starrte er den König an, während sein Verstand die Bedeutung der Worte zu begreifen versuchte. »Was genau wollt Ihr damit sagen?«
    »Damit will ich sagen, dass die Täterin aus dem Kerker von Tir- gas Lan entflohen ist«, gab Elidor zur Antwort, ohne dabei auch nur die Miene zu verziehen. »Wir wissen nicht, wie es dazu kommen konnte, können es uns nicht erklären - aber die Mörderin Eures Sohnes ist geflüchtet. Natürlich hat der Lordrichter sofort
    Soldaten entsandt, die alles daransetzen werden, die Verbrecherin wieder einzufangen, aber ...«
    »Hoheit«, knurrte Erwein mit zornbebender Stimme, »erwartet Ihr allen Ernstes, dass ich Euch das glaube?«
    »Das kommt ganz darauf an, Fürst«, entgegnete diesmal Ardghal, und in seiner Stimme schwang eine leise Drohung.
    »Worauf?«
    »Nun«, antwortete der königliche Berater, »wenn Ihr Euch weiter derart gebärdet und vielleicht sogar so weit geht, Euren König öffentlich einen Lügner zu nennen, dann wäre ein Krieg zwischen unseren Völkern wohl unvermeidlich. Ich bezweifle allerdings, dass die anderen Fürsten und Stammesherren nur um einer entkommenen Mörderin willen ihren Besitz und ihre Herrschaft aufs Spiel setzen. Folglich wäre ein Angriff auf Tirgas Lan von Eurer Seite ein törichtes, weil aussichtsloses Unterfangen. Wenn Ihr also fragt, ob Ihr den Worten Eures Königs Glauben schenken solltet, so muss ich diese Frage unbedingt bejahen - denn andernfalls werdet Ihr alles verlieren: Euren Titel, Euren Besitz, Eure Macht.«
    »A-aber wie ...?«, stammelte Erwein.
    »Bislang«, schnitt Ardghal ihm das Wort ab, »ist nichts geschehen bis auf ...« Er zuckte mit den Schultern. »Nun ja, wir sind bereit, über Euer impertinentes Verhalten hinwegzusehen und es der Trauer um Euren Sohn zuzuschreiben sofern Ihr hier und jetzt erklärt, dass Ihr fortan wieder ein treuer Vasall der Krone

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