Die Zauberer 01 - Die Zauberer
lassen, an die
Androhung, ihn nicht nur der Ordensburg zu verweisen, sondern auch den Bann dngovor über ihn auszusprechen. Aber wahrscheinlich hatte er sich bereits um Kopf und Kragen geredet. Aldur würde sich bestimmt darüber freuen ...
»Während du was?«, hakte Farawyn nach. Die Zornesfalte auf seiner Stirn war noch tiefer geworden, die Augenbrauen hatten sich zur Nasenwurzel hin geneigt.
»Während ich mir immerzu Fragen stelle«, sagte Granock mit Resignation in der Stimme. »Was soll das alles hier? Welchen Sinn hat es? Warum hat das Schicksal oder was auch immer gerade mich dazu auserwählt, als erster Mensch Shakara betreten zu dürfen? Was steckt hinter alldem? Hat das alles eine höhere Bedeutung?«
Farawyn betrachtete ihn eine endlos scheinende Weile lang. Dabei hellte sich seine Miene zu Granocks Überraschung wieder auf, und die Zornesfalte verschwand. »Das ist alles?«, fragte er schließlich.
»Genügt das denn nicht?« Verzweiflung schwang in Granocks Stimme. »Ich habe keine Ahnung, was ich hier soll, und ich komme mir vor wie ein Ausgestoßener. Mein Leben lang habe ich auf der Straße gelebt, wie Ihr wisst, und ich habe gelernt, mich dort durchzuschlagen. Aber noch niemals zuvor habe ich mich auch nur annähernd so einsam gefühlt wie hier in Shakara.« »Ich weiß«, sagte Farawyn nur.
»Ihr ... wisst es?«
»Ich bin dein Meister. Es gehört zu meinen Aufgaben, zu wissen, was mit dir los ist, was in dir vorgeht. Außerdem«, fügte Farawyn mit entschuldigendem Lächeln hinzu, »bist du für Argyll wie ein offenes Buch.«
»Aber wenn Ihr wisst, wie es in mir aussieht, wieso fragt Ihr mich dann?« »Muss ich dir darauf wirklich antworten?«
Granock dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er leise, »das müsst Ihr nicht. Es war eine Prüfung, nicht wahr? Ihr wolltet wissen, ob ich Euch die Wahrheit sage.«
»Vieles von dem, was wir hier tun und was hier geschieht, mag dir auf den ersten Blick sinnlos erscheinen«, erklärte Farawyn. »Aber ich darf dir versichern, Junge, dass nichts davon wirklich sinnlos ist. Alles dient dem Zweck, dein Talent zu fördern und dich umfassend auszubilden, was auch die Stärkung deines Charakters mit einbezieht, auch in Augenblicken, in denen du es vielleicht nicht vermutest.«
Granock nickte. »Ich ... verstehe.«
»Befreie deshalb deinen Geist von allen Zweifeln und Fragen, Junge, und verlasse dich ganz auf die Regeln und Traditionen des Ordens. Öffne dich ihnen, gib dich ihnen hin, dann verleihen sie dir Sicherheit. Sie mögen dich zu Beginn einengen und dir das Gefühl geben, gefangen zu sein. Aber sie geben dir auch Halt bei all dem, was du im Zuge deiner Ausbildung noch sehen und erleben wirst. Darauf musst du vertrauen.«
»Das fällt mir ziemlich schwer, Meister«, gestand Granock. »Bisher habe ich immer nur das getan, was mir richtig erschien, und ich habe nie Regeln befolgt, deren Sinn ich nicht verstand.«
»Dann wirst du es lernen müssen«, sagte Farawyn. »Weißt du, aus welchem Grund?«
»Nein, Meister«, gab Granock zu. »Vielleicht aus Dankbarkeit?« »Dummkopf«, sagte Farawyn. »Glaubst du tatsächlich, ich hätte dich aus reiner Freundlichkeit hergeholt? Oder dass der Hohe Rat deiner Aufnahme in den Orden zugestimmt hätte, nur um mir einen Gefallen zu tun? Die Sache ist denkbar knapp ausgegangen; es hätte nicht viel gefehlt, und mein Ersuchen, dich als Novizen anzunehmen, wäre abgeschmettert worden.«
»Ich ... weiß«, antwortete Granock kleinlaut. Der Kobold Ariel hatte ihm ja bereits erzählt, dass Farawyn viel riskiert hatte, damit er - Granock - in Shakara aufgenommen wurde. Doch das war Wochen her, und Granock hatte sich keine Gedanken mehr darüber gemacht; andere Dinge hatten ihn beschäftigt.
»Es hat darüber eine heftige Debatte gegeben«, fuhr Farawyn fort, »und meine Gegner im Rat haben versucht, die Situation zu ihren Gunsten zu nutzen, um meine Position hier in Shakara ganz allgemein zu schwächen. Am Ende jedoch hat der Rat deiner Aufnahme zugestimmt und damit das in meinen Augen einzig Richtige getan.«
»Doch warum denkt Ihr so, Meister?«, fragte Granock.
»Weil ich die Zukunft gesehen habe«, erklärte Farawyn. »Wir mögen die Augen fest vor ihr verschließen, mögen uns selbst blenden und uns über die Tatsachen hinwegzutäuschen versuchen - aber die Zukunft lässt sich nicht aufhalten, mein Junge. Sie kommt auf uns zu, unerbittlich. Selbst du mit deiner erstaunlichen
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