Die Zauberer 01 - Die Zauberer
Hochgefühl. »Dann werde ich jetzt lernen, meine Kräfte gezielt und konzentriert einzusetzen?«, fragte er aufgeregt. »Ich werde einen Zauberstab bekommen und in die Geheimnisse der Magie eingeweiht werden?«
»So ist es.«
»Jetzt sofort?«
Man kann über ihn sagen, was man will, kommentierte Argyll ebenso lautlos wie trocken. Geduld ist jedenfalls nicht seine Stärke ...
»Du hast es wohl sehr eilig?«, fragte Farawyn, die Zwischenbemerkung des Kobolds nicht beachtend.
»Ist das nicht verständlich?«, fragte Granock dagegen. »Nach all der Zeit, die ich verschw... ich meine, die ich mit dem Studium eurer Sprache verbracht habe, bin ich natürlich sehr begierig darauf, auch mal was Praktisches zu lernen.«
»Du hältst das Erlernen einer Sprache für Zeitverschwendung?«, hakte Farawyn nach, und eine Zornesfalte bildete sich über den dunklen Brauen des Zauberers.
»N-nein«, versicherte Granock.
Er lügt, stellte Argyll ungerührt fest. Und er hat eine Menge Wut im Bauch ... »Wut? Auf wen?«
»Auf niemanden«, beteuerte Granock und schaffte es, seine wahren Gedanken zu verbergen, indem er still und leise ein Sauflied rezitierte, das er irgendwann in einer Spelunke aufgeschnappt hatte.
Was, in aller Welt, haben denn Agathas Schenkel mit dem Erlernen der elfischen Sprache zu tun?, wollte der Kobold wissen. Und warum sind ihre Brüste wie Weinfässer?
»Meister Cethegar hat mir etwas anderes berichtet«, erwiderte Farawyn auf Granocks Antwort, die Bemerkung seines Kobolds einmal mehr überhörend. Also doch, dachte Granock. Grund für Cethegars plötzlichen Meinungswandel war also tatsächlich der Vorfall in seiner Kammer, bei dem Alannahs Lehrer so unverhofft hinzugekommen war.
»Was hat Meister Cethegar denn berichtet?«, fragte Granock sehr vorsichtig. »Er sagte, du hättest Streit gehabt. Streit mit anderen Novizen.« »Das ist nicht wahr.«
»Willst du behaupten, der Stellvertretende Ordensmeister hätte mich belogen?« Farawyns ohnehin Respekt gebietende Stimme schwoll furchteinflößend an.
»Nein.« Granock schüttelte hastig den Kopf. »Nein, aber es gibt nur einen Novizen, mit dem ich immerzu Ärger habe.«
»Wie ist sein Name?«
»Aldur«, antwortete Granock rundheraus. Einerseits fühlte es sich nicht gut an, einen anderen Novizen anzuschwärzen, andererseits fragte er sich, weshalb er jemanden decken sollte, der ihm ständig Knüppel zwischen die Beine warf und ihn herausforderte, wann immer er konnte. »Der Kerl kann mich nicht leiden und lässt keine Gelegenheit aus, mich vor den anderen zu demütigen.«
Hatte sich Granock Verständnis von seinem Meister erhofft, so wurde er bitter enttäuscht, denn Farawyn fuhr auf: »Du solltest dich schämen!« »Weshalb?«, fragte der junge Mensch erstaunt.
»Was du sagst, ist übelwollend und verleumderisch. Aldur ist einer unserer talentiertesten Novizen. Er ist der Spross einer vornehmen Familie und folgt einer großen Tradition. Sein Vater Alduran war einst selbst hier und hat den Pfad der Magie beschritten. Und anders als du ist Aldur sein ganzes bisheriges Leben lang auf diese Ausbildung vorbereitet worden.«
»Tatsächlich?« Trotz flackerte in Granocks Augen. »Warum fragt Ihr mich dann, wenn Ihr die Wahrheit nicht wissen wollt?«
»Ist es denn die Wahrheit, was du mir berichtest?«, fragte Farawyn dagegen. »Oder ist es nicht vielmehr das, was dein Neid und deine Eifersucht dir diktieren?«
»Neid und Eifersucht?« Granock glaubte, nicht recht zu hören. »Ihr habt keine Ahnung, wovon Ihr sprecht!«
»Sei vorsichtig, Novize!« Farawyn hob mahnend den Zeigefinger. »Du vergreifst dich im Ton ...«
»Die Wahrheit ist, dass ich ausgeschlossen werde«, fuhr Granock ungeachtet der Warnung fort, und er sprach in seiner Erregung lauter, als er beabsichtigte. »Die Wahrheit ist, dass die meisten anderen Novizen in mir eine minderwertige Kreatur sehen, Ungeziefer, das es aus Shakara zu vertreiben gilt. Und die Wahrheit ist auch, dass ich ...« Er stockte, dann brachte er den Satz leise zu Ende, den Blick zu Boden gerichtet: »... dass ich oft zweifle.« »An wem? An dir?«
»An mir. An Euch. An allem«, erklärte Granock, hob den Kopf und sah Farawyn direkt ins Gesicht. »Meine Mitschüler, allen voran der geschniegelte Aldur, beugen sich den Regeln des Ordens ohne Zögern und offenbar mit großer Freude, während ich ...«
Er unterbrach sich erneut, diesmal, weil er sich an die Warnung erinnerte, die Farawyn ihm vorhin hatte zukommen
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