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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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die Granock aus unerfindlichem Grund weit weniger feindlich gesonnen war als die anderen, und Ogan, der dickliche Elfenjunge, der offensichtlich nicht sehr viel Selbstvertrauen hatte und ebenfalls von Aldur und seinen Kumpanen ausgeschlossen wurde. Zu behaupten, dass Alannah und Ogan die Gesellschaft des Menschen suchten, wäre eine Übertreibung gewesen, aber zumindest mieden sie ihn nicht, und wenn sie mit ihm redeten, dann sprachen sie langsam, damit er ihr Elfisch auch verstand. Alles in allem war das aber nicht genug, um sich in Shakara heimisch zu fühlen oder zumindest an einem Ort, an den man irgendwie hingehörte.
    Granock war ein Kind der Straße; eine Familie hatte er nie gehabt, und eigentlich wusste er nicht einmal, was ein Zuhause war. Er brauchte weder das eine noch das andere, um zu überleben. Und dennoch gab es tief in ihm diese verborgene Sehnsucht, von der er sicher war, dass Farawyn sie kannte. Sein Meister hatte ihn immerhin mit der Aussicht gelockt, dass er in Shakara Gleichgesinnte treffen, dass er dort eine Zuflucht finden würde - und Granock war so töricht gewesen, dem Wort eines Elfen zu trauen.
    Was davon zu halten war, das bekam er nun zu spüren.
    In Shakara gab es keine Gleichgesinnten, und es war auch keine Zuflucht. Stattdessen fühlte er in sich immer mehr das Verlangen, diesen Ort so rasch wie möglich zu verlassen. Er hätte es niemals für möglich gehalten, aber inzwischen sehnte er sich geradezu nach dem Schmutz und dem Elend von Andaril. Wenigstens hatte er dort gewusst, woran er war. Dort gehörte er hin, seine Feinde waren ihm offen begegnet und nicht mit verschlagener Falschheit, und dank seiner Gabe hatte er sich zu wehren gewusst, denn er verfügte über Kräfte, die dort sonst keiner hatte. Unter den Blinden, so hieß es, war der Einäugige König - in Shakara jedoch war er der einzige Blinde unter lauter Sehenden, so kam er sich jedenfalls vor.
    Farawyn hatte ihn getäuscht, ihn unter falschen Versprechungen an diesen entlegenen Ort gelockt, und das alles wurde noch schlimmer gemacht durch diese stumpfsinnige Büffelei. Die Begeisterung, die er noch am Tag seiner Aufnahme in den Orden empfunden hatte, war verflogen. Da hatte er noch zum ersten Mal in seinem jungen Leben geglaubt, Teil von etwas Großem, Bedeutendem zu sein. Er hatte geradezu darauf gebrannt, mehr über den Orden und seine Mitglieder zu erfahren, über ihre Gesetze und Gebräuche und natürlich auch über die Geheimnisse der Zauberei. Stattdessen wurde er von allen Seiten angefeindet, und ausgerechnet er, der nie etwas anderes als die Freiheit gekannt hatte, sah sich festen Regeln unterworfen, die ihn einzwängten in allem, was er tat. Disziplin war offenbar eine der obersten Regeln in Shakara, und auch damit hatte Granock seine Probleme. Knapp vier Wochen weilte er nun schon in der Ordensburg, und immer noch machte er brav das, was man ihm auftrug, und verplemperte seine Zeit mit völlig unsinnigen Sprachstudien. Vielleicht blieb er ja nur, dachte er, weil er auf einen Grund wartete, der gut genug war, um zu tun, was er bislang immer getan hatte, wenn es ihm an einem Ort nicht mehr gefallen oder ihm der Boden unter den Füßen zu heiß geworden war - nämlich klammheimlich zu verschwinden.
    Noch war es nicht so weit, redete er sich ein, während er zum wiederholten Mal die Konjugation des Verbs fa.ru. büffelte, aber vielleicht schon sehr bald ...
    »Fara ich mache«, flüsterte er leise vor sich hin, während er an dem schlichten Tisch in seiner fensterlosen schmalen Kammer saß, deren übrige Einrichtung aus einer einfachen Liege und einer Truhe bestand, in der er seine wenigen Habseligkeiten aufbewahrte. Die Unterkunft war dürftig, dabei aber weitaus komfortabler als viele andere Plätze, an denen er in Andaril die Nächte verbracht hatte, sodass er zumindest in dieser Hinsicht keine Veranlassung zur Klage sah. »Farain du machst... faran - er macht... farawen wir machen ... faranai ihr macht... faranor ...«
    Er unterbrach sich, weil an die Tür seiner Kammer geklopft wurde. »Ja?«, fragte er laut, dankbar für die Unterbrechung.
    Die Tür wurde ein Stück geöffnet, und zwei Gesichter erschienen im Spalt, das eine rund, mit rosigen Backen und Augen, die wie schwarze Knöpfe aussahen, das andere so schön und anmutig, dass es Granock einen leichten Stich versetzte.
    »Du bist hier?«, fragte Ogan überflüssigerweise, während sich Alannah damit begnügte, ihn anzulächeln. Es war später

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