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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Zeit.«
    »Wenn Ihr meint, Meister ...« Granock war hinsichtlich des Aldurans Sohn nicht wirklich überzeugt.
    »Und nun kommen wir zu deiner ersten Lektion«, sagte der Zauberer unvermittelt.
    »Die erste Lektion?« Granock schaute ihn fragend an - er hatte angenommen, dass das Gespräch selbst schon die erste Lektion gewesen wäre, dass Meister Farawyn ihn damit auf die Probe hatte stellen wollen.
    »Willst du denn nichts Neues lernen?«, fragte Farawyn verwundert. »Doch, natürlich«, beeilte sich Granock zu versichern. »Was wollt Ihr mir beibringen?«
    Farawyn bedachte Argyll mit einem amüsierten Seitenblick. »Ich werde dir zeigen, wie du deine Gedanken vor fremdem Zugriff schützen kannst. Du willst doch bestimmt nicht, dass ständig ein Kobold darin herumschnüffelt, oder?« »Nein«, bestätigte Granock grinsend, »das will ich wirklich nicht, Meister Farawyn.«
    Pff, machte es in seinem Kopf, und erstmals seit seiner Ankunft in der Ordensburg hatte Granock das Gefühl, dass die Versprechungen, mit denen Farawyn ihn nach Shakara gelockt hatte, möglicherweise wahr werden könnten.

19. AMWELTHYR RHYFANA
    Die Gerüche, die für gewöhnlich über einem bolboug lagen, waren für Wesen, die nicht zur Gattung Ork gehörten, ohnehin schwer zu ertragen. Fäulnis und Moder waren allgegenwärtig, und es roch auch nach verfaulendem Fleisch. All das mutete jedoch wie zarter Blütenduft an im Vergleich zu dem bestialischen Gestank, der nach dem nächtlichen Massaker über dem Dorf der Orks lag. Es war eine einsame, vermummte Gestalt, die sich an diesem Morgen einen Weg zum Grund der Schlucht suchte, über baufällige Brücken, die aus grauer Vorzeit stammen mochten und die von den Orks dann benutzt worden waren, und über schmale Pfade. Kleine Steine rieselten bei jedem Schritt in die Tiefe, und wäre auch nur einer der Dorfbewohner noch am Leben gewesen, so hätte der Vermummte, der die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen hatte, seine Unvorsichtigkeit mit dem Leben bezahlt. So jedoch blieb er unbehelligt. Der erste Leichnam, auf den er stieß, war der eines Wachtpostens, der offenbar vom Rand der Schlucht in die Tiefe gestürzt war. Seine Glieder standen in grotesken Winkeln von seinem Körper ab, der Armbrustbolzen, der ihn getroffen hatte, steckte noch in seiner Kehle, und sein zähnestarrendes Maul war zu einem stummen Schrei aufgerissen. Der Angriff musste unerwartet erfolgt sein, das war deutlich zu erkennen, und er schien schon einige Zeit zurückzuliegen: Die narbige grüne Haut des Unholds hatte bereits begonnen, sich zu zersetzen, und verwesendes Fleisch war darunter hervorgetreten, an dem sich Ratten, Moorwürmer und anderes
    Ungeziefer zu schaffen machten. Schon zuvor hatten sich die Krähen an dem Kadaver gütlich getan und ihm die Augen ausgehackt, sodass der unförmige Schädel den Besucher aus leeren Augenhöhlen anstarrte.
    Es war kein erhebender Anblick, dennoch nahm ihn der Vermummte mit Gleichmut zur Kenntnis. Unberührt bewegte er sich weiter, und nachdem er an zwei weiteren Leichen vorbeigegangen war, die ähnlich grausig zugerichtet waren wie die erste, erreichte er das eigentliche Dorf. Der Gestank, der wie zäher Nebel zwischen den fast senkrecht aufragenden Wänden der Schlucht hing, war so durchdringend, dass sich die Kapuzengestalt eine Hand auf Mund und Nase legte.
    Kadaver lagen überall, entlang der in den Fels gehauenen Stiegen und Pfade ebenso wie in den Eingängen der Höhlen, die zu beiden Seiten der Schlucht im Fels klafften. Die meisten waren jedoch um die große Feuerstelle zu finden, die an der breitesten Stelle der Schlucht angelegt worden war. Offenbar hatten die Orks gerade ein Fest abgehalten, als sie aus dem Hinterhalt attackiert worden waren. Darauf wiesen auch die abgenagten Gnomenknochen hin, die ringsum verstreut lagen; die Gnomen waren nicht nur die Erzfeinde der Orks, mit denen sie um die Vorherrschaft in der Modermark stritten, sie schmeckten ihnen auch gut.
    Der Zustand der Orkleichen an der Feuerstelle ähnelte dem des Wachtpostens. Überall sah der Vermummte verwesendes Fleisch, aus dem hier und dort bereits bleiche Rippenknochen ragten, abhängig davon, in welchem Umfang die Aasfresser sich daran gelabt hatten und wie weit der Verfall fortgeschritten war. Die Nächte in der Modermark waren klamm, tagsüber jedoch sorgte schwüle Feuchte dafür, dass die Verwesung rasch voranschritt.
    Die Spuren der Angreifer, die offenbar ebenso unerwartet wie

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