Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
darum geht es dir?«
»Natürlich.« Granock schnaubte. »Worum sollte es mir denn wohl sonst gehen?«
»Nun, möglicherweise darum, deinen unterdrückten Hass auszuleben, deine namenlose Wut auf dich selbst und deinen Neid auf all jene, denen es besser ergangen ist als dir.«
Granock zuckte zusammen. Er schickte Farawyn einen warnenden Blick, der an den Augen des Ältesten jedoch zerschellte wie ein morscher Pfeil an einer eisernen Brünne.
»Und vielleicht«, fuhr Farawyn unbarmherzig fort, »ist der junge Nimon ja auch nur deshalb zur Zielscheibe deines Zorns geworden, weil er dich an jemanden erinnert, den du einst gut kanntest und der dein Freund gewesen ist. Ein Elf, der ebenfalls von vornehmem Blute war ...«
»Schweigt!«, fuhr Granock seinen ehemaligen Meister an, lauter und wütender, als er es je für möglich gehalten hätte. »Was wisst Ihr schon von ...«
»Von Aldur?«, hakte Farawyn nach.
»Von Freundschaft«, verbesserte Granock.
»Mehr als du ahnst«, gab der Älteste zur Antwort, »und ich weiß auch, was aus ihr werden kann, wenn sie vertrocknet wie ein Baum, dessen Wurzeln durchsägt wurden.« Er unterbrach sich für einen Moment, und als er endlich fortfuhr, schien es nicht der Ordensälteste zu sein, der sprach, sondern Granocks väterlicher Mentor. »Du hast mir niemals erzählt, was damals geschehen ist«, stellte er fest.
»Das stimmt.« Granock nickte.
»Möchtest du es nachholen?«
»Wozu?« Granock zuckte mit den Schultern. »Es bringt die Vergangenheit nicht zurück.«
»Das nicht«, gab Farawyn zu. »Aber möglicherweise könnte es dich zurückbringen, mein Junge. Ich kann sehen, dass dich etwas quält. Willst du dich mir nicht anvertrauen, so wie du es früher stets getan hast?«
»Früher ist lange her. Ihr vergesst, dass ich nicht mehr Euer Schüler bin.«
»Keineswegs.« Der Älteste schüttelte den Kopf. »Ich verlange von dir nicht, dass du vor mir Rechenschaft ablegst wie ein Novize vor seinem Meister. Was ich dir anbiete, ist meine Freundschaft, Granock.«
»Dafür bin ich Euch dankbar.«
»Aber du willst sie nicht.« Farawyn seufzte. »Du schlägst sie aus und weist mich ab, so wie du jeden abweist, seit Alannah und Aldur Shakara verlassen haben.«
»Das ist nicht wahr!«, widersprach Granock. Bei jedem der genannten Namen war er zusammengezuckt wie unter einem Peitschenhieb. »Ihr wisst, dass das nicht wahr ist...«
»So? Warum, frage ich dich, hast du dann in den vier langen Jahren, die seither vergangen sind, keine neuen Freunde gefunden? Warum meidest du die Gesellschaft deiner Schwestern und Brüdern, wann immer du kannst?«
Granock war verblüfft. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass Farawyn ihn derart aufmerksam beobachtete. Auch in Zeiten wie diesen schien dem Auge seines alten Meisters kaum etwas zu entgehen ...
»Du widersprichst nicht, das nehme ich als Zeichen der Zustimmung«, fuhr Farawyn fort. »Aus diesem Grund habe ich beschlos sen, deine selbstgewählte Einsamkeit zu beenden und dir einen Schüler zur Seite zu stellen, der ...«
»Nein!«, sagte Granock so laut und entschieden, dass es von der gewölbten Decke der Kanzlei widerhallte. »Bitte nicht«, fügte er ein wenig leiser hinzu.
»Warum nicht?«, hakte Farawyn nach. »Du bist längst so weit. Viele Ordensmitglieder, die erst nach dir den Meistergrad erlangten, haben sich bereits Novizen gewählt.«
»Aber ich nicht«, widersprach Granock ruhig, aber entschieden. »Es wäre nicht gut.«
»Für wen, mein Junge? Für den Novizen? Oder für dich? Sprechen wir hier in Wahrheit über ein Problem, das nur dich allein betrifft?«
»Ich ... ich ...« Granock rang nach passenden Worten, aber er fand sie nicht. Er ertrug Farawyns fragenden Blick nicht länger und wandte sich ab. Dies war eine grobe Unhöflichkeit, und er erwartete, dass Farawyn ihn dafür zurechtweisen würde, aber die Rüge blieb aus. Stattdessen erhob sich der Älteste, kam hinter seinem Tisch hervor und trat bedächtig auf Granock zu.
»Hm«, machte er, als er in die erblassten Züge seines ehemaligen Schülers blickte, »wie gut, dass kein anderer sehen kann, was ich in diesem Augenblick sehe. Ich bin sicher, Schwester Awyra und Bruder Sunan würden ihre Schlüsse ziehen.«
»Sollen sie«, murmelte Granock trotzig. »Wenn Ihr der Ansicht seid, dass ich nicht gut genug bin für das Amt, mit dem Ihr mich betraut habt, so nehmt es mir und schickt mich woanders hin.«
»Wie könnte ich das? Deine Aufgabe ist es, diese
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