Die Zauberer 03 - Das dunkle Feuer
es so ist, wie Ihr sagt«, entgegnete der König, »wenn unser Feind tatsächlich in der Lage ist, den Tod zu betrügen und die Gefallenen von den Schlachtfeldern zurückzuholen, dann brauchen wir die Hilfe unserer Freunde aus Shakara - denn Magie lässt sich nur durch Magie bekämpfen, und Farawyn hat zugesagt, dass die Zauberer zur Stelle sein werden, wenn ich sie brauche.«
»Das hat er«, räumte Tarana ein. »Aber Majestät dürfen nicht vergessen, dass meine Brüder und Schwestern auch ohnedies schon in großer Zahl im Einsatz sind: Sie unterstützen Eure Truppen im Kampf an der Westfront, sind als Späher tätig, bilden Novizen aus und durchkämmen das Reich nach Begabten, um die Verluste auszugleichen, die unsere Gemeinschaft bereits erlitten hat. Mehr Hilfe, so fürchte ich, kann Farawyn Euch zu diesem Zeitpunkt nicht gewähren, zumal auch die Ordensburg selbst Schutz benötigt.«
»Shakara ist weit entfernt«, gab General Irgon zu bedenken. »Wenn ein Ort bedroht ist, dann Tirgas Lan.«
Tarana erwiderte nichts darauf, und Elidor blickte auf das Stundenglas, das neben den Karten auf dem Tisch stand. Unaufhaltsam rieselte der Sand hindurch und machte allen klar, welch flüchtiges Element die Zeit doch war.
Beklommen stellte Elidor fest, dass sie nicht länger auf der Seite des Elfenvolks stand.
Denn nun hatte der Dunkelelf das Heft das Handelns übernommen, und dem König blieb nichts anderes übrig, als zu reagieren, so gut er es vermochte.
Und solange er es vermochte ...
8. DAI CALÓN'Y'TAITH
In Nurmorod herrschte ewige Dunkelheit.
Dunkelheit, die von der teerigen Schwärze rührte, welche in der tief im Berg gelegenen Drachenfestung herrschte, und die nur ab und an vom unsteten Schein blakender Fackeln durchbrochen wurde. Dunkelheit, die aber auch der abgrundtiefen Bosheit entsprang, von der die fensterlosen Gänge und Stollen erfüllt waren, und die selbst in den entlegensten Winkel der Festung zu dringen schien.
In alter Zeit, als Land und See sich der Fesseln des Eises entledigten und der Urkontinent Anwar zerbrach, um Erdwelt seine heutige Gestalt zu geben, hatten die Drachen Burgen errichtet, die ihnen Schutz und Zuflucht boten. Borkavor im Ostgebirge war eine davon, Nurmorod tief im Süden eine andere. Doch im Zuge der Kriege, welche die dragdai untereinander führten, geriet die Festung in Vergessenheit. Über Jahrtausende hinweg waren die Korridore, die das Drachenfeuer einst in den Fels gebrannt hatte, verlassen. Bis ein Zauberer namens Qoray in einer alten Chronik einen Hinweis darauf entdeckte.
Er erzählte niemandem davon und behielt sein Wissen für sich. Erst viel später, nachdem er sich vom Rat der Zauberer losgesagt hatte und aus Qoray Margok geworden war, erklärte er Nurmorod zu seinem geheimen Versteck.
Von hier aus führte er seinen ersten Krieg gegen die Welt, von hier aus bereiteten seine Anhänger seine Rückkehr vor. Und von hier aus hatte er vor vier Wintern zum zweiten Mal versucht, Erdwelt mit einem Sturm der Vernichtung zu überziehen.
Wie lang die Stollen waren, die den Fels durchzogen, wie viele Gewölbe es gab, die sich im Innern des Berges erstreckten und teils von überwältigender Größe waren, wusste niemand genau. Jedoch gab es einen Mittelpunkt, von dem aus sich die Hauptgänge verzweigten, eine riesige Halle, deren Decke und Wände überzogen waren von schwarzgrauer Schlacke, die unter der Hitze des Drachenfeuers geschmolzen und dann wieder erstarrt war und bizarre Formen gebildet hatte. Dort, inmitten dieser grässlichen Galerie, die widerhallte von den Schreien gequälter Kreaturen, schlug das Herz der Finsternis. Hier hielt Margok in jener schrecklichen Gestalt Hof, die dem Dunkelelfen die Rückkehr in die sterbliche Welt ermöglicht hatte.
Dem Aussehen nach hätte niemand zu beurteilen vermocht, welchen Geschlechts das Wesen war, das auf dem aus Schlacke geformten Thron saß. Von hagerem, geradezu knochigem Wuchs und größer als ein Mensch oder ein gewöhnlicher Elf, bot der Dunkelelf an sich schon einen erschreckenden Anblick; verstärkt wurde dieser noch durch die graue, von dunklen Adern durchzogene Haut und die Hände, die in raubtierhafte Klauen ausliefen. Das Antlitz des Dunkelelfen war ebenso schmal wie seine übrige Erscheinung und wurde von langem schwarzen Haar umrahmt, das eine letzte Reminiszenz an jene abtrünnige Zauberin war, die ihren Körper geopfert hatte, um Margoks Geist eine neue Heimat zu bieten. Die
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