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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Bibliothek von Shakara gesessen, um wie an jedem Morgen jene neuen Wörter und Grammatikregeln abzuschreiben, die er den Tag über lernen sollte, als plötzlich Farawyn zu ihm getreten war.
    »Bist du bereit, mit deiner Ausbildung zu beginnen?«, hatte der Zauberer gefragt.
    Für einen Moment war Granock unsicher gewesen, ob sein Meister tatsächlich eine Antwort erwartete oder ob die Frage eines jener eigenartigen Rätsel war, für die Elfen offenbar eine allgemeine und Zauberer eine ganz besondere Vorliebe hatten.
    »A-aber sicher«, hatte Granock dennoch geantwortet, der endlosen Sprachstudien und der öden Büffelei überdrüssig.
    Daraufhin hatte Farawyn ihn aufgefordert, Bücher und Schreibzeug liegen zu lassen und ihm zu folgen, und während Granock dies tat, hatte er fast den Eindruck, dass es gar kein Umhang war, der sich hinter dem Zauberer bauschte, sondern Flügel, und er hatte alle Mühe gehabt, mit Farawyn Schritt zu halten.
    Sie gelangten in Bereiche der Eisfestung, die Granock noch nie zuvor betreten hatte. Sein Herzschlag beschleunigte sich, was nicht nur am schnellen Gehen lag, sondern auch an der gespannten Erregung, die er verspürte. Würde er nun endlich in der Kunst der Zauberei unterwiesen werden wie alle anderen Schüler des Ordens?
    Freu dich nicht zu früh. Du bist ein Mensch, das solltest du niemals vergessen ...
    Granock vernahm die Stimme in seinem Kopf und sah sich suchend um. Er wusste ja inzwischen, dass die Kobolde, die kleinwüchsigen Diener der Zauberer, sich kraft ihrer Gedanken verständlich machten, aber er konnte nirgends einen der winzigen Knilche entdecken.
    Das mit dem Kniich hab ich gehört, du viel zu groß geratener Flegel! Ob Farawyn den Kobold ebenfalls »hörte«, wusste Granock nicht. Ohne sich auch nur ein einziges Mal nach seinem Schüler umzudrehen, schritt der Meister zügig voran. Sie passierten lange Flure, schritten über gewundene Treppen und hohe Galerien, von denen aus man in prächtige, von riesigen Säulen gestützte Hallen blicken konnte. Blaues Licht sorgte für Helligkeit, und allenthalben waren Zauberer mit ihren Novizen zu sehen. Vergeblich hielt Granock Ausschau nach Alannah, Ogan oder einem anderen bekannten Gesicht. Offenbar gab es in Shakara noch sehr viel mehr Novizen, als er bislang angenommen hatte.
    Magisches Talent ist längst nicht so selten, wie du glaubst, beschied ihm die Stimme in seinem Kopf. Du bist nur einer von vielen, also bilde dir bloß nichts ein.
    Erneut fragte sich Granock, wem er diese freundlichen Kommentare wohl zu verdanken hatte, als Farawyn plötzlich stehen blieb. Eine Pforte öffnete sich vor ihnen, gleich darauf setzte sich Farawyn wieder in Bewegung, und sie traten in einen kreisrunden Raum, über dem sich eine Kuppel aus Eis wölbte. Oder war es Elfenkristall? Der Unterschied ließ sich nicht feststellen, und vielleicht gab es ja auch gar keinen ...
    Da soll es keinen Unterschied geben? Du bist mir ein Zauberlehrling! »Dies«, erklärte Farawyn, »ist ein Übungsraum. Es gibt viele davon in Shakara, dennoch liegt mir dieser besonders am Herzen, denn unter dieser Kuppel habe ich selbst meine ersten Lektionen erlernt.«
    »Wer war Euer Meister?«, wollte Granock wissen - und dann schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, ob ihn das überhaupt etwas anging.
    »Semias«, antwortete Farawyn bereitwillig. »Er war ein gütiger und weiser Lehrer, vielleicht bisweilen etwas zu milde. Ein Fehler, den ich keinesfalls machen werde.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Granock ein wenig vorlaut und auch nicht ohne sarkastischen Unterton.
    »Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler«, fuhr Farawyn fort, »sollte von gegenseitigem Respekt geprägt sein sowie vom Gehorsam des Novizen seinem Meister gegenüber. Hast du damit ein Problem?«
    »Wenn es so wäre«, antwortete Granock ausweichend, »hätte ich wohl kaum die letzten Wochen mit dem Erlernen Eurer Sprache zugebracht, während alle anderen Schüler bereits in praktischen Dingen unterwiesen wurden.« Farawyn nickte, aber dann tadelte er Granock sogleich. »Bisweilen klingt dein Elfisch, als würdest du die Laute mit dem Hintern formen und nicht mit dem Mund. Aber du hast viele Wörter gelernt, und im Großen und Ganzen ...« Meister!, tönte es entsetzt in Granocks Kopf - und offenbar nicht nur in seinem. Eure Ausdrucksweise!
    »Ich passe mich lediglich menschlichen Gepflogenheiten an, Argyll«, entgegnete Farawyn laut. »Die Menschen bedienen sich einer sehr direkten,

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