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Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer

Titel: Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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jungen, unschuldigen Seelen auf den Krieg vorzubereiten, auf das Grauen, das sie dort erwartet - und dieser Aufgabe wirst du in vollem Umfang gerecht. Vielleicht erfüllst du sie sogar besser, als irgendjemand sonst es könnte.«
    »Aber sagtet Ihr nicht...?«
    »Es geht mir nicht um die Schüler, Lhurian, und auch nicht um das, was andere Ordensmitglieder vielleicht denken. Es geht mir einzig und allein um dich, denn ich fürchte, dass du selbst dabei verkümmerst. Schon jetzt hat deine Seele Schaden genommen.
    Von dem unbeschwerten Jüngling, der einst über die Schwelle dieser Festung trat, ist kaum noch etwas übrig.«
    »Und das wundert Euch?«
    »Glaub mir, mein Junge, ich weiß, wie sehr du leidest.«
    »Bei allem Respekt, Meister - ich glaube nicht, dass Ihr nachvollziehen könnt, was ich empfinde.«
    »Dennoch möchte ich dir helfen.«
    »Wenn Ihr mir helfen wollt, dann lasst mich gehen«, verlangte Granock wie schon unzählige Male zuvor. »Ihr habt recht, wenn Ihr sagt, dass mein Innerstes Schaden genommen hat. Aber Ihr wisst auch, wie es wieder geheilt werden könnte, nicht wahr?«
    »Womöglich«, gab Farawyn zu. »Dieser Weg ist dir jedoch verschlossen.«
    »Natürlich.« Granock lächelte freudlos. Er hatte keine andere Antwort erwartet. »Weil ich nur ein Mensch bin, nicht wahr? Deshalb darf ich nicht zu den Fernen Gestaden reisen.«
    »Die Gestade sind den Söhnen und Töchtern Sigwyns vorbehalten«, bestätigte Farawyn. »Es ist ihr Ursprung und ihre Bestimmung. Alles Leben kommt von dort und mündet eines Tages wieder dorthin, so ist es zu allen Zeiten gewesen.«
    »Ja«, räumte Granock schnaubend ein, »erfülltes Leben, das viele Menschenalter in Erdwelt verbracht hat. Aber Alannah und Aldur waren weder alt noch lag ein erfülltes Leben hinter ihnen. Sie waren jung, genau wie ich.«
    »Dennoch haben sie sich für die Fernen Gestade entschieden, und es steht dir nicht zu, diesen Schritt in Zweifel zu ziehen. Du solltest dich allmählich an den Gedanken gewöhnen, dass du sie niemals wiedersehen wirst. Keinen von beiden.«
    »Aber ich ... ich ...« Granock rang nach Atem, er hatte das Gefühl, dass ihm etwas die Kehle zuschnürte. Mit wenigen Worten hatte Farawyn ihm den Grund seiner tiefen Verbitterung vor Augen geführt, so deutlich, dass es ihn schauderte. Einmal mehr wurde ihm klar, wie aussichtslos sein Hoffen war - und wie endlos sein Schmerz. Er schloss die Augen, um die Tränen zu ersticken, und spürte, wie sich Farawyns Hand sanft und beruhigend auf seine Schulter legte.
    »Mein Junge«, sagte der alte Zauberer leise, »ich weiß nur zu gut, was du empfindest, glaube mir. Auch ich habe einst von verbotenen Früchten gekostet und wurde bitter dafür bestraft. Deshalb weiß ich, dass der einzige Weg, sich nicht in der Vergangenheit zu verlieren, darin besteht, sie zu vergessen.«
    Granock stutzte ob der eigenwilligen Betonung, die der Älteste dem Wörtchen »sie« zukommen ließ. Er war nicht sicher, ob sich Farawyns Empfehlung tatsächlich auf die Vergangenheit bezog oder ob er vielmehr längst ahnte, was Granock, Alannah und Aldur damals auseinandergebracht hatte.
    Hatte Farawyn womöglich in einer seiner Visionen gesehen, wie es zum Zerwürfnis zwischen den Freunden gekommen war?
    Die Möglichkeit, dass sein alter Meister ihn womöglich längst durchschaut hatte, war ihm unangenehm, und er straffte sich, um sich seine Bestürzung nicht anmerken zu lassen.
    »Das kann ich nicht«, erklärte er steif.
    »Dann, so fürchte ich, kann ich dir auch nicht helfen«, entgegnete Farawyn ruhig. Es lag kein Vorwurf in seiner Stimme, nur Bedauern.
    »Bin ich damit entlassen?«
    Der Älteste nickte, und Granock wandte sich zum Gehen. Dabei wurde ihm klar, dass er soeben Zeuge eines der seltenen Momente gewesen war, in denen Farawyn ihn für einen wenn auch nur kurzen Augenblick in sein Innerstes hatte blicken lassen.
    »Junge?«
    Granock hatte die versiegelte Tür noch nicht erreicht. Er blieb stehen und wandte sich um. »Ja, Meister?«, fragte er.
    »Dir ist klar, dass nichts von dem, was hier gesprochen wurde, nach außen dringen darf? Würden Cysguran und meine anderen Gegner im Rat davon erfahren, würden sie ihr Wissen nutzen, um mir zu schaden.«
    »Ich weiß, Meister«, versicherte Granock. »Seid unbesorgt, ich werde nichts verraten. Manchmal allerdings frage ich mich, warum Ihr mich eingeweiht habt. Vielleicht hättet Ihr auch mich über Alannahs und Aldurs Aufenthalt im Unklaren lassen

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