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Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)

Titel: Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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nicht zu sehr verdünnt wurde. Juliane hoffte, dass das Mischungsverhältnis in Ordnung war.
    Sie versteckte das Fläschchen und brachte Aran einen der Kelche. Mit ihrem eigenen setzte sie sich in den Ledersessel.
    Tatsächlich war niemand von ihnen in der Stimmung viel zu reden. Irgendwann servierten Diener etwas zu essen.
    Sie nutzte die Gelegenheit und schenkte Michaela, Aran und Shaara mit Schlaftrank versetzten Wein nach. Für sie blieb nichts mehr übrig.
    Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, als Aran seinen Wein im Kelch schwenkte, schnupperte und den Pokal abstellte, um in aller Seelenruhe zu essen. Ihre Nerven lagen blank. Selina hatte ihr versichert, dass der Trank geschmacklos sei. Juliane wollte gar nicht daran denken, was geschah, wenn Aran den Betrug bemerkte. Er schob den Teller von sich, schien ihren Blick zu bemerken und sah sie an. Juliane schluckte nervös, verschloss ihren Geist und versuchte sich an einem Lächeln, das sich nicht schmerzhafter hätte anfühlen können, wenn man es ihr mit einem Messer ins Gesicht geritzt hätte.
    Er fixierte sie nachdenklich. Ihr Herzschlag vibrierte bis zu ihrer Stirn. Langsam hob er den Kelch an seine Lippen und trank. Shaara leerte den Wein in einem Zug und auch Michaela genoss ahnungslos den Inhalt ihres Bechers.
    Erleichtert, aber dennoch mit ängstlich klopfendem Herzen sah sie zu, wie die drei sichtlich ermüdeten.
    Michaela gähnte verstohlen. Schließlich fielen ihr wiederholt die Augen zu.
    Shaara warf einen misstrauischen Blick in die Runde.
    »Gift«, flüsterte er. Er wollte sich erheben, doch seine Knie versagten den Dienst. Er musste herzhaft gähnen.
    Erschrocken beobachtete Juliane, wie rasant der Schlaftrunk wirkte. Sie flehte stumm zu den Schicksalsmächten, dass dies nicht einer Überdosis geschuldet sein mochte.
    Juliane sah zu Aran.
    Auch er schien kaum noch in der Lage, die Müdigkeit zu bekämpfen.
    »Was hast du getan?«, fragte er, sprang auf und packte sie an den Schultern. Er schüttelte sie unsanft. »Was hast du getan?«
    Es war das erste Mal, dass er sie anschrie. Unter schlaftrunkenen Lidern schleuderten seine Augen wütende Blitze.
    Tränen stiegen in ihr auf. »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich musste das tun, verstehst du? Ich muss euch beschützen.«
    Aran zog sie an sich, doch es war Juliane, die ihn stützte, weil er kaum über die Kraft verfügte, sich auf den Beinen zu halten, als die Wirkung des Schlafmittels seine Wirkung vollends entfaltete. Sie brachte ihn zum Ledersessel und zwang ihn mit sanftem Druck hinein.
    »Warum?« Er starrte sie aus verschleierten Augen an.
    »Ein Opfer aus Liebe kann Kloob vernichten, hat Moira gesagt. Ich werde nicht zulassen, dass ihr alle euch in Gefahr begebt. Nicht, wenn ich das verhindern kann.«
    Sie beugte sich ein letztes Mal über Aran und küsste ihn leidenschaftlich. »Ich liebe dich, Aran. Ich liebe dich mehr, als ich auszudrücken vermag. Ti fir nae nejche!« Dann verließ sie fluchtartig die Bibliothek, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Wer dem Tod entgegentrat, durfte sich nicht umsehen.

Wie nahe Furcht und Mut zusammenwohnen,
    das weiß vielleicht am besten,
    wer sich dem Feind entgegenwirft.
    Christian Morgenstern
     
     
     
    Kapitel 17
    Todesmutig
     
     
     
    F insternis hüllte sie ein, als sie den Hof überquerte. Die Sterne versteckten sich immer wieder hinter vorüberziehenden Wolken.
    Juliane konnte die dunkle Kraft des Schattenmondes fühlen. Tod lag in der Luft. Die Angst in ihr hatte eiserner Entschlossenheit Platz gemacht.
    Sobald sie den alten Turm betreten hatte, gab es keine Gelegenheit mehr für einen Rückzug. Sie blickte das Bollwerk empor. Dunkel und drohend, wie der Zeigefinger eines übel gelaunten Gottes, ragte er in den Nachthimmel. Jeder einzelne Stein hatte die dunkle Energie Kloobs aufgesogen. Wieso war ihr das nie zuvor aufgefallen? Das beste Versteck war immer noch direkt vor der Nase der Feinde. Das hatte Ranon ihr stets gebetsmühlenartig vorgesagt. Sie holte tief Luft und stieß die Tür auf.
    Modrige Luft schlug ihr entgegen. Im Dunkeln musste sie ihren Weg die schmalen Stiegen hinauffinden. Sie vermutete, dass sich Kloob, wie beim letzten Mal, im obersten Zimmer aufhielt.
    Ihr Herz hämmerte erschreckend heftig gegen ihre Brust. Aus ihrem Magen stieg Übelkeit auf. Dennoch hielt sie nicht inne, bis sie vor der schweren Eichentür ankam. Aus den Ritzen drang Licht. Juliane zwang sich, ruhig zu atmen, ehe sie ihre Hand auf die Klinke

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