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Die zehn Fragen: Roman

Die zehn Fragen: Roman

Titel: Die zehn Fragen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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„die mit Samuel Stone
verheiratet war."
Sie gingen alle schlafen.
    Die Witwe träumte davon, was sie mit dem ganzen Geld von ihrem Mann machen wollte. Sie fuhr auf einer riesigen Jacht durch die Südsee.
    Der Anwalt träumte, er sitze in einer riesigen Kanzlei mit wertvollen antiken Möbeln.
    Der Neffe träumte, daß er eine Villa in Südfrankreich besaß, wo er es sich gutgehen ließ und sich mit vielen hübschen Bikinimädchen die Zeit vertrieb.
    Und David träumte davon, wie er Geld an die Armen und Obdachlosen verteilte.
    Es begann um zwei Uhr morgens. Zuerst war es nur ein schwacher Laut, der durch das Haus ging. Dann wurde es immer lauter, bis es ein seltsames Trommeln wurde, zum Fürchten.
    Alle erwachten sie gleichzeitig von dem Lärm.
    Die Witwe setzte sich im Bett auf und dachte : Da muß jemand einen Fernseher angeschaltet haben.
    Der Neffe setzte sich ebenfalls auf und dachte : Da feiern sie offenbar im Nachbarhaus eine Party. Vielleicht kann ich mitmachen.
    Der Anwalt dachte: So einen Lärm zu machen, diese Nachbarsleute. Die Polizei sollte man holen.
    Und David dachte: Um Gottes willen, die Indianer sind da! Alle standen auf. Sie brauchten sich nicht erst anzuziehen, weil jeder in seinen Kleidern geschlafen hatte. Sie trafen sich oben auf dem Flur. „Was geht hier vor?" fragte die Witwe.
    „Nichts, worüber man sich beunruhigen müßte", begütigte der Neffe.
    In diesem Moment hörten sie einen Schrei. „Was war das?" fragte der Neffe.
    David antwortete: „Ich weiß auch nicht. Am besten sehen wir nach."
    Er schaltete das Licht an. Aber nichts geschah. Es blieb finster. „Kein Strom da!" rief der Neffe.
    „Das ist aber komisch", sagte David. „Vorhin war noch Strom da. Jemand muß ihn abgestellt haben."
    Das Haus im Dunkeln war unheimlich. Ein kalter Wind wehte plötzlich durch den Flur, und alle fröstelten. Unten waren merkwürdige Geräusche zu hören. Als flatterten Fledermäuse umher.
    „Das gefällt mir nicht"; sagte die Witwe. Sie zitterte. „Vielleicht sollten wir uns besser davonmachen."
    „Und den Schatz aufgeben?" sagte der Neffe. „Kommt nicht in
Frage. Ich bleibe."
„Wir bleiben alle", erklärte der Anwalt.
    Und David sagte: „Es gibt keinen Grund, vor irgend etwas Angst zu haben."
    Aber in Wirklichkeit wurde ihnen allen allmählich zweierlei. Sie schlichen sich gemeinsam ängstlich die Treppe hinab, alle hinter David her, dem sie jetzt gern den Vortritt ließen. „Wenn wir wenigstens eine Taschenlampe hätten", sagte David.
    In diesem Augenblick gingen alle Lichter an.
Sie blieben überrascht stehen.
„Na", sagte die Witwe, „da haben Strom."
Aber da erlosch das Licht erneut.
    Der Neffe sagte als erster etwas. „Da spielt einer mit dem Licht herum."
    Daraufhin sagte die Witwe: „Das heißt, es ist noch jemand im Haus. Wir sind nicht allein!"
    Da hallte ein gespenstischer Schrei durch das Haus. Und sie vernahmen eine Stimme: „Geht fort! Geht fort! Fort mit euch!" Die Witwe durchlief ein eisiger Schauder. „Nichts wie weg hier!" schrie sie.
    „Bleiben Sie da!" sagte der Anwalt. „Die wollen uns nur angst machen."
    „Und das schaffen sie auch", sagte die Witwe. „Ich habe Angst!"
    Das Trommeln begann wieder, diesmal noch lauter. „Haben Sie eine Ahnung", fragte der Anwalt David, „warum es in diesem Haus angeblich spukt?"
    „Ja", sagte David. „Vor vielen Jahren haben die Indianer hier an dieser Stelle ihre Toten beerdigt. Man erzählt sich, sie wollen nicht, daß die Grabesruhe ihrer Vorfahren gestört wird." „So?" sagte der Neffe. „Dann sind das also Indianertrommeln, und in dem Haus spuken alte Indianer? Die haben vermutlich Pfeil und Bogen und schießen damit auf uns." Alle drängten sich furchtsam um David.
    „Nun seid mal ein bißchen realistisch!" mahnte David. „Geister können keinem etwas antun."
    Aber im selben Moment kam eine Lampe durch die Luft auf sie zugesaust und verfehlte sie nur knapp. „Hilfe!" schrie die Witwe.
    „Bleibt alle eng zusammen!" kommandierte David. „Dann passiert nichts. Wir müssen diesen Schatz noch vor dem Morgengrauen finden."
    „Ich glaube, ich bin gar nicht mehr so scharf darauf, ihn zu finden!" sagte die Witwe. „Ich will nur nach Hause. Es gefällt mir nicht, von toten Indianern angegriffen zu werden." David war allerdings auch verwirrt. Irgend etwas stimmte nicht, aber er wußte nicht genau, was. Er hatte das Gefühl, daß jemand versuchte, sie vom Finden des Schatzes abzuhalten. „Hier entlang", sagte er.

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