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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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seiner Hand ein neuer Feuerball gebildet - der jedoch jäh verlosch, als etwas Unerwartetes geschah.
    Die schmucklose Rückwand der Kammer, deren weiße Quadern fast nahtlos aneinandergefügt waren, flimmerte plötzlich - und zu aller Überraschung trat eine grau gewandete Gestalt daraus hervor, deren Haar und Bart zu Zöpfen geflochten waren und deren Gesicht einen grimmigen Ausdruck zeigte. Cethegar!
    Der Magier trat zwischen die streitenden Schüler und rammte wütend den Zauberstab auf den Boden, womit er ein kleines Beben auslöste. »Was soll das?«, fuhr er die Novizen an, und seine Augen unter den buschigen Brauen glommen wie glühende Kohlen. »Habt ihr nichts Besseres zu tun, als eure Fähigkeiten in sinnlosem Kräftemessen zu vergeuden?«
    »Bitte verzeiht, Meister«, sagte Alannah und senkte ehrerbietig das Haupt. »Ich weiß, ich hätte nicht...«
    »Ich habe alles gesehen«, behauptete Cethegar, dessen reghas sich also nicht nur darauf beschränkte, durch Wände gehen zu können. »Ich weiß, warum du es getan hast. Dennoch kann ich keine unerlaubten Duelle unter den Novizen dulden.«
    »Ja, Meister. Bitte entschuldigt.«
    »Zumindest«, knurrte Cethegar, »hast du es nicht aus Eigennutz getan. Du jedoch« - und damit wandte er sich Aldur zu - »hast deine Gabe aus reiner Geltungssucht eingesetzt. Und weil du diesem da« - er schaute Granock nicht an, während er auf ihn deutete - »die Aufnahme in den Orden missgönnst.« »Ist das nicht verständlich, Vater?«, fragte Aldur keck, worauf die Glut in den Augen des Ältesten nur noch zunahm. »Die meisten Novizen Shakaras wurden ihr Leben lang auf ihre Aufgabe vorbereitet. Der Mensch hingegen ...« »Der Hohe Rat hat seine Aufnahme in den Orden beschlossen!«, unterbrach ihn Cethegar. »Willst du die Entscheidung des Rates infrage stellen?« »Nein, Vater, natürlich nicht«, behauptete Aldur allem Anschein zum Trotz. »Aber ich frage mich ...«
    »Jeder von euch«, fiel Cethegar ihm erneut ins Wort, »verdankt seine Anwesenheit hier einzig der Gunst des Rates. Das Schicksal mag euch eure Gabe verliehen haben, aber allein der Hohe Rat und die Ältesten befinden darüber, ob ihr es wert seid, dass man euch hier zu Höherem ausbildet. In deinem Fall, Aldur, Sohn des Alduran, hatte ich Bedenken, und offen gesagt hege ich sie immer noch. Wäre da nicht das Schreiben deines Vaters, das Semias milde stimmte, hätten wir dein Ersuchen wohl abgelehnt. Deine Mutter hingegen ...« Cethegar verstummte so abrupt, als hätte er sich auf die Zunge gebissen.
    Aldur jedoch, der dem Blick des Ältesten ausgewichen war und betreten zu Boden gestarrt hatte, sah überrascht auf. »Meine Mutter?«, fragte er. »Ihr wisst etwas über meine Mutter?«
    »Vergiss, dass ich das sagte«, entgegnete der Zauberer rasch. »Ich habe mich hinreißen lassen in meinem Zorn. Aber höre, Aldur, Sohn des Alduran: Die Aufnahme in den Orden ist eine Gunst, kein Verdienst. Keiner von euch hat Grund, damit zu prahlen, du am allerwenigsten, Aldur, hast du das verstanden?«
    »Ja, Vater«, erwiderte Aldur leise und wieder gesenkten Hauptes. Die Erwähnung seiner Eltern hatte seine zur Schau gestellte Überheblichkeit jäh verpuffen lassen.
    »Und wie oft«, polterte Cethegar, »muss ich dir noch sagen, dass du Semias und mich nicht >Vater< nennen sollst? Dieses Recht hast du dir noch lange nicht errungen!«
    Damit wandte er sich ab und verließ die Kammer auf demselben Weg, auf dem er sie betreten hatte, nämlich nicht durch die Tür, sondern durch die glatte Wand.
    »Meister Cethegar!«, rief Granock, der sich für die unerwartete Hilfe bedanken wollte, aber da war der alte Zauberer bereits verschwunden. Einen Augenblick lang stand Aldur unbewegt, den Blick noch immer zu Boden gerichtet. Dann fuhr er herum und stürzte zur Tür hinaus, wobei er Ogan unsanft zur Seite rempelte.
    »Weg ist er«, meinte Granock und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Geschieht ihm recht.«
    »Sei vorsichtig«, sagte Alannah ernst. »Der Sohn des Alduran ist soeben ein zweites Mal gekränkt worden - das wird er dir nie verzeihen ...«

17. MARWURAITH ÄDANA
    Sie kamen aus der Finsternis.
    Die Wachen, die rund um den bolboug - so nannten die Orks ihre Dörfer und Siedlungen - verteilt waren, konnten sie nicht sehen. Und selbst wenn, wären ihre Sinne vom vielen Blutbier viel zu benommen gewesen, als dass sie hätten reagieren können.
    Ein dumpfes Rauschen, das sich aus dem schweigenden Nachthimmel senkte,

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