Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
vergangen, wie viele Tage und Wochen er damit zugebracht hatte, über Strategien zu brüten, während ihm in albtraumgeplagten Nächten die Zahlen der Opfer vor Augen standen, die dieser Konflikt bereits gekostet hatte, Seelen, die unwiederbringlich verloren waren und niemals Eingang in die Ewigkeit finden würden.
Ein König des Friedens, der Muße und der Künste hatte Elidor sein wollen. Breuthyr hatten sie ihn deshalb genannt, den Träumer, und nach allem, was er seither erlebt und erfahren hatte, konnte Elidor nur sagen, dass sie damit recht gehabt hatten. Doch diese Zeiten waren lange vorbei.
Der König war aus seinem Traum erwacht. Aus dem Poeten war der Krieger geworden, der zum Schwert gegriffen hatte, um sein Reich zu verteidigen und die Aufgabe zu erfüllen, die die Geschichte ihm zugedacht hatte - auch wenn der Ausgang der Kämpfe noch völlig offen war.
Landkarten waren auf der Tischplatte ausgebreitet, und in der Mitte stand ein tönernes Modell, das den westlichen Frontverlauf und die Ausläufer des Schwarzgebirges abbildete. Ein Band aus blau gefärbtem Sand markierte den Verlauf des Flusses, die entlang der Grenze stationierten Legionen wurden durch verrschiedenfarbige Steine repräsentiert, die je nach Truppenstärke unterschiedlich groß waren. Ihnen gegenüber, auf der anderen Seite des Flusses, waren schwarze Kiesel verstreut, so zahlreich, dass sie nicht gezählt werden konnten. Die Horden des Feindes ...
Die Männer und Frauen, die um den Tisch versammelt waren, genossen allesamt Elidors Vertrauen. Fürst Narwan war darunter und einige andere königliche Berater, dazu Prinz Runar, der als Botschafter des Zwergenreichs am Hof von Tirgas Lan weilte, sowie Meisterin Tarana als Abgesandte des Ordens von Shakara. Und noch eine junge Frau nahm an den Gesprächen teil, die zumindest eine Zeit lang in Shakara gewesen war und die Geheimnisse der Weisen erforscht hatte: Caia, die Konkubine des Herrschers.
Wäre es nach Elidor gegangen, so hätte er die ehemalige Zauberschülerin längst zu seiner Königin gemacht. Aber Caia hatte ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass seine Sorge in diesen Zeiten anderen Dingen zu gelten habe und dass sie erst seine Frau werden wolle, wenn der Krieg gewonnen und das Reich gerettet sei. Elidor wusste nicht, ob es jemals dazu kommen würde, aber ihm war klar, dass sich ein Herrscher keine treuere Gefährtin an seiner Seite wünschen konnte. Ihr Rat bedeutete ihm viel, was sowohl auf Seiten der Höflinge als auch bei den Offizieren anfangs für Misstrauen gesorgt hatte. Inzwischen war ihnen jedoch klar geworden, dass auch Caia nichts als das Wohl des Reiches und seines Herrschers im Sinn hatte.
Die Mienen der Berater waren sorgenvoll, während sie den Ausführungen General Irgons lauschten, des Oberbefehlshabers der elfischen Legionen ...
»Soweit wir bislang wissen, konnten sämtliche Angriffe der letzten Tage abgewehrt werden. Lediglich hier« - der General, über dessen linkem Auge eine breite Narbe verlief und der sein glattes schwarzes Haar wie die meisten Offiziere kurz geschnitten und punktgescheitelt trug, deutete auf einen Frontabschnitt, der sich im Nordwesten befand, unweit der Sümpfe, die die Gebirge teilten -, »hat es eine feindliche Einheit geschafft, sich diesseits des Flusses festzusetzen und zumindest zeitweise einen Brückenkopf zu bilden. Indem wir unsere Truppen an dieser Stelle verstärkten, ist es uns allerdings gelungen, sie wieder zurückzudrängen und in das Marschland zu treiben, wo sie aufgerieben wurde.«
»Ein ernst zu nehmender Vorfall«, meinte Fürst Narwan. »Noch vor einem Jahr wäre es undenkbar gewesen, dass die Unholde den Fluss überqueren, und nun häufen sich derlei Ereignisse in besorgniserregender Weise.«
»Das lässt sich nicht bestreiten.« Irgon nickte. »Der Feind greift mit unverminderter Härte an, wohingegen unsere Kräfte allmählich nachlassen. Unsere Krieger sind nach wie vor besser ausgebildet und dem Feind im Zweikampf überlegen, doch haben die langen Kämpfe Spuren hinterlassen. Es gibt kaum einen Soldaten, der noch keine Wunde davongetragen hätte, und wir haben Schwierigkeiten, die Verluste auszugleichen, die wir bei den Kämpfen an der Grenze erleiden.«
»Wie kann das sein?«, erkundigte sich Fylon, der königliche Schatzmeister, mit hochgezogener Braue. »Habt Ihr uns nicht versprochen, unsere Linien würden stehen wie eine Mauer?«
»Das habe ich«, bestätigte Irgon schnaubend,
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