Die Zauberer 01 - Die Zauberer
nicht einmal wissen, ob du es nicht nur einem unglücklichen Zufall zu verdanken hast, einem ...« Den Rest verstand Granock nicht, aber dem entsetzten Ausdruck in den Gesichtern der beiden anderen Elfen entnahm er, dass es wenig schmeichelhaft war, was Aldur noch von sich gab. Offenbar hatte der Elf die Niederlage, die ihm Granock bei ihrer ersten Begegnung beigebracht hatte, noch nicht verwunden und wollte die ihm vor aller Augen zugefügte Schmach tilgen.
»Bitte, Aldur, lass ihn in Ruhe«, forderte Alannah.
»Er hat dir nichts getan«, sagte Ogan, wagte es aber nicht, den hageren Elf dabei anzuschauen.
»Wer hat dich gefragt, tubur?«, blaffte Aldur. Granock kannte auch dieses Wort nicht, aber er nahm an, dass es eine Beleidigung war, die sich auf Ogans untersetzte Statur bezog.
Aldur streckte die rechte Hand aus, formte damit eine Kralle, aus der im nächsten Moment eine Feuerlohe züngelte. »Das«, erklärte er, »ist wahre Zauberkraft - oder willst du das bestreiten, Mensch?«
Granock hob abwehrend die Hände. »Ich bestreite nichts.« Er hatte keine Lust, sich schon wieder mit diesem Angeber herumzuzanken.
»Du glaubst also auch, dass ich von uns beiden der bessere Zauberer bin?« Granock zuckte mit den Schultern. »Wenn du es sagst.«
»Und du pflichtest mir bei, dass dein Zeitzauber nur ein billiger Trick ist? Ein Scherz, der ...« Wieder verstand Granock nicht alles, aber die Botschaft kam auch so an.
»Was immer du meinst, Aldur«, sagte er achselzuckend.
»Und wenn ich meine, dass du hier nichts verloren hast?«, legte der andere nach, sichtlich enttäuscht darüber, dass seine Provokationen nicht die gewünschte Wirkung zeigten. »Dass deine Mutter eine laigurena war und dein Vater ein gaflro?«
»Ich habe sie niemals kennengelernt«, entgegnete Granock gelassen. »Ich weiß nicht, was sie waren.«
»Barn waren sie, der Staub unter den Stiefeln«, zischte Aldur, »genau wie alle anderen Menschen, die so dumm sind, an unserer Vorherrschaft: zu zweifeln.« »Du hast Glück«, sagte Granock nur.
»Weshalb?«
»Dass Meister Farawyn mir verboten hat, meine Gabe einzusetzen«, antwortete Granock in der Menschensprache, wissend, dass der Elf ihn verstand. »Andernfalls würde ich dich jetzt erstarren lassen, dir deine Funzel auspusten und dir dein Felljäckchen ins große Maul stopfen.«
»Du ... du wagst es, so mit mir zu sprechen?«, rief der hagere Elf großspurig. »Mit Aldur, des Aldurans Sohn?«
»Beruhige dich«, versuchte Alannah ihn zu besänftigen. »Du bist selbst schuld. Du hättest Granock nicht derart provozieren dürfen.«
»Dafür wird er bezahlen!«, schnaubte Aldur, und die Flamme in seiner Rechten züngelte höher, als hätte man Öl hineingegossen.
»Ich fordere Genugtuung für diese Beleidigung - und er soll sich nicht auf seinen Meister hinausreden!«
»Ich rede mich nicht heraus!«, versicherte Granock. »Aber ich habe Farawyn mein Wort gegeben, und ich werde es nicht brechen!«
»Ein Mensch, der sein Wort hält? Lächerlich!«, zischte der Elf und hob drohend die brennende Hand. »Aber im Grunde spielt es keine Rolle, ob du dich wehrst oder nicht. Einmal hast du mich mit deinem Trick überrascht, ein zweites Mal würde es dir ohnehin nicht gelingen!«
Und dann ballte er die Faust, öffnete sie wieder - und die Feuerlohe jagte davon!
Statt jedoch quer durch den Raum zu schießen und die Bücher, die aufgeschlagen vor Granock lagen, in Brand zu setzen, so wie Aldur es beabsichtigt hatte, zerplatzte der Flammenball mitten im Flug in grellem Funkenregen, und weißer Dampf wallte in der Kammer auf.
Eine Barriere aus Eis hatte sich dem Feuer unvermittelt entgegengestellt und es gelöscht.
»Was soll das?«, fuhr der hagere Elf Alannah an. »Warum hast du das getan?« »Weil ich nicht zulassen werde, dass du dich an einem Wehrlosen vergreifst, Aldur, Sohn des Alduran«, erklärte sie ihm mit bebender Stimme. Zornesröte war ihr ins Gesicht gestiegen, und eine blonde Haarsträhne hing ihr trotzig in die Stirn, was sie in Granocks Augen nur noch schöner machte. »Granock hat dir gesagt, dass sein Meister ihm verboten hat, seine Kraft einzusetzen. Er kann sich also nicht verteidigen, ohne das Wort zu brechen, das er Farawyn gab. Wenn du dich mit jemandem messen willst, dann mit einem ebenbürtigen Gegner.«
»Hast du das gehört, Mensch?«, wandte sich Aldur spöttisch an Granock. »Auch sie ist davon überzeugt, dass du mir nicht gewachsen bist.« Schon hatte sich in
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