Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
Zorn.
Stumm schüttelte sie den Kopf. »Nein«, flüsterte sie. »Alles, was ich wollte, war euch zu retten.«
»Und deshalb wolltest du uns vergiften? Mich, deine Schwester und Shaara?«
»Ich wollte nur verhindern, dass ihr euch in Gefahr begebt.«
»Du hast mich betrogen! Du hast versprochen, mich nie wieder zu verlassen.« Seine Augen suchten ihre. Der alte Aran, der der nur Wut und Hass und Rache in seine Seele ließ, war noch lebendig. Juliane hatte nicht geahnt, dass in Aran diese alten Gefühle noch so sehr schwelten.
Er las ihre Gedanken und rang seine Wut nieder. »Nur durch dich kann ich sie unterdrücken. Ich bin nur ein Mensch. Ohne dich bin ich nichts.«
Juliane sank auf das Bett und weinte. »Verstehst du denn nicht? Ich habe keinen Einfluss. Auf nichts.« Sie legte ihre Hand auf ihr Herz. »Das wird immer dir gehören und meine Seele, du bist meine Seele. Aber am Ende sind wir wieder getrennt und ich wollte wenigstens sicherstellen, dass du in Sicherheit bist. Du und die anderen. Ohne dich …«, ihre Stimme erstarb in haltlosem Schluchzen.
*
Aran war mit einem Schritt bei ihr und umarmte sie. In seinem Inneren löste sich ein Knoten. Beinahe hätte er sie verloren. Selina hatte ihn zufällig auf Julianes angebliche Schlaflosigkeit angesprochen und ihr auf Arans Bitte hin nur eine harmlose Kräuteressenz gegeben. Wenn er nicht gemerkt hätte, dass sie etwas vor ihm verbarg, wäre sie jetzt tot.
»Ich werde nicht zulassen, dass du dich wieder in solche Gefahr begibst.« Er strich ihr die Haare hinter die Ohren und wischte ihre Tränen aus dem Gesicht.
»Aran?« Ihre Stimme klang verschnupft. »Ich muss dir noch etwas gestehen. Ich …«
Sein Atem stockte, aus Angst, was sie ihm sagen wollte.
»Was würdest du dazu sagen, Vater zu werden?«
Er brauchte einen Moment, um diese Information zu verarbeiten. »Wir werden ein Kind bekommen?«, vergewisserte er sich. Sein Blick wanderte zu ihrem Bauch. Sie nahm seine Hand und legte sie darauf. Er fühlte eine leichte Wölbung, wo zuvor alles flach und fest gewesen war. Er küsste sie. »Juliane«, flüsterte er an ihren Lippen und küsste sie erneut. Seine Freude war ehrlich und er wusste, dass sie dies spürte. »Warum hast du mir das nicht sofort erzählt?«, fragte er, obwohl er die Antwort längst kannte.
Sie senkte den Kopf. »Es war nicht geplant, dass wir überleben. Ich konnte nicht zulassen, dass du mit diesem Wissen lebst.«
Aran streichelte ihr Gesicht, zu benommen, um die Bedeutung ihrer Aussage begreifen zu wollen.
Jemand trommelte heftig an die Tür und schreckte sie auf.
»Heh«, brüllte Michaela vor der Tür. »Ich störe eure intime Siegesfeier äußerst ungern, aber ihr solltet wieder in die Klamotten hüpfen und mitkommen. Kalira ist erwacht.«
Juliane sprang hoch und riss die Tür auf.
Michaela stand mit blitzenden Augen davor. »Kommt ihr mit?« Sie streckte sich, um einen Blick auf Aran zu erhaschen. »Angezogen, wie schade.« Sie drehte sich um. »Na ja, kommt einfach hinterher.« Damit flitzte sie davon.
Juliane und Aran betraten vorsichtig das Schlafgemach.
Kalira stand unwillig da und ließ sich von Selina untersuchen. Als sie Juliane entdeckte, leuchteten ihre Augen auf. Sie schickte die Burgheilerin unwirsch hinaus. Kalira warf sich in Julianes Arme. Die beiden weinten. Kalira war es, die sich aus der Umarmung löste.
Kalira lachte. »Du bist völlig verdreckt. In welchem Geröllhaufen hast du dich gewälzt?«
»Und du siehst fabelhaft aus.« Erneut umarmten sie sich.
Aran trat näher und zu Julianes Erstaunen ließ er sich von Kalira in die Arme schließen.
»Kannst du mir verzeihen? Ich habe geschworen, dich und Ranon zu beschützen. Ich habe versagt«, gestand er benommen.
Kalira schüttelte den Kopf. »Es war nicht deine Schuld. Niemand konnte ahnen, dass wir in Kloobs Falle geraten.« Sie legte ihre Hand auf Arans Schulter. »Es gibt nichts, dass ich dir vergeben müsste. Wenn sich jemand zu entschuldigen hat, dann ich. Du hattest mich gewarnt.« Ihre Augen verdunkelten sich. »Ranon büßte dafür.«
»Wir haben ihn gesehen.« Juliane erschien es wichtig, Kalira wissen zu lassen, dass ihn nicht einmal der Tod gehindert hatte, sie und die Menschen, die er liebte zu beschützen. »Oben im Turm, er hat geholfen, Kloob zu besiegen.«
Ein kummervoller Ausdruck legte sich auf Kaliras Miene. »Wie?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht. Meine Schwester Michaela hatte daran Anteil.« Juliane
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