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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Blicken. Er war immer der Ansicht gewesen, dass der Platz eines Offiziers bei seinen Soldaten war und man ihnen nur abverlangen durfte, was man auch selbst zu geben bereit war. So hatte er sie ausgebildet. Doch auf das, was im nächsten Moment aus den Nebelschleiern brach, hatte auch Alurys seine Männer nicht vorbereiten können.
    Es begann mit wütendem Gebrüll, das ein Stück flussabwärts zu hören war.
    »Bogenschützen!«, befahl Alurys - aber noch gab es nichts, worauf zu zielen sich gelohnt hätte. Wie eine undurchdringliche Wand stand der Nebel über dem Fluss, während von der linken Flanke bereits Schwerterklirren zu vernehmen war. Dann, plötzlich, waren schemenhafte Umrisse zu erkennen. Die Schützen entließen die Pfeile, die sirrend im milchigen Grau verschwanden.
    Einige der Schemen warfen die Arme nach oben und brachen zusammen, die anderen huschten weiter. Alurys hob das Schwert und stellte sich dem ersten Schatten entgegen, der sich aus dem Nebel löste, bereit, jeden Handbreit Boden so teuer wie möglich zu verkaufen - doch wie erschrak der Hauptmann, als er das Antlitz des Orks erblickte!
    Alurys war darauf gefasst gewesen, in eine grässliche grüne Fratze zu sehen, die mit mörderischen Hauern bewehrt war und aus deren gelben Augen ihm blanker Hass entgegenschlug. Doch dieses spezielle Haupt ruhte auf einem Körper, zu dem es nicht gehörte! Eine grobe Naht umlief den dicken grünen Hals, auf den der Kopf gesetzt worden war!
    Dass Alurys den Frevel, der an der Natur verübt worden war, sofort durchschaute, hatte einen Grund - denn kein anderer als er selbst war es gewesen, der das Haupt des Orks erst vor wenigen Tagen von seinem alten Rumpf getrennt hatte!
    Einen Augenblick lang war der Hauptmann wie erstarrt vor Entsetzen. Dann riss er seine Klinge empor, um den Angriff des Unholds abzuwehren - zu spät.
    Das Letzte, was er sah, war die schartige Klinge des Ork, die mit Urgewalt herabsauste.
     
    Eine Versammlung war einberufen worden, wie so oft in den letzten Monaten.
    Früher, als noch Friede geherrscht hatte unter Erdwelts Völkern, hatte sich die große Halle, in der die Ratsmitglieder zusammentrafen, nur selten gefüllt. In diesen dunklen Zeiten jedoch gab es stets einen neuen Anlass dafür: Die Beobachter, die man ausgesandt hatte, berichteten über den Kriegsverlauf und über die Geschehnisse an den Fronten; Strategien wurden erörtert und Beschlüsse gefasst; und umrahmt von betretenem Schweigen wurden die Namen derjenigen Ordensmitglieder verlesen, die im Kampf gegen die Mächte der Finsternis das letzte Opfer gebracht hatten.
    Es war kein anderer als Farawyn, dem diese undankbare Aufgabe zufiel. Zu gern hätte er sie einem anderen überlassen, aber ihm war klar, dass es seine Pflicht war als Ältester des Ordens, und er hasste sich selbst dafür.
    »Bevor wir diese Versammlung eröffnen«, begann er mit tonloser Stimme, die von der hohen Decke des Ratssaales widerhallte, »wollen wir zuvorderst die Namen derer hören, die in der vergangenen Woche ihr Leben gegeben haben, um diese unsere Welt vor der Vernichtung zu bewahren. Erweisen wir ihren Namen Respekt und Dankbarkeit, auf dass sie Eingang finden mögen in die Chroniken unseres Ordens und dort Unsterblichkeit erlangen, wenn ihnen ein Dasein in ewiger Freude versagt blieb. Bitte erhebt Euch, Schwestern und Brüder.«
    Es hätte der Aufforderung nicht bedurft. Die meisten Mitglieder des Rates waren von Ihren Sitzen aufgestanden, noch während Farawyn gesprochen hatte; dadurch wurde offensichtlich, wie wenige sie geworden waren.
    Früher, wenn eine Vollversammlung einberufen worden war, waren die Sitzreihen, die sich zu beiden Seiten des schmalen Mittelgangs erhoben, nahezu vollständig besetzt gewesen. Inzwischen klafften beträchtliche Lücken: Die einen Ratsmitglieder waren im Auftrag des Ordens an weit entfernte Orte geschickt worden, um die Truppen des Königs dort zu unterstützen. Die anderen würden niemals wieder nach Shakara zurückkehren, und ihre Zahl wurde immer größer ...
    Auf ein Zeichen Farawyns hin, der am Kopfende der Halle auf dem Rednerpodest stand, hoben die Räte ihre Zauberstäbe und ließen die darin eingearbeiteten Kristalle leuchten. Bunter Schein in allen Regenbogenfarben erfüllte daraufhin die Halle und schien ein wenig Mut und Hoffnung zu spenden - bis Farawyn daranging, mit, wie es schien, unendlicher Langsamkeit die Namen der Gefallenen zu verlesen.
    »Bruder Egnias, Zaubermeister ... Bruder

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